Donnerstag, 13. Mai 1915
Wegen Christi Himmelfahrt erscheint an diesem Tag nur die Bonner Zeitung.
Der Bonner Wehrbund veranstaltete am verflossenen Sonntag eine Geländeübung bei Oberholtorf, bei der es sich um die Erstürmung dieses Ortes handelte. Die Ausführung dieser Aufgabe war für die angreifende Partei nicht leicht, da zur Vornahme der Operation nur Wege benutzt werden dürfen und nach Oberholtorf nur ein Weg führt. Zweimal schlugen die vortrefflich geleiteten Verteidiger den Angriff ab und erst der dritte Versuch gelang mit Hilfe einer Kriegslist. Der Wert dieser Uebungen steckt ja weniger in der Nachahmung eines kriegerischen Spieles als in der damit verbundenen Marschleistung und der dadurch bewirkten Ertüchtigung unserer Jugend. Durch den Wandermarsch wird der Zustand der Füße verbessert, das Herz gekräftigt, die Ausdauer erhöht und die Willenskraft gestärkt. Ohne die gewaltigen Marschleistungen – 56 Kilometer an einem Tage – würden unsere Armeen im Osten schwerlich die herrlichen Erfolge erzielt haben. Das sollten die jungen Leute, die vor dem Eintritt ins Heer stehen, und auch die zum ungedienten Landsturm gehörenden Männer, die ihre Einberufung zu erwarten haben, wohl bedenken, und durch Beitritt zum Wehrbund und regelmäßige Teilnahme an den Uebungen sich die erforderliche Marschfähigkeit verschaffen, damit sie die kommenden Strapazen ertragen können. Schon mancher erlag zum Schaden seiner Gesundheit den körperlichen Anstrengungen, weil er versäumt hatte, sich körperlich zu üben und dadurch zu kräftigen. Die zeitige Lage ist ernst. Kein Mann ist zu entbehren. Je mehr geübte und gekräftigte Mannschaften eingestellt werden können, umso größer die Gewißheit des Erfolges. Der Bonner Wehrbund bietet die Gelegenheit zur Einübung.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)