Montag, 10. Mai 1915
Konzert der Musikgruppe Bonn. Zugunsten der Kriegshilfskasse für Musiklehrerinnen gab die Musikgruppe Bonn am Samstag ein Konzert, das erfreulich gut besucht war. Von den Vorträgen nennt man in erster Reihe die Chorgesänge des Axenfeldschen Frauenchors, der unter Leitung von Frl. Elma Axenfeld Schuberts dreistimmigen Frauenchor „Das große Hallelujah“ und das vierstimmig gesetzte „Ständchen“, Ramraths „Seufzer“, einen neuen ansprechenden vierstimmigen a capella-Chor „Im Abendrot“ von Bruno Stürmer und die „Vier Lieder aus dem Jungbrunnen“ und „Märznacht“ von Brahms sang und in all diesen Chören durch das nicht sehr starke, aber gut ausgeglichene und schön zusammengehaltene Stimmenmaterial und den fein empfundenen Vortrag reichen und wohlverdienten Beifall erhielt. Der Axenfeldsche Frauenchor trug so ein wesentliches Teil zum Gelingen des Konzertes bei. Sehr hübsch waren auch die drei Lieder von Brahms, die Frl. Fischbach mit angenehm timbrierter Altstimme und echter Empfindung sang, während ihr für Richard Strauß vorläufig noch die innere Einstellung fehlt. Sie wurde von Frl. Henny Rosenstrauch mit feiner Anschmiegsamkeit begleitet.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Hoher Besuch. Prinz Friedrich Karl von Hessen und Frau Prinzessin Friedrich Karl von Hessen weilten letzter Tage hier in Bonn zum Besuch der Frau Prinzessin Adolf zu Schaumburg-Lippe. Die Nachricht, daß die Großherzogin von Hessen hier anwesend war, beruht auf einer Verwechslung.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Feldpost. Zu den Klagen über die Feldpost schreibt die „Liller Kriegszeitung“ in ihrer Nummer 39: „Es ist noch in jedermanns Erinnerung, welche Flut von Klagen und Beschwerden in den ersten Kriegswochen über unsere Feldpostverwaltung niederging. Man vergaß, daß jedes Ding erst gut eingerichtet sein will, ehe es seine Ausgabe tadellos erfüllen kann, und man übersieht vielfach, daß bei den ungeheuren Truppenverschiebungen in der ersten Zeit selbst bei bester Einrichtung nicht alles so klappen konnte, wie es vielleicht erwünscht war. An die damaligen Klagen denken sicher viele heute nicht mehr gerne zurück. Hat sich doch im weiteren Verlaufe des Krieges gezeigt, daß unsere deutsche Feldpost auf einer Höhe steht, wie sie jedenfalls von der Feldpost keiner anderen kriegsführenden Macht erreicht wird. Es ist keine Seltenheit, daß Briefe aus dem Westen und sogar aus dem Osten, wenn die Aufgabestelle einigermaßen günstig gelegen ist, in 48 Stunden in den Händen der Empfänger sind. Tatsächlich dauert die Beförderung manchmal nicht länger als im Frieden.“ Wir bemerken hierzu, daß neuerdings die Feldpostbriefe usw. im Falle der längeren Zurückhaltung von den Postanstalten mit einem Stempelabdruck „Aus militärischen Gründen verzögert“ versehen werden, wodurch die Empfänger auf die verspätete Zustellung aufgeklärt werden. Diese Maßnahme ist sehr zweckmäßig, da sie zur Beruhigung der Briefempfänger beitragen wird; vielleicht hätte man sie schon früher einführen sollen, da dann sicher auch mancher unberechtigte Vorwurf gegen die Feldpost ausgeblieben wäre.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)