Donnerstag, 6. Mai 1915

  

Sendungen an die deutschen Kriegsgefangenen im Auslande. Aus Berlin wird amtlich mitgeteilt: Es liegt im Interesse der deutschen Kriegsgefangenen im Auslande, daß die an sie gerichteten Postsendungen nichts enthalten, was nach den in den betr. Gefangenenlagern gültigen Bestimmungen unzulässig ist. – Insbesondere sind zu unterlassen: Mitteilungen über die politische und wirtschaftliche Lage in Deutschland, abfällige Bemerkungen über die feindlichen Länder, Nachrichtenübermittlung in geheimer oder unsichtbarer Schrift. Uebersendung von Zeitungsausschnitten und Einlagen im Brieffutter oder in Paketsendungen und dergl. mehr Verbotswidrige Sendungen haben oft für die deutschen Kriegsgefangenen die unangenehmen Folgen, daß ihr Briefverkehr auf mehr oder weniger lange Zeit gesperrt wird, oder daß ihnen sonstige Vergünstigungen entzogen werden.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

 

Anzeige im General-Anzeiger vom 6. Mai 1915Verwundete auf einer Erholungsfahrt am Rhein. Mehrere Hundert in der Genesung befindliche Verwundete aus den Lazaretten in Duisburg, trafen gestern morgen auf dem Bahnhof hier ein und marschierten unter Musikbegleitung durch unsere Stadt. In ihrer Begleitung befanden sich der Oberbürgermeister von Duisburg, die Aerzte und das Pflegepersonal der verschiedensten Lazarette und was die Hauptsache ist, mehrere Zahlmeister.
   Der Zug bewegte sich über den Kaiserplatz durch die in schönstem Maienschmuck prangenden Anlagen des Hofgartens nach dem Rhein, wo ein Schiff der Köln-Düsseldorfer Gesellschaft die „Feldgrauen“ aufnahm und sie nach Honnef brachte. Dort wurde im Kurhaus das Mittagessen eingenommen und dann gings zu der herrlich gelegenen Rheininsel Anzeige im General-Anzeiger vom 6. Mai 1915Grafenwerth, wo Kaffeerast gehalten wurde. Bei Musik und Gesang verliefen den Kriegern und ihrer Begleitung die Stunden sehr schnell und erst am späten Nachmittag brachte ein Dampfboot die frohgelaunte Gesellschaft wieder rheinabwärts nach Duisburg zurück.

Schulunterricht und Kriegszeit. Man schreibt uns: Trotz der längeren Dauer des gegenwärtigen Krieges und der inzwischen durch vermehrte Einberufung von Lehrern zum Heeres- und Sanitätsdienste noch gesteigerten Schwierigkeiten ist es fast überall gelungen, den Unterricht in den Volksschulen aufrecht zu erhalten. Auch muß dankbar anerkannt werden, daß die Schule in einer Zeit, in der die häusliche Erziehung vielfach durch die Abwesenheit des Vaters mehr oder weniger beeinträchtigt ist, alles aufgeboten hat, um die Jugend in guter Zucht und Ordnung zu halten. Um diesen erfreulichen Zustand an unseren Schulen auch weiterhin aufrecht zu erhalten, hat der Unterrichtsminister durch einen neueren Runderlaß vom April d. J. die Aufsichtsbehörden angewiesen, im Bedarfsfalle auch geeignete technische Lehrerinnen in anderen als technischen Fächern, und auf der Unterstufe auch geeignete Kindergärtnerinnen vertretungsweise zu beschäftigten. Auch können während der Kriegsdauer Lehrerinnen zum Unterrichte älterer Knaben und nötigenfalls auch solche in einklassigen Schulen verwendet werden. Wenn nun auch weiterhin nach Bedarf Kürzung der Unterrichtstunden, Zusammenlegen von Klassen u. dergl. stattfinden darf, so ist doch überall und in jedem Falle genügend Raum zu schaffen, um die großen Ereignisse der Zeit für Unterricht und Erziehung zu verwerten, die Schuljugend auch über die wirtschaftlichen Notwendigkeiten der Gegenwart – ihrem geistigen Gesichtskreise entsprechend – aufzuklären und durch sie nach Möglichkeit auch bei ihren Angehörigen den opferfreudigen Willen zu erfolgreichem Durchhalten zu stärken.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

  

Anzeige in der Deutschen Reichs-Zeitung vom 6. Mai 1915Gegen den Aushungerungsplan unserer Feinde. Am Freitag den 7. d. M. findet im Dreikaisersaal, Kölnstraße, ein öffentlicher Vortrag über „Der Kampf gegen den Aushungerungsplan der Engländer“ statt. Zeitungsnachrichten zufolge gibt derselbe äußerst wichtige Anregungen, zumal der Redner – R. Jakobs-Solingen – es versteht, der so überaus wichtigen Frage neue Seiten abzugewinnen und Mittel und Wege zu zeigen, die uns in den Stand setzen, den Plan der Engländer zu vereiteln.

Zigarettenrauchen der Schulkinder. Die Königliche Regierung, Abteilung für Kirchen- und Schulwesen, macht bekannt: Es ist eine bedauerliche Tatsache, daß das Zigarettenrauchen der Schulkinder in erheblichem Maße immer mehr zunimmt. Diese Unsitte schließt aber für unsere Jugend und damit für unser Volkswohl, in gesundheitlicher, sittlicher und sozialer Hinsicht große Gefahren in sich. Es gehört zu den Aufgaben der Schule, mit allen ihr zu Gebote stehenden Mitteln, vor allem durch Belehrung und Warnung hiergegen einzuschreiten. Auch empfiehlt sich die gelegentliche Einwirkung auf die Eltern der Kinder durch die Lehrer.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten")