Dienstag, 13. April 1915
Im Metropoltheater werden in dieser Woche zwei große Dramen im Film vorgeführt: „Kulissenzauber“ mit Alexander Moissi vom Deutschen Theater in Berlin in der Hauptrolle und „Ein Kind der Straße“; außerdem das köstliche Lustspiel „Der Hut meiner Frau“.
Die Köln-Düsseldorfer Dampfschiffahrts-Gesellschaft teilt mit, daß zu Anfang Mai d. J. die noch erforderliche Anzahl von Schiffen in Dienst gestellt werden, um von diesem Zeitpunkt an, einen, den bestehenden Verhältnissen und dem Reisebedürfnis während der Kriegszeit entsprechenden beschränkten Sommer-Fahrplan für den Personenverkehr auf der Hauptstrecke zwischen Köln und Mainz in Kraft zu setzen. In diesem Fahrplane ist auch die Ausführung je täglich einer Schnellfahrt zwischen Köln und Mainz und umgekehrt für den durchgehenden Verkehr vorgesehen. Daneben werden die zusammengesetzten Fahrten Mannheim-Rotterdam und umgekehrt beibehalten.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Das Buschwindröschen nicht giftig. Man schreibt uns: Im Beiblatt (S. 6) von Nr. 8964 vom 12 April 1915 bringen Sie eine Notiz (Zuschrift aus dem Leserkreise) über das Buschwindröschen (Anemone nemorosa), die einen Irrtum enthält, wohl aufgrund einer Verwechselung. Dem Botaniker ist nichts bekannt davon, daß das niedliche Buschwindröschen giftig ist. Giftig ist nur die hierzulande kaum vorkommende Kuhschelle, Pulsastilla vulgaris, die vom alten Linné Anemone Pulsastilla benannt worden ist, und die in anderen Gegenden Deutschlands den Namen Osterblume führt. Die ist haarig, und es mag sein, daß die Berührung dieses pelzhaarigen Pflänzchens für zarte Haut bereits eine Entzündung bedeutet. Bei der völlig platten Beschaffenheit der Laub- und Blütenblätter des Buschwindröschens ist das aber völlig ausgeschlossen. Vielleicht bezweckte der Einsender der Notiz aber auch nur, die Kinder von den Frühlingsboten, die in diesem Jahre ziemlich unter der andauern ungünstigen Witterung gelitten haben, wegzugrausen. Schade ist es aber, wenn diese Irrtümer verbreitet werden. Der Verfasser der Notiz wird allerdings bei den Kindern wohl nur schallendes Gelächter hervorrufen. Dazu ist der naturgeschichtliche Unterricht in den Schulen heute zu gut, um ihnen ungestrafte Bären aufbinden zu dürfen.
Vielleicht berichtigen Sie deshalb gelegentlich Ihre Buschwindröschen-Notiz, sonst läßt sich doch vielleicht einer abhalten aus Angst, seine „zarte“ Haut zu schädigen, in diesem sonst nicht gerade freundlichen Frühling Lenzhoffnung in sein Heim zu tragen.
Alexandrine Haenicke, cand. rer. nat.
(Die betr. Notiz hatte uns Herr Förster a. D. Esser – Friesdorf eingesandt. Red.)
Freiwilligen-Einstellung. Bei der 3. Matrosen-Artillerie-Abteilung werden Anfang Mai Freiwillige eingestellt. Es kommen nur kräftig gebaute Leute von 17 bis 19 Jahren in Frage, die noch keine Entscheidung über ihr Militärverhältnis erhalten haben und sich noch nicht zur Rekruten-Sammelstelle anmelden mußten. Mindestmaß 1,64 Meter. Gesuche mit ausführlichem Lebenslauf und der Einwilligungserklärung des gesetzlichen Vertreters sind sofort an das Kommando der 3. Matrosen-Artillerie-Abteilung in Lehe a. d. Weser zu richten. Die ärztliche Untersuchung wird alsdann vom zuständigen Bezirkskommando veranlaßt.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Sacharin statt Zucker. Unlängst ist die Anregung gegeben worden, Sacharin freizugeben, um die Zuckerproduktion einzuschränken und die infolgedessen freiwerdenden Rübenfelder für den Getreideanbau nutzbar zu machen. Dem ist zunächst entgegenzuhalten, daß Sacharin keineswegs geeignet ist, den Zucker zu ersetzen. Der Wert des letzteren liegt nicht lediglich in seiner Süßkraft, sondern vor allem in seinem hohen Nährwert. Nun steht ja so viel Zucker zur Verfügung, daß die weitere Produktion unbeschadet eingeschränkt werden könnte. Wenn dann die freiwerdenden Zuckerrübenfelder mit ihrem vorzüglichen Weizenboden für Weizenanbau zeitweilig verwendet werden, so wäre das nur zu begrüßen. Richtig ist zwar, daß an einzelnen Stellen der Zucker neuerdings im Preise gestiegen ist – bis 10 Prozent und darüber. Der Grund liegt aber nur in vorübergehenden äußeren Umständen, wie Mangel an Transportkräften und Transportmitteln. Viel trägt zur Preissteigerung dann auch noch bei, daß einzelne Hausfrauen sich in geradezu unvernünftiger Weise mit Zucker versorgen. Säcke und zentnerweise ist dies an einzelnen Stellen geschehen.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)