Montag, 22. März 1915 

 

Anzeige in der Deutschen Reichs-Zeitung vom 22. März 1915Der freiwillige Hilfsausschuß f.d. T. hielt am Samstag abend im Bonner Bürgerverein eine Versammlung ab, in der der Vorsitzende Herr Dr. Krantz Bericht erstattete über die Tätigkeit des Ausschusses während des letzten Vierteljahres. Er stellte fest, daß durch die Aufhebung der Erfrischungsstelle am Personenbahnhof in Bonn eine Arbeitsstätte verloren gegangen ist, die einen großen Teil der Mitglieder in erfreulichem Zusammenwirken 5 Monate hindurch anregende Tätigkeit geboten hatte. Die Rücksicht auf Ersparung von Brot und Nahrungsmitteln rechtfertigte diese Maßnahme. Die Sammelstelle des Freiwilligen Hilfsausschusses in der Diskontogesellschaft war unausgesetzt geöffnet und hat der Bürgerschaft Gelegenheit geboten, Liebesgaben aller Art für unsere Truppen zu sammeln. Es sind eine große Anzahl Liebesgabensendungen ins Feld gegangen, besonders wurden dabei unsere Bonner Regimenter bedacht. Aber auch Lazarette, in denen sich augenblickliche Notzustände zeigten, und entfernt von dem großen Strom der Liebesgaben liegende Truppenteile erhielten mannigfache Sendungen. Auch für die Gefangenen in Frankreich sind 100 Pakete mit Liebesgaben zur Zentralsammelstelle in Stuttgart abgegangen. Ein Waggon mit Kleidungsstücken und Hausgerät ist nach Ostpreußen (Ortelsburg) geführt worden. Nachdem 2 Waggons mit ähnlichem Inhalte nach Elsaß-Lothringen abgeliefert waren, konnte auch das Ergebnis der Barsammlung für die dortige notleidende Bevölkerung abgeliefert werden in Höhe von 3269,33 Mark.
   Auch die zweite allgemeine Wollsammlung in Bonn hat ein befriedigendes Ergebnis geliefert. Es wurden gesammelt 2362 wollene Decken, 1009 Lappendecken, die in den Arbeitsstätten der Fortbildungsschule, des Antoniusstiftes, des Agnesstiftes, des Freiwilligen Hilfsausschusses und in der Loestraße fertiggestellt wurden, ferner 254 Steppdecken 7116 Handtücher, ungefähr 6800 brauchbare Kleidungsstücke, 3205 Kilogr. Lumpen, woraus 641 M. gelöst wurden, 71 Kilogr. Wollreste, die 85,20 M. einbrachten, 12 Säcke Wäsche und Weißzeug, 228 Aermelwesten, die in der Arbeitsstätte des Freiwilligen Hilfsausschusses fertiggestellt wurden, dann wurden noch gesammelt: Muffe, Pelzsohlen, Filzsohlen, Fußsäcke, Schlafsäcke, Kissen usw. Die Arbeit des Sortierens war sehr schwierig gewesen. Unter den Damen, die sich in aufopfernder Weise dieser anstrengenden Arbeit unterzogen haben, seien genannt: Frau Geheimrat Ribbert und Frau Major Stubenrauch. Ein Teil der Kleidungsstücke ist der hiesigen Armenverwaltung überwiesen, ein anderer nach Ostpreußen versandt worden. Eine größere Anzahl von gut erhaltenen Männeranzügen wird in der Sammelstelle in der Quanitusstraße, die Räume hat Frau Rottmann freundlichst zur Verfügung gestellt, aufbewahrt, um an Soldaten verteilt zu werden, die als geheilte Invalide in ihre Heimat entlassen werden.
   An der Sammlung am Kriegshilfstage (Kaisers Geburtstag) hat sich der Freiwillige Hilfsausschuß mit seinen Mitgliedern erfolgreich beteiligt. – Die Einrichtung der Verwundeten-Auskunftstelle wurde Mitte Januar in die Geschäftsstelle des Freiwilligen Hilfsausschusses verlegt. Der Betrieb ist dadurch in zweckmäßiger Weise erweitert worden, daß auch die Auskunft über die rechtsrheinischen Lazarette, bis nach Königswinter, aufgenommen wurde. (...)

Konfirmation. Gestern wurde in der Kirche am Kaiserplatz von Herrn Pfarrer Lorenz 36 Knaben und 30 Mädchen, in der Schloßkirche von Herrn Strauß 21 Knaben und 27 Mädchen konfirmiert.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

 

Anzeige in der Deutschen Reichs-Zeitung vom 22. März 1915Der erste Frühlingssonntag brachte uns gestern noch einmal nach langer trüber Wartezeit ausgiebigsten Sonnenschein und bei schwachem Luftzuge 16 Grad Wärme. Dabei war die Luft klar und rein; sie ließ die nachbarlichen Siebenberge, die Rheinlandschaft stromauf, stromab wie neugeboren frisch und froh vor unsere Augen treten. Da zog der Frühling auch in die Herzen; die Augen strahlten in neuer Hoffnung, der winterliche Druck fiel wie Schlacken vom Gemüte. Tausende zogen gemütlich in den lachenden Sonnenschein, hinaus in die keimende, sprossende Natur. – Die Stadt war trotzdem belebt wie an außergewöhnlichen Verkehrstagen; die starke Garnison bringt das mit sich; die jungen Soldaten hatten Besuch aus der Heimat.

Die zweite Bezirksvorturnerstunde des 1. Bezirks des Sieg-Rheingaues fand gestern in der Stiftsturnhalle statt. Trotz des Krieges hatte sich eine stattliche Anzahl Turner der verschiedenen Vereine eingefunden, die das Turnen wieder aufgenommen haben. Die anschließende Versammlung war ebenfalls gut besucht. Nach Erledigung des geschäftlichen Teiles ermahnte der Bezirksturnwart die Turner, zusammenzuhalten und weiter zu arbeiten zum Wohle des Vaterlandes. Mit dem Liede „Frei und unerschütterlich“ wurde die Versammlung geschlossen.

Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

  

Frau Prinzessin Adolf zu Schaumburg-Lippe reiste gestern vormittag nach Frankfurt a. M. und kehrte in der vergangenen Nacht wieder zurück.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)