Samstag, 20. März 1915 

  

Anzeige in der Deutschen Reichs-Zeitung vom 20. März 1915Die Zeichnung für die zweite Kriegsanleihe ist gestern mittag 1 Uhr geschlossen worden. Soweit sich bis jetzt feststellen läßt, hat die Zeichnungssumme in Bonn die der ersten Kriegsanleihe weit übertroffen, durchschnittlich wohl um 50 v. H. Die Städtische Sparkasse hat für ihre Sparkunden und für eigene Rechnung Millionen Mark gezeichnet, doppelt so viel wie bei der ersten Kriegsanleihe. Die Kreissparkasse hat 1 Million Mark für eigene Rechnung und für ihre Kunden 3.322.600 M., zusammen 4.322.600 Mark gezeichnet, etwa 50 v. H. mehr als bei der ersten Anleihe. Die Genossenschaftsbank für Rheinpreußen e.G.m.b.H. zu Bonn hat für sich und ihre Mitglieder 4.800.000 Mark der zweiten Kriegsanleihe übernommen. Von den übrigen hiesigen Geldinstituten konnten uns auf unsere Anfrage noch keine Mitteilung über die Höhe der von ihnen übernommenen Zeichnungen gemacht werden. Vielfach schätzte man, daß die Zeichnungen diejenigen der ersten Kriegsanleihe um 50 v. H. übertreffen würden, so beim Schaafhausenschen Bankverein, bei der Diskontobank, beim Barmer Bankverein. Die Deutsche Bank schätzte die Zeichnungen um 80 v. H. höher als bei der ersten Kriegsanleihezeichnung. Das Gesamtergebnis der Zeichnungen auf die Kriegsanleihe in Bonn dürfte demnach, bei Zugrundelegung der Ergebnisse der ersten Kriegsanleihezeichnung, 95 Millionen Mark übersteigen.

Anzeige im General-Anzeiger vom 20. März 1915Wirtschaftliche Kriegsbereitschaft im Hause. Den dritten Vortrag hielt am Donnerstag, den 11. März, Frau Dr. Wegschneider im katholischen Gesellenhaus. Der erste Teil ihres Vortrages behandelte die Ernährungsfrage. Es wurde besonders betont, daß es jetzt darauf ankommt, die Preise für die Milch niedrig zu halten, indem man möglichst den Gebrauch von Rindfleisch und Butter beschränkt; dagegen wurde dringend geraten, die nicht zu Dauerware geeigneten Teile des Schweines, ebenso Blut- und Leberwurst und das frische Schweineblut zu kaufen, damit weitere Schweine geschlachtet werden könnten und so Kartoffeln und Magermilch für die menschliche Ernährung frei würden. Die hohen Preise sollten nicht abschrecken. Sorgfältigstes Kauen und möglichst trockene Bereitung der Nahrung macht diese ausgiebiger und erlaubt es mit etwa zwei Drittel des bisherigen Bedarfes auszukommen. Im zweiten Teil warnte die Rednerin die Frauen und Mädchen sehr ernstlich vor der großen Gefahr, die unserem Heere und Volke durch die Geschlechtskrankheiten droht. Sie mahnte zur strengsten Zurückhaltung den Soldaten gegenüber, damit nicht die Kraft und das sittliche Selbstbewußtsein des Volkes erschüttert werde. Mit außerordentlich warmen Worten mahnte zum Schluß Herr Schulrat Dr. Baedorf zur Treue im großen und kleinen für Heer und Volk und Vaterland.
   Den vierten Vortrag hielt am 12. März in Poppelsdorf bei Vianden Frl. Reinbrecht, Bonn. Nach einigen einleitenden Worten von Herrn Dr. Baedorf sprach sie in eindringlichen Worten über das Thema: „Wie kann die Frau helfen, den Krieg gewinnen“ und „Was haben wir zur Ernährung, und wie können wir es verwenden.“
   In der Aussprache wurden verschiedene Fragen beantwortet und auf zwei weitere Kochkurse aufmerksam gemacht, von denen der erste, kürzere, von sechs Abenden, für Frauen und Mädchen, die schon kochen können, am Donnerstag, 18. März, in der Fortbildungsschule begonnen hat und am 27. März endet; der zweite Kochlehrgang wird jedoch wieder 12 Abende umfassen, wie die früheren, und am 13. April beginnen. Zahlreiche Frauen zeichneten sich in die ausliegende Liste ein. Weitere Anmeldungen werden in der hauswirtschaftlichen Beratungsstelle in der Franziskanerstraße 9, Zimmer Anzeige in der Deutschen Reichs-Zeitung vom 20. März 191524 – Dienstags und Freitag von 10 – 12 – angenommen. Daselbst sind auch die Kochbücher zu haben. Die vorhandenen wurden alle beim Ausgang des Saales verkauft. Zum Schlusse wies Herr Dr. Baedorf zur Ergänzung der Ausführungen von Frl. Reinbrecht, aufs eindringlichste noch auf dreierlei Pflichten hin: Gold sammeln, Reichsanleihe zeichnen, sittlich sich als echte deutsche Frau bewähren. Alsdann dankte Herr Dr. Baedorf im Namen des Oberbürgermeisters all den Rednerinnen, die sich uneigennützig in den Dienst der guten Sache gestellt hatten, und lud zur Ergänzung der mehr auf das allgemeine gerichteten Vorträge, zu den ins einzelne gehenden ein, die im katholischen Gesellenhaus, Kölnstraße 17/19 stattfinden: Mittwoch, den 17. März, Hauswirtschaftslehrerin Frl. Zwick (Bonn): „Was sollen wir jetzt kochen“. Mittwoch, den 24. März, Herr Lehrer Hannes (Bonn): „Wie nütze ich meinen Hausgarten aus“. Montag, 29. März, Hauswirtschaftslehrerin Frl. Braun (Bonn): „Kochkiste und Eintopfgerichte“.

 (Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

  

Anzeige in der Deutschen Reichs-Zeitung vom 20. März 1915Neue Festsetzung der Brotpreise in Bonn. Die Bonner Bäcker-Innung (Zwangs-Innung) macht bekannt, daß laut Vorstandsbeschluß vom 21. März ab 1750 Gramm (3 ½ Pfund) Schwarzbrot 75 Pfg., 1750 (3 ½ Pfund) Feinbrot 95 Pfg., 500 Gramm Zwieback 80 Pfg., 500 Gramm Mehl (reines) 35 Pfg. und 500 Gramm Mehl (gemischtes) 30 Pfg. kosten.

Bonner Lazarettzug. Man schreibt uns: Die 6. Fahrt führte den Vereins-Lazarettzug wieder nach Chauny. Auf dem Weg bot sich dem Personal durch eine Aufenthalt in Lüttich die Gelegenheit, diese interessante Stadt zu sehen und Leben und Treiben im okkupierten Teile Belgiens aus eigener Anschauung kennen zu lernen. In Chauny erfolgte die Aufnahme von 250 Verwundeten, namentlich Leichtverletzten. Das Endziel war Höchst und Frankfurt.
   Ein bisher unerfüllter Wunsch für den Lazarettzug ist die Ausrüstung des Zuges mit einer zweiten Wäschegarnitur. Er würde damit sehr an Leistungsfähigkeit gewinnen. Sofort nach dem Ausladen der Verwundeten werden wohl sämtliche Wagen vollkommen gereinigt und unter Umständen desinfiziert. Wäre eine zweite Wäschegarnitur da, so könnte schon nach 1 – 2 Tagen wieder vollkommene Fahrtbereitschaft gemeldet werden und die Zwischenpausen zwischen den Fahrten würden sich verkleinern. Es fehlt zur Vollendung der 2 Wäscheausrüstung noch an Bettüchern. Etwa 400 sind nötig, 2 Meter lang und 1 Meter breit; alles Uebrige ist schon in genügender Menge da. Eine Spende von Bettüchern wäre sehr willkommen. Ferner ist vor allem an eingemachten Gemüsen und Früchten Bedarf. Auch mit Orangen kann man manchem appetitlosen Fiebernden helfen. Durch die Liebenswürdigkeit eines Frankfurter Herrn ist der Zug jetzt auch mit Milch, die nach einem besonderen Verfahren haltbar gemacht wurde, in größerer Quantität ausgerüstet. Wir hoffen mit allen solchen Maßnahmen die Fürsorge für unsere Verwundeten entsprechend zu heben und ihnen damit zu nützen. (...)
   Einzahlungen für den Lazarettzug bittet man auf der Bonner Zweigstelle der Deutschen Bank zu machen, Liebesgaben werden Bahnhofstraße 40 angenommen.

 Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

  

Anzeige in der Deutschen Reichs-Zeitung vom 20. März 1915Die Abteilungen des Bonner Wehrbundes vereinigen sich am Sonntag nachmittag um drei Uhr auf dem Exerzierplatz auf dem Venusberg zu einem gemeinsamen Exerzieren, bei dem besondere Rücksicht auf neueintretende jetzt ausgehobene Landsturmleute genommen wird. Neue Mitglieder können sich Sonntag nachmittag auf dem Exerzierplatz melden.

Das Brotbuch als Legitimation. Die städtische Verwaltung in Bonn hat neuerdings die Einrichtung getroffen, daß nur solche Personen, in den städtischen Verkaufsstellen Speck, Reis, Kartoffeln kaufen können, die sich durch Vorzeigen ihres Brotbuches als Einwohner der Stadt Bonn ausweisen können. Schon aus diesem Grunde ist das Brotbuch sorgfältig aufzubewahren und keinem andern zu überlassen.
   Speckverkauf findet in der Regel Samstags nachmittags statt, Reisverkauf Dienstags nachmittags von 3 Uhr ab, solange der Vorrat reicht, der an dem Tage zum Verkauf gelangen soll. Wahrscheinlich wird auch in einiger Zeit wieder der städtische Kartoffelverkauf eröffnet werden.
   Bei dem Reisverkauf am Dienstag nachmittag war die zur Verfügung gestellte Menge von 10 Ztr. In der kurzen Zeit von 10 Minuten ausverkauft, so daß viele Kaufliebhaber unbefriedigt zurückkehren mußten.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)