Donnerstag, 4. Februar 1915
Kriegspflichten der Hausfrau. Der Vortrag, den Frau Professor Schumacher im Verein „Mädchenhort“ über dieses wichtige Thema gehalten hat, wird am Montag wiederholt werden. Der Ort und Beginn des Vortrages werden noch bekanntgegeben. Die Wiederholung wird zu Besten des Säuglingsheims in der Beethovenstraße stattfinden.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Kriegsbrot für Zuckerkranke. Herr Dr. Külz, Spezialarzt für Zuckerkranke in Neuenahr, schreibt uns: Es ist ein Irrtum, daß ein Zuckerkranker kein K.-Brot oder ähnliche Brote essen dürfe. Das Grahambrot enthält eine gewisse Menge Stärke. Genau dieselbe Menge Stärke dürfen Zuckerkranke in Form von K.-Brot essen. Zu dem Zweck mußte man wissen: 1. die Menge des täglich genossenen Grahambrotes, 2. den prozentischen Stärkegehalt des Grahambrotes, 3. den prozentischen Stärkegehalt des K-Brotes. Daraus kann man sich die Menge des zu genießenden K.-Brotes berechnen. Z.B.: 150 Gramm Grahambrot mit 48 Prozent Stärke sind gleich 160 Gramm K.-Brot mit 45 Prozent.
Vaterländischer Elternabend der Heyermannschen Bildungsanstalten. Es ist erfreulich, daß während des gewaltigen Völkerringens unsere Schulen die ihnen anvertraute Jugend die große und ernste Zeit voll und ganz durchleben läßt, sei es innerhalb des Schullebens oder durch besondere Veranstaltungen. Seminar, Lyzeum und Mittelschule der Heyermannschen Schule veranstalteten gestern im schönsten Zusammenwirken einen gut besuchten Elternabend im großen Saale des Bürgervereins, der sich dieser Aufgabe anpaßte und noch ganz im Zeichen des verflossenen Kaiserfestes stand. Frisch und eindrucksvoll wechselten im ersten Teil des Abends mehrstimmige Chorlieder, unter denen auch neuentstandene Kriegsweisen ausgewählt waren, mit packenden Dichtungen aus dem großen Kriege der Gegenwart. Herr Stadtverordneter Henry schilderte sodann in eindrucksvollem Vortrag seine Erlebnisse und Eindrücke, die er bei Gelegenheit einer Liebesgabenfahrt durchs Maastal nach Rethel und während seines späteren siebenwöchigen Aufenthaltes in der Bonner Erfrischungsstelle „Prinzessin Viktoria“ am Hauptbahnhof in Lille gewonnen hatte. Mit sichtlichem Interesse folgten die Schülerinnen den packenden Schilderungen über die Hinfahrt durch Belgien, das Verhalten der Bevölkerung, den trefflichen Opfergeist der deutschen Truppen und das eindrucksvolle Kriegsleben in Lille. Die lebensvolle Darstellung durch wob eine erfrischende Siegeszuversicht, die sich gründet auf die gerechte Sache, das tiefe Gottvertrauen, den trefflichen Geist der Truppen und die Bereitschaft zum Durchhalten bei der gesamten Bevölkerung. Die helle Begeisterung, mit der die stattliche Mädchenschar in das Kaiserhoch einstimmte und die „Wacht am Rhein“ ertönen ließ, gaben der Schulleitung die Ueberzeugung, daß der erhebende Zweck dieses patriotischen Eltenabends vollauf erreicht war.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Tee im Felde. Tee als Volksgetränk mehr als bisher einzuführen ist jetzt im Krieg im Blick auf unsere Truppen eine besonders wichtige Aufgabe. Tee ist warm und kalt gelich genießbar, erwärmt, regt an, schafft behaglich Stimmung, paßt zu jeder Speise, schützt vor Ermüdung und Schlappwerden. Es ist darum mit Freuden zu begrüßen, daß von manchen Seiten unter den Liebesgaben, die ins Feld erbeten und versandt werden, namentlich auch auf Tee besonderes Gewicht gelegt wird. Generalarzt z.D. Dr. Körting schrieb über den Tee in „Meine Dienstzeit“, er rege an, erfrische und erwärme, ohne den Magen oder den Kopf zu belästigen. Er passe zu jeder Speise. Durch seinen Gehalt an Gerbsäure beeinflusse er die Verdauung namentlich beim Herrschen epidemischer Darmkrankheiten günstig; er schütze vor Magen- und Darmstörungen. (...) Dr. F.
Taschendiebe sind seit einiger Zeit, besonders auf dem Markt, in der Remigiusstraße und an anderen belebten Orten wieder fleißig am Werk. Auch die Fuhrwerke der Spediteure werden oft sogar am hellen Tag bestohlen. Es ist jetzt, wo ein großer Teil der Polizeibeamten zum Militär eingezogen worden ist, dringend notwendig, daß das Publikum selbst eine Art Sicherheitsdienst leistet und jeden, der sich durch sein Verhalten verdächtig macht, der Polizei übergibt. Wenn es notwendig ist, benachrichtige man telephonisch die Hauptwache. (Telephon-Nr. 45)
Die steckbrieflich verfolgte geschiedene Ehefrau Else Köllner aus der Rheingasse ist nicht 28, sondern 51 Jahre alt. Unsere gestrige Notiz ist dahin zu berichtigen.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)