Mittwoch, 3. Februar 1915

 

Anzeige im General-Anzeiger vom 3. Februar 1915Eifelverein. Nach Erledigung des geschäftlichen Teiles nahm Herr Rektor Zender das Wort zu einem Vortrag über den bodenständigen Charakter der Eifelbevölkerung im Spiegel alter Volksüberlieferungen. Eine bunte Reihe von noch wohlerhaltenen Volkssagen, vom Wodansheer, von Riesen, Zwergen, bösen Geistern, von weißen Frauen und den drei Jungefrauen führte der Redner vor, die alle noch Anklänge an den alten Göttermythos der germanischen oder keltischen Gottheiten in sich tragen. Ebenso treu blieb der Eifler durch alle Jahrhunderte hindurch in der Liebe zur Heimatscholle und in der Wahrung alter schöner Sitten und Gebräuche. Die neuere Zeit mit ihrem hohen wirtschaftlichen Aufschwung führte der Eifler zur bewußteren Vaterlandsliebe, die sich jetzt im großen Weltkriege gerade im Eifelland, der so schwer bedrohten Westgrenze in rührendstem Opfergeiste zeigte. An zahlreichen Belegen, die dem Redner als Schriftleiter des Eifelvereinsblattes vielfältig zur Verfügung standen, wurde diese Opferwilligkeit des Eifelvolkes eingehend zur Darstellung gebracht. Ein warmherziges Mahnwort zum Anzeige im General-Anzeiger vom 3. Februar 1915Festhalten in deutscher Treue und Einigkeit und der gemeinsame Gesang von „Deutschland über alles“ beschloß die eindrucksvolle Sitzung.

Der Bonner Milchverein, welcher seit 30 Jahren gut abgekochte Milch an arme schwächliche Kinder verteilt, wird in den nächsten Tagung mit der Sammlung der jährlichen Beiträge beginnen. Da der Verein in Ausübung seiner segensreichen Tätigkeit ganz auf die Hilfe unserer Mitbürger angewiesen ist, hofft er auch in diesem Jahre die nötige Unterstützung zu finden. Wir dürfen trotz allem, was unsere Herzen bewegt, auch der armen Kleinen nicht vergessen, die mehr denn je unserer tatkräftigen Hilfe bedürfen. Stehen doch viele ihrer Väter und Ernährer im Felde, bereit mit ihrem Blut und Leben uns und unser Vaterland zu beschützen. Darum bittet der Vorstand herzlich, durch zahlreiche Gaben seinen guten Zweck nach Kräften unterstützen zu wollen.

Im Varieté-Theater Sonne gastiert seit dem 1. Februar das „Deutsch-österreichische Bunte Theater“ unter Leitung von Herrn Alexander. Außer dem sonstigen guten Varietéprogramm wird ein Lebensbild aus dem modernen Varietéleben „Hinter den Kulissen“ gegeben.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

 

Anzeige in der Deutschen Reichs-Zeitung vom 3. Februar 1915Kriegsbackwaren. Laut einer Bekanntmachung des Oberbürgermeisters in der heutigen Ausgabe unseres Blattes dürfen im Bezirke der Stadt Bonn vom Beginn des 6. Februar an nur noch bereitet werden: Schwarzbrot, Feinbrot, Zwieback und Kuchen. Das Schwarzbrot muß die hier übliche Form und ein Gewicht von vier Pfund haben. Schwarzbrot und Feinbrot dürfen frühestens am zweiten Tage nach Beendigung des Backens aus der Bäckerei abgegeben werden. Brot, das z.B. im Laufe des Dienstag gebacken ist, also nicht von Donnerstag morgen. Als Kuchen gilt nur solche Backware, die mindestens zehn Gewichtsteile der Backware an Zucker und höchstens zehn Gewichtsteile an Weizen-, Roggen- oder Kartoffelmehl enthält. Die Bereitung allen anderen Gebäcks ist verboten. Von Beginn des 12 Februar ab darf auch kein Gebäck mehr im Bezirk der Stadt Bonn feilgehalten oder verkauft werden, das den Vorschriften nicht entspricht. Diese Bestimmungen gelten auch für die mit Wirtschaften oder dergl. verbundenen Bäckereibetriebe, sowie für den Privathaushalt. Zuwiderhandlungen gegen diese Bestimmungen werden mit Gefängnis bis zu sechs Monaten oder mit Geldstrafe bis zu 1500 Mark bestraft.

Gegen das Steigen der Fleischpreise. Wie das Hamburger Fremdenblatt in Berlin erfährt, sind auch gegen die in letzter Zeit festgestellten sprunghaften Fleischpreissteigerungen, für die eine Berechtigung in der gegenwärtigen Marktlage nicht zu erblicken ist, Zwangsmaßnahmen im Interesse der Lebensmittelversorgung des Reiches bevorstehend.

Verein Mädchenhort. In der gestrigen Hauptversammlung wurde festgestellt, daß sich die Zahl der Schützlinge fast um das Dreifache vergrößert hat, ein Vormittagskindergarten und ein Mittagtisch für dreißig der bedürftigsten Kinder sind dazugekommen. Unter Anleitung der Leiterin und Helferinnen haben die Hortkinder Flechtpantoffeln, Strümpfe, Pulswärmer und Waschhandschuhe angefertigt und an die Lazarette abgeliefert. Der Kassenbericht ergab in günstiges Bild. Zum Schluß hielt Frau Professor Schumacher einen Vortrag „Kriegspflichten der Hausfrau“. Der Vortragwird wahrscheinlich vor einem größeren Publikum wiederholt.

 (Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

Die Ernährungsfrage de Zuckerkranken ist infolge der gesetzlichen Bestimmungen über die Brotbereitung sehr schwierig geworden, da das Grahambrot nicht mehr hergestellt werden darf. K-Brote und ähnliche Brote, wie sie heute hergestellt werden, sind aber für Zuckerkranke doch jedenfalls strengstens zu verbieten, sodaß Ihnen die zahlreiche Zahl von Zuckerkranken gewiß zu großem Dank verpflichtet sein würde, wenn Sie die Güte hätten, in Ihrem geschätzten Blatte auf die Lösung dieser Frage hinzuweisen. Ein zuckerkranker Abonnent.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)

 

Anzeige in der Deutschen Reichs-Zeitung vom 3. Februar 1915In den Volksschulen beginnt der Unterricht vom 15. d. M. ab wieder um 8 Uhr. Nach jeder Unterrichtsstunde ist eine Pause von 10 Minuten, die große Pause dauert 20 Minuten, von 9.50 Uhr bis 10.10 Uhr. Der Schulgottesdienst beginnt um 7¼ Uhr.

Musikalische Unterhaltung bei den Verwundeten der chirurgischen und der medizinischen Klinik. Sonntag nachmittag fanden sich einige Damen und ein Herr dankenswerter Weise bereit, den Verwundeten in der chirurgischen und der medizinischen Klinik eine kleine musikalische Unterhaltung zu bieten. Fräulein Faust aus Beuel und Frl. Kluge aus Bonn trugen mit feinem Empfinden einige Klavierstücke vor. Herr Konzertmeister Postma, der schon so oft sein Können in den Dienst der guten Sache gestellt hat, spielte auch hier. Besonders die Romanze von Svendsen und das Menuett von Mozart wurden mit der Meisterschaft vorgetragen, wie wir sie bei diesem Künstler gewohnt sind. Der Beifall war herzlich. Beim Scheiden sprachen die Verwundeten den Künstlern den wärmsten Dank und die Hoffnung auf ein baldiges Wiedersehen aus.

Steckbrieflich verfolgt wird von der Bonner Staatsanwaltschaft (...) die 28 Jahre alte geschiedene Ehefrau Elise Köllner, geb. Werheit aus Siegburg wegen Betrugs im Rückfalle. Sie wohnte in Bonn, Rheingasse 24, und zog von hier nach Köln, Krebsgasse 8.

 (Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)