Montag, 1. Februar 1915
Besichtigung des Wehrbundes. Sonntag nachmittag hatten sich bereits viele Bonner auf dem Kaiserplatz und in der Auguststraße eingefunden, als man gegen ½4 Uhr von der Lennéstraße her die frischen Marschweisen unserer Feuerwehrkapelle hörte, die an der Spitze aller Abteilungen des Wehrbundes aufmarschierte. Dort nahm der Wehrbund gegenüber der evangelischen Kirche in vier Zügen Aufstellung, von denen zwei von den älteren Schülern der beiden hiesigen Gymnasien gebildet wurden. Inzwischen hatten sich beim Kaiser-Wilhelm-Denkmal der Herr Oberbürgermeister, der Bezirkskommandör, die Spitzen der übrigen hiesigen Militärbehörden und die Vorstandsmitglieder des Wehrbundes eingefunden. Gemäß der ministeriellen Verfügung, die dem Herrn Oberbürgermeister die Aufsicht über die militärische Vorbildung der Jugend übertragen hat, nahm Herr Oberbürgermeister die Parade ab. Er schritt mit den anderen genannten Herren die Front ab, worauf die Mannschaft des Wehrbundes beim Kaiser-Wilhelm-Denkmal erst in Gruppenkolonne und zwar im Schritt, wie im Laufschritt und dann in Zügen vor dem Oberbürgermeister defilierte. Die vier Züge marschierten dann vor dem Denkmal dicht auf, wo der Vorsitzende des Wehrbundes, Herr Oberstabsarzt Professor Schmidt, an die Mannschaft eine Ansprache hielt, in der er darauf hinwiese, daß der Wehrbund bereits in hohem Grade seinen Zweck erfüllt habe, indem heute bereits die Hälfte seiner ehemaligen Mitglieder zur Fahne einberufen sei und diese ehemaligen Kameraden in zahlreichen Zuschriften die Vorteile bezeugten, die ihnen durch die Vorbildung im Wehrbunde zuteil geworden seien. Für Deutschland käme es in diesem Kriege aber so gut wie für unsere Feinde auf die letzten Reserven an, deshalb ruhe auf der Jungmannschaft des Wehrbundes mit ein Teil der Hoffnung der ganzen Nation Die Mannschaft stimmte begeistert in das Hoch auf unseren geliebten Kaiser ein, in das der Vorsitzende des Wehrbundes seine Worte ausklingen ließ und sang die Nationalhymne. Die Abteilungen des Wehrbundes machten dann noch unter Vorantritt der Feuerwehrkapelle einen Aufmarsch durch die belebten Straßen der Stadt, um dann in der Straße Am Hof, wo Turninspektor Schroeder noch den Wehrleuten seine Anerkennung über ihre vorzügliche Haltung bei der stattgehabten Besichtigung aussprach, wegzutreten. Das Publikum hatte seine Freude an den frischen Gesichtern und dem flotten Auftreten unserer jungen Bonner Wehrmannschaft und stellte mit besonderer Genugtuung fest, daß auch eine ganze Reihe älterer Landsturmleute sich mit der Jugend in Reih und Glied gestellt hatte, wie denn auch unter den Führern jüngere wie ältere Herren aus allen Ständen der Bonner Bürgerschaft in den Dienst der verdienstlichen Sache des Wehrbundes getreten sind.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Keine feuergefährlichen Gegenstände in Feldpostbriefen. Berlin, 30. Jan. (W.B. – Amtlich) Wieder ist ein Postwagen dadurch in Brand geraten, daß unter den Postsendungen feuergefährliche selbstentzündliche Sachen (Benzin-Feuerzeuge, Streichhölzer usw.) sich befanden, Es wird nochmals auf das Verbot der Versendung feuergefährlicher Gegenstände hingewiesen.
Die Benutzung der Militärzüge ist für Zivil- und Militärpersonen, die nicht mit behördlichem Ausweis versehen sind, verboten. Zuwiderhandlungen gegen dieses Verbot werden aufgrund des § 9 des Gesetzes über den Belagerungszustand vom 4. Juni 1851 mit Gefängnis bis zu einem Jahr bestraft, sofern die sonst bestehenden Gesetze keine schärferen Strafen bestimmen.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Die Maul- und Klauenseuche. Der Herr Reg.-Präsident zu Cöln hat wegen der im Regierungsbezirk Cöln noch immer starkverbreiteten Maul- und Klauenseuche das Verbot der Abhaltung von Viehmärkten bis zum 15. März 1915 verlängert. Ausgenommen von dem Verbot sind die Schlachtviehmärkte in Cöln, Bonn und Siegburg.
Lazaretttätigkeit der sozial-studentischen Zentralen. Als Vaterlandsdank, zum Trost und zur Freude, zur Ermunterung und Belehrung bringen die Mitglieder der sozial-studentischen Bewegung den Verwundeten in den Lazaretten ihre bescheidenen Spenden. Donnerstag den 28. Januar sangen zwei Studentinnen alte Volks- und Soldatenlieder in bunter Folge in dem Lazarett, das in dem Kollegium Albertinum eingerichtet ist. Die kernig-deutschen und volkstümlichen Verse und Melodien zur Laute riefen in den Herzen der Soldaten reichen Widerhall hervor. Ein Student trug dazwischen Gedichte vor, alte aus dem Frieden und neue aus unseren großen Tagen. – Der Belehrung diensten die Vorträge, die von zwei weiteren Mitgliedern der Zentrale im Hospital der Barmherzigen Brüder am 29. gehalten wurden. Es wurde der Krieg aus der Geschichte des 19. Jahrhundert entwickelt und Rußlands Hoffnungen und Ziele dargelegt. Die Zuhörer lohnten durch reiche Aufmerksamkeit.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)