Samstag, 16. Januar 1915

 

Anzeige im General-Anzeiger vom 16. Januar 1915Kriegshilfstag. Für den Kriegshilfstag der Stadt Bonn, der bekanntlich am Kaisers-Geburtstage und an dem darauf folgenden Tage abgehalten werden soll, hat der Herr Kunstmaler Karl Nonn aus Bonn einen Entwurf für eine Postkarte hergestellt, der den Beifall des leitenden Ausschusses gefunden hat. Diese Karte wird demnach als offizielle Postkarte am Kriegshilfstag verkauft werden.

Der Auschuß für hauswirtschaftliche Kriegshilfe läßt in diesen Tagen ein Flugblatt verteilen, das für die Hausfrauen bestimmt ist und ihnen über die Ernährung in Kriegzeten Aufschluß geben soll. (...) Es liegt auf den Hausfrauen ein großes Stück Veratwortung für das Gelingen des Krieges. Die Frage, welche Nahrungsmittel dürfen wir verbrauchen, bei welchen müssen wir den Verbrauch einschränken, von welchen empfiehlt es sich, wenn man kann, größere Vorräte zu halten, ist nicht nur für den Einzelhaushalt von Bedeutung. Die Lebensmittel, die wir in Deutschland haben, reichen aus bis zur nächsten Ernte, aber eine vernünftige Einteilung ist nötig, damit wir nicht mit den einen vor der Zeit zu Ende sind und von den anderen auf einmal und zur Unzeit, ein übergroßes Angebot zu erwarten haben. Nur dann, wenn die Nahrungsmittel für das ganze Volk und für die ganze, noch unübersehbare Dauer des Krieges gesichert sind, können wir ihn bis zum erfolgreichen Ende durchführen. Es ist deshalb vaterländische Pflicht für jede Hausfrau, daran mitzuwirken. Lest die Flugblätte, bewahrt sie auf und handelt danach!

Stadttheater. Morgen wird in der Nachmittagsvorstellung Rosenows erfolgreiche Komödie „Kater Lampe“ zum ersten Mal wiederholt. Abends ist „Wie einst im Mai“.

 (Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

 

Anzeige im General-Anzeiger vom 16. Januar 1915Kaisergeburtstag findet in den katholischen Kirchen eine Kollekte statt, deren Ertrag dem Kaiser als Geburtstagsgeschenk zum Besten der durch den Krieg invalide gewordenen Krieger überreicht werden soll.

Die Bonner Verband- und Erfrischungsstelle „Prinzessin Viktoria" auf dem Nordbahn­hof in Lille, über die wir des öfteren ausführlicher berichtet haben, erfreut sich – so entneh­men wir aus einer uns zur Verfügung gestellten Denkschrift des Herrn Rechtsanwalts Hen­ry – einer überaus regen Benutzung. Von der Bahnhofskommandantur wurde in der zuvor­kommendsten Weise auf der rechten Seite der Haupthalle in Lille eine Nebenhalle von 120 Metern Länge zur Verfügung gestellt, die eine durchschnittliche Breite von 17 bis 18 Me­tern aufweist, die gegen die Haupthalle durch massives Mauerwerk mit großen Scheiben abgeschlossen und mit Glas überdeckt ist. Die Halle wurde sofort zweckentsprechend ein­gerichtet, zunächst zum Aufenthaltsort für Mannschaften in einer Länge von 50 Metern mit rund 600 Sitzplätzen. Daneben liegen die Koch- und Spülküchen und die notwendigen Vorratsräume. Neben dem Mannschaftsraum wurde ein kleinerer Erfrischungsraum für Of­fiziere, ein etwa 30 Meter langer Warteraum für Verwundete und ein großer Verbandraum mit kleinen Nebenräumen eingerichtet. Sämtliche vier Haupträume haben Ausgänge zur Haupthalle.
Nach vieler Arbeit und Mühe konnte am 9. November, also am fünften Tage nach der An­kunft, der Betrieb in der Erfrischungshalle, und am 10. November die Tätigkeit in der Ver­bandhalle in vollem Umfange aufgenommen werden. Bis heute sind mindestens 5.500 Leu­te behandelt und in der Erfrischungshalle wenigstens rund 400.000 Portionen, zu je einem halben Liter gerechnet, Anzeige im General-Anzeiger vom 16. Januar 1915ausgegeben worden. Mitunter, namentlich in den ersten Wochen, als die besonders heftigen Kämpfe um Ypern wüteten, war häufig ein Massenandrang zu verzeichnen. Wenn auch in erster Linie für die Versorgung der Verwundeten gesorgt wur­de, so sind Erfrischungen auch an gesunde Mannschaften abgegeben worden. Daß sich unter diesen Umständen die Verband- und Erfrischungsstelle einer besonderen Beliebtheit erfreut, ist selbstverständlich.
Im Küchenbetrieb sind vier Köche, mehrere angeworbene französische Frauen und zehn bis zwölf Soldaten bei Tage, und in der Nacht abwechselnd je ein Koch und acht Soldaten reichlich beschäftigt. Da man nie weiß, wann größerer Zudrang zu erwarten ist, muß eben zu jeder Tages- und Nachtzeit die Küche bereit sein.
Man sieht also, daß die Verband- und Erfrischungshalle eine nicht ganz kleine, aber auf je­den Fall sehr dankbare Aufgabe zu erfüllen hat. Wenn ihr das gelungen sein sollte, so ist das nicht zuletzt der Unterstützung und Förderung zuzuschreiben, die Fürst zu Schaum­burg-Lippe der Organisation, die den Namen seiner Frau Tante, I.K.H. Frau Prinzessin Vik­toria, trägt, in reichem Maße zuteil hat werden lassrn. Auch von anderen Seiten ist die Stelle reichlich unterstützt worden. Allen, die für die Förderung der schönen Sache einge­treten sind, sei an dieser Stelle nochmals der beste Dank ausgesprochen.

  (Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

 

Anzeige in der Deutschen Reichs-Zeitung vom 16. Januar 1915Wollsammlung. Es wird besonders darauf hingewiesen, daß die neue Wollsammlung der von dem Ausschuß für hauswirtschaftliche Kriegshilfe (Vereinigte Bonner Frauenvereine) veranstalteten nicht entgegensteht. Beide Sammlungen ergänzen sich vielmehr in glücklicher Weise und es steht zu hoffen, daß die neue Wollsammlung am 22. und 23 ds. Mts die Unterstützung aller Kreise in weitem Maße finden wird.

Freiwillige Sanitäts-Kolonne vom Roten Kreuz Bonn. Am Montag, den 18. Januar, abends 9 Uhr, beginnt in der Halle in der Quantiusstraße ein neuer kostenloser Ausbildungskurs. Anmeldungen werden am Montag abend an obiger Stelle angenommen.

Die Hauptsache. Ein Soldat sandte aus dem Felde an seine Mutter folgenden Brief: „Liebe Mutter! Die Sach ist net so einfach. Bier gibt es auch keines. Mit Gruß Euer Sohn W.“ – So, jetzt kann sich die Mutter einen Begriff vom Krieg machen.

 (Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)