Montag, 11. Januar 1915

 

Ein Hilfstag zum Besten der Kriegshilfe wird an Kaisers Geburtstag von der Stadt abgehalten werden. Es wird eine Hauskollekte veranstaltet werden.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

 

Anzeige im General-Anzeiger vom 11. Januar 1915Hochwasser. Der Rhein ist in den beiden letzten Tagen so anhaltend gestiegen, daß das Wasser an vielen Stellen über die Ufer getreten ist. In Godesberg, Königswinter, Rhöndorf und Honnef sind die Rheinanlagen überflutet und auch hier in Bonn spült das Wasser an den niedriger gelegenen Stellen über die Ufer. Heute morgen wurden am hiesigen Pegel 5,90 Meter Wasser gemessen. Auch vom Oberrhein und den Nebenflüssen wird noch Steigen des Wassers gemeldet.

Das Strombild des Rheins hat in den letzten Tagen ungewöhnliche Formen angenommen. Der hohe Wasserstand läßt den Rhein außerordentlich breit erscheinen und die dahinstürzenden Wasser sind von reißender Gewalt. An der Rheinpromenade liegen die Landestege zum Teil unter Wasser, der Leinpfad an der Gronau ist ganz überspült, und wenn schwere Schleppzüge den Strom hinaus- oder hinunterziehen, schlagen die Wellen über die Ufer. Die Landebrücken unserer akademischen Ruderklubs, der „Gotha“, „Suevia“ und „Wingolf“, aus deren Bootshäusern seit Ausbruch des Krieges kein fröhlicher Rundgesang aus jugendlichen Kehlen mehr erklingt, sind durch die riesigen Wassermassen ernstlich bedroht.
   Anzeige in der Deutschen Reichs-Zeitung vom 11. Januar 1915Lenkt man den Schritt von der Stadthalle rheinabwärts, so erweckt der mit majestätischer Kraft nordwärts strebende Strom namentlich bei heller sonniger Beleuchtung, wie am gestrigen Sonntagsmorgen, gemeinsam mit dem Bonn-Beueler Stadtbild und der kühn geschwungenen Parabole der Straßenbrücke einen Eindruck von eigenartigem Zauber.
   Unwillkürlich erinnert der Strom in seiner jetzigen gewaltigen Größe und Kraft an Rheinlands Söhne, die jetzt draußen im Felde stehen, um Deutschlands Ehre, Macht und Größe zu verteidigen, womit ja auch der deutscheste aller Ströme nach den Worten Arndts unlöslich verknüpft ist.
   Und noch ein anderer Gedanke verknüpft sich im Anblick des gewaltig angewachsenen Stromes mit den Kämpfen und Kämpfern auf der ungeheuren blutigen Wallstatt jenseits der Westfront des Reiches. Die Franzosen, die uns von jeher um unsern alten Vater Rhein beneideten, sie hätten vielleicht einen weit gewaltigeren Besitz als unsern herrlichen Strom, sie wären vielleicht heute herrschend über die gewaltigsten Stromläufe Nordamerikas, wenn sie nicht schon früheren Jahrhunderten einen zu schwachen Blick für die Grenzen ihrer Kraft gehabt hätten. Sie haben nie aus der Geschichte ihrer Kolonialpolitik zu lernen vermocht und haben sich in Indien, in Nordamerika, in Aegypten und an vielen anderen Stellen des Erdballs von England immer wieder übertölpen lassen, und sind auch jetzt wieder tölpelhaft genug, den Engländern unter schwerer Schwächung der eignen Volkskraft die Kastanien aus dem Feuer holen zu wollen.
   Bisher sind die stolzen Pläne unserer Feinde zusammengebrochen, und es eröffnet sich uns die Aussicht, daß wir später auf dem Rücken des alten Stromes, der sich uns heute in gewaltiger Größe zeigt, die Erzeugnisse deutschen Gewerbefleißes und deutscher Industrie untr noch ausgedehnterer Benutzung des Welthafens von Antwerpen unmittelbar der See zuführen können. Die Wasserstraße des Rheins würde dann nach dem blutigen Ringen hoffentlich in noch höhrerem Maße als bisher Zeugnis geben von der kraftvollen Entfaltung von Handel und Wandel in unserm geliebten Vaterlande.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

 

Anzeige im General-Anzeiger vom 11. Januar 19155. Vaterländischer Volksabend der sozialen Wohlfahrtsvereinigung. Im großen Saale des Bürgervereins waren leider nicht alle Plätze besetzt und viele hatten nicht Anlaß genommen deren hübschen, unterhaltenden Veranstaltungen beizuwohnen, wir bedauern dies umsomehr, als der Eintrittspreis ein sehr mäßiger und die Darbietungen manchen Beifall verdienten. Der Männer-Gesang-Verein „Apollo“ unter Leitung des Herrn Dirigenten Franz Eschweiler, sang seine Chöre mit guter Fertigkeit, trotzdem man merken konnte, daß auch aus diesen Reihen viele auf dem Felde der Ehre kämpften, ihrer gedachten wir als die Sänger hier in markigen Klängen voll Wucht und Kraft im Brambach’schen Chore sangen: „In hundert Schlachten hat dein Mut den Feind besiegt, mein Vaterland.“ (...)

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)