Donnerstag, 17. Oktober 1918
Die Hundertjahrfeier der Niederrheinischen Gesellschaft für Natur- und Heilkunde und das 75. Stiftungsfest des Naturhistorischen Vereins der preußischen Rheinlande und Westfalens, die nächsten Sonntag in einer gemeinsamen Festsitzung im Hörsaal 9 der Universität gehalten werden sollten, sind der Grippe wegen verschoben worden. Auch die schon für Samstag angesetzte Hauptversammlung des Naturhistorischen Vereins mit den Sitzungen seiner Unterabteilungen fallen aus.
Die Grippe. Zur Beseitigung unnötiger Befürchtungen wird mitgeteilt, daß die Zahl der an Grippe Erkrankten zurzeit auch in Bonn groß ist, die Anzahl der Todesfälle aber gering ist. Durch den Hinzutritt von Lungenentzündung, die meist schnell verläuft, tritt bei einer verhältnismäßig geringen Zahl der Erkrankten der Tod ein. Derartige Todesfälle durch Lungenentzündung, die sich dem Grippekatarrh hinzugesellten, sind auch früher bei epidemischem Auftreten der Grippe beobachtet worden. Von einer Pesterkrankung, der sogenannten Lungenpest, wie törichte Gerüchte verbreiten, kann gar keine Rede sein. Die ärztliche Erfahrung lehrt, daß bei schnell auftretenden, stark über ganze Länder ausgebreiteten Grippeepidemien, wie die jetzige es ist, zwar viel mehr Menschen zu gleicher Zeit erkranken, als bei irgend einer andern epidemischen Krankheit, daß sie aber in den befallenen Orten nach etwa vier- bis sechswöchiger Dauer wieder erlöschen.“
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Ein Gymnasiast im Hilfsdienst verunglückt. Ein 16jähriger Gymnasiast, der im Hilfsdienst mit dem Ausladen von Kartoffeln beschäftigt war, geriet am Montag abend auf dem hiesigen Güterbahnhof zwischen die Puffer zweier zusammenstoßender Eisenbahnwagen. Der Knabe wurde so schwer verletzt, daß er bald darauf in einem Krankenhause starb. Der Verunglückte hatte seinen Mantel, der über einem Puffer hing, noch schnell in Sicherheit bringen wollen.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
100 Jahre. Am 18. Oktober 1818, also morgen vor 100 Jahren, wurde die Rheinische Friedrich Wilhelms-Universität in Bonn ins Leben gerufen. Wegen des Ernstes der Zeit hat die Universität von einer feierlichen Veranstaltung Abstand genommen. Diese Feier wäre ohnehin, wie alljährlich das Gründungsfest, am 3. August abgehalten worden. Wenn am 3. August kommenden Jahres die Verhältnisse es gestatten, soll die Feier an diesem Tage abgehalten werden. Wir haben die Bedeutung dieses Ereignisses in einigen Aufsätzen Ende Juni dieses Jahres gewürdigt und beschränken uns daher heute mit einem Hinweis auf den denkwürdigen Tag. Bei der morgigen Uebergabe des Rektorats an den neuen Rektor wird des Tages wahrscheinlich ebenfalls kurz gedacht werden. Zahlreiche frühere Schüler sind im Stillen bemüht, der rheinischen Alma mater zu ihrem Ehrentage Gaben zu sammeln und auch die Universität selbst bereitet alles vor, um den Tag entsprechend seiner Bedeutung würdig zu gestalten.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)