Dienstag, 15. Oktober 1918

  

Anzeige im General-Anzeiger vom 15. Oktober 1918Gesellschaft für Literatur und Kunst. Ausstellung „August Macke“ im Oberniermuseum. „Es lag im großen Plane der Schöpfung, daß sie untergingen. Auch die übrige Menschheit trägt keine Schuld an ihrem Verlust.“ Diese Worte Hermann Grimms über zu früh verstorbene Große der Kunst fallen einem unwillkürlich ein, wenn man den künstlerischen Nachlaß August Mackes, der in der 68. Ausstellung der Gesellschaft für Literatur und Kunst zusammengestellt ist, betrachtet. Macke war ein Universalgeist auf seinem Gebiet. So finden wir unter den ausgestellten Werken seiner Hand Gemälde in Oel, Aquarelle, Pastelle, Zeichnungen in Farbstift, Kohle, Aquatinta; außerdem Plastiken, Keramik, Stickereien und Teppiche. An seinen Gemälden ist vor allem die Farbenfreudigkeit, das Schwelgen in Farbtönen hervorzuheben. Diese Buntheit und Mannigfaltigkeit der Farben sowie die eigenartige kubistische Auffassung hauchen den Bildern ein höchst pulsierendes Leben ein. Aus der reichen Fülle des Gebotenen können wir natürlich nur einzelnes hervorheben. Eine Hauptregel beim Anschauen der Gemälde Mackes möchten wir darin sehen, daß man sie nur bei guter Beleuchtung und aus einer angemessenen Entfernung auf sich wirken lassen darf. Grade hierdurch kommt z. B. sein „Seiltänzer“, zu dem wir auch einigen Vorstudien begegnen, zur vollen Geltung. Flächenwirkung ist es, was Macke erstrebt. Bevorzugte Farben sind blau, rot und grün, die teils Wärme, teils Empfindung ausstrahlen. Zu nennen wären hier vor allem seine „Vier Mädchen“, zu denen wir ein kleines Gegenstück als Stickerei vorfinden, die uns in Linienfluß und Farbenwirkung den Unterschied des Materials sichtlich vor Anzeige im General-Anzeiger vom 15. Oktober 1918Augen führt. Bewundernswert ist es auch, wie Macke gelegentlich neben der Farbenwirkung die des Lichtes behandelt. So weist z. B. sein „Haus im Park“ fast märchenhafte Beleuchtungseffekte auf. In den „Frauen vor dem Hutladen“ treffen wir auf eine andere Note des Künstlers. Dieses Bild mutet im Gegensatz zu den meisten anderen mehr luftig, gracil, geradezu gotisch an. Bei seinem Bildchen „Türkisches Café“ weiß man nicht, was man mehr bewundern soll, die beinahe banale Einfachheit in der Komposition oder in der Farbengebung. Der „Wallberg bei Tegernsee“ zeigt uns Macke auch als hervorragenden Landschaftsmaler, während das „Bildnis seiner Frau“ den Künstler als plastisch gestaltenden und tief empfindenden Porträtmaler dartut. Dies beweisen auch die allerliebsten Kinderbildnisse. Aus der Fülle des Gebotenen möchten wir schließlich noch „Lesende Frau“, „Beschneites Bäumchen“, „Viktoriabrücke“ hervorheben. – in den ausgestellten Stickereien tritt uns namentlich eine Vorliebe für morgenländische Vorwürfe entgegen. Macke überträgt auch auf dieses Gebiet seine reiche, künstlerische Intuition. Ferner gewahren wir zwei Sessel mit Stickereien, an alte Bauernmuster erinnernd und doch so komponiert, daß Inhalt und Form eins sind. Die in einem Glasschrank ausgestellte Keramik gemahnt an ländlich-einfache Vorbilder. Die Plastiken „Sitzendes Mädchen“ und „Jünglingskopf“ könnten griechischen Anzeige im General-Anzeiger vom 15. Oktober 1918Gräbern entstiegen sein. Die Holzskulpturen tragen gleich den übrigen Werken den Stempel Mackescher Eigenart. Bei den Kohlezeichnungen bewundert man aufs neue den Formenguß und die Linienführungen. Selbstverständlich findet sich unter den ausgestellten Sachen manches, das noch als unreif, unausgeglichen zu gelten hat, aber trotzdem für die Entwicklung des Künstlers von höchster Bedeutung ist. Verrät doch eigentlich alles Dargebotene das Suchen und Ringen des noch nicht fertigen, noch abgeklärten Künstlers. Alles in allem kann man der Gesellschaft für Literatur und Kunst dankbar sein, daß sie uns durch diese Ausstellung einen Blick in den aufsteigenden Entwicklungsgang eines leider zu früh Dahingeschiedenen tun läßt. –z.

Die Kriegsküche in der Universität konnte gestern die einmillionste Mittagsmahlzeit ausgegeben.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

   

Anzeige im General-Anzeiger vom 15. Oktober 1918Anzeige im General-Anzeiger vom 15. Oktober 1918Vaterlandspartei. Man schreibt uns: Die Ortsgruppe Bonn und Umgebung der Deutschen Vaterlandspartei beabsichtigt, am Montag den 21. Oktober 1918, abends 8¼ Uhr, im Saale des Bonner Bürgervereins eine geschlossene Mitgliederversammlung zu veranstalten, um Gelegenheit zur Aussprache über die gegenwärtige Lage des Vaterlandes zu bieten. Näheres wird noch durch Anzeige bekannt gegeben.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

  

Elektrische Bahnen. Infolge der unter dem Personal der elektrischen Bahnen in Bonn zur Zeit stark auftretenden Erkrankungen muß für die nächste Zeit mit nicht unerheblichen Betriebseinschränkungen gerechnet werden. In erster Linie können bis auf weiteres nicht mehr alle Anhängerwagen gefahren werden.

Die Casselsruhe bildete auch am Sonntag wieder das Ziel zahlreicher Spaziergänger, die sich dort am Konzerte der Kapelle des Ers.-Bat. Inf.-Reg. 160 erfreuten, sowie an den Liederspenden des Sing- u. Theatervereins Harmonie Bonn-West. Reicher Beifall wurde der Kapelle und den Sängern zuteil.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)