Montag, 16. September 1918
Scheinwerfer-Uebungen. Von amtlicher Seite wird uns mitgeteilt, dass die in der letzten Zeit öfters beobachtete Tätigkeit unserer im Abwehrdienst stehenden Scheinwerfer lediglich Uebungszwecken dient. Solche Uebungen finden nur dann statt, wenn feindliche Fliegerangriffe auf unser Gebiet nicht zu erwarten sind.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)
Die Brotration wieder in alter Höhe. Der Staatssekretär des Kriegsernährungsamtes hat angeordnet, daß vom 1. Oktober an wieder eine 10prozentige Streckung des Brotes mit Kartoffeln erfolgt. Zu diesem Zweck werden den Kartoffelerzeugern soweit sie gleichzeitig Selbstversorger in Brotgetreide sind, die erforderlichen Kartoffelmengen belassen. Ferner werden denjenigen Kommunalverbänden, denen im Wirtschaftjahr 1917 Frischkartoffeln zur Streckung zugewiesen waren, die zur Streckung benötigten Frischkartoffelmengen mit 750 Gramm wöchentlich auf den Kopf ihrer versorgungsberechtigten Bevölkerung über die Zeit vom 1. Oktober 1918 bis zum 20 Juli 1919 von der Reichskartoffelstelle besonders zugeteilt. Den übrigen Kommunalverbänden sollen durch die Trockenkartoffel-Verwertungsgesellschaft (Teka) von einem noch zu bestimmenden Zeitpunkt an Trockenkartoffelerzeugnisse zum Zwecke einer 10prozentigen Brotstreckung geliefert werden: bis zu diesem Zeitpunkt wird ihnen als Ersatz für die fehlenden Streckungsmittel eine Menge von 20 Gramm Mehl auf den Kopf und den Tag zugewiesen werden. Demnach erhöht sich die Ration vom 1. Oktober an einschließlich der Streckungsmittel auf 220 Gramm, so daß die Brotration wieder die alte Höhe erreicht.
Gefährlicher Tabakersatz. Man schreibt uns: Alle Ersatztabake mit nur wenigen Ausnahmen haben nicht den echten Tabak ersetzen können: jetzt in Kriegszeiten mögen Ausnahmen gelten, aber der Ersatz bleibt nur ein minderwertiger. Der echte Tabak stammt aus den Blättern einer Giftpflanze aus der Gruppe der Nachtschattengewächse, der Solaneen. Die ärztliche Wissenschaft hat festgestellt, daß der Kräutertabak nicht ohne Gefahren ist, und daß er der Gesundheit des einzelnen mehr schadet als der echte Tabak. Erfahrungsgemäß hat der nicht giftige Tabak stärkere Wirkungen aufzuweisen als der giftige. So löst der Waldmeister, als Tabakersatz benutzt, bei den Waldarbeitern hochgradige Nervosität aus; er wirkt ähnlich wie mehrere Arten von Beifuß, der dem Kräutertabak ein angenehmes und anregendes Aroma verleiht; in stärkerer Beimischung wirkt er betäubend. Einen noch schwereren, opiumähnlichen Einfluß üben die Hanfpräparate aus: ihr übermäßiger Genuß führt nicht selten zu Irrsinn. Der als magenstärkend bekannte Wermut, der das bittere Absinthiin enthält, ist zwar schwächer und in kleineren Mengen unschädlich, besitzt aber immerhin starke Einwirkungen. [...]
Jedenfalls sollte jeder Raucher sich warnen lassen und erst diese Ersatztabake in kleinen Dosen bei sich ausproben, ob sie ihm zusagen oder nicht, ehe er sie ständig in Gebrauch nimmt. Auch sollte es jeder Raucher zurückweisen, sich beim Einkauf von Tabakersatz bewuchern zu lassen, wie das jetzt an der Tagesordnung ist.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Die Mitarbeit der Frau in der Gemeinde und ihre gesetzliche Vertretung werden 6 öffentliche Vorträge behandeln, die der Verband der Bonner Frauenvereine im Anzeigenteil ankündigt.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)