Samstag, 14. September 1918

    

Die Stadtverordnetenversammlung erledigte gestern außer der sehr kurzen Tagesordnung noch vier Anfragen: über die Kleinbeleuchtung, die Beschlagnahme des Martinsbrunnens, die ungerechte Fleischversorgung Bonns und über die Brennstoffversorgung. Ueber die Kleinbeleuchtung und die Brennstoffversorgung konnte die Verwaltung keine hoffnungsfreudigen Angaben machen. Gegen die Einziehung der Figuren des Martinsbrunnens und gegen die ungerechte Fleischzuteilung an die Stadt Bonn wurden einstimmige Einsprüche beschlossen. Wir verweisen auf unseren ausführlichen Bericht.

Jugendliche dürfen vom 16. September, dem Beginn der Winterzeit, ab nach 7 Uhr abends nicht mehr zwecklos auf den Straßen sich aufhalten.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)

   

Höchstpreise für feuerfeste Materialien. Am 14. September 1918 ist eine Bekanntmachung erschienen, durch die Höchstpreise für feuerfest Materialien (Silika- und Chamottesteine sowie Mörtel) festgesetzt werden. Der Wortlaut der Bekanntmachung ist in der heutigen Ausgabe abgedruckt.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

   

Die städt. Volksunterhaltungsabende beginnen am Sonntag, den 29. September, mit der Aufführung von Beethovens köstlichem Septett, dem mehrere Gesangsquartette für Sopran, Alt, Tenor und Baß von F. Mendelsohn und K. Kahn, dargeboten von einem doppelt besetzten Soloquartett, vorhergehen und nachfolgen. Dadurch, daß auch die Hauptprobe vorm. 11½ Uhr desselben Tages öffentlich ist, wird weitesten Kreisen Gelegenheit geboten, das Septett, das wegen der Schwierigkeit der Besetzung leider so verhältnismäßig selten dargeboten wird, wieder einmal nach seiner letzten Aufführung auf einem früheren Beethovenfeste anzuhören.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)

Miesmacher. In einem Zug in Richtung Köln vereinigten drei Miesmacher ihre Ansichten über die Lage im Westen. Da das Geschwätz zu albern war, um der Widerlegung zu bedürfen, schweigen die übrigen Insassen des Abteils. Kurz vor der Einfahrt in Köln erhebt sich indessen ein Herr, der bisher halb belustigt, halb verärgert den Rückzugsmundgefechten der Heimkrieger zugehört hat. Er lüftet den Hut: „Verzeihung, meine Herren, aber ich war seit Samstag nicht mehr in Köln; ist Köln noch Etappe oder schon besetztes Gebiet?“ Spott, Lachen und Verlegenheit waren nunmehr im Abteil gleichmäßig und gerecht verteilt.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Köln“)