Dienstag, 10. September 1918

   

Festgenommen wurde ein 18jähriger Seemann und ein 28jähriger Kriegsinvalide, die in Bonn und Umgebung mehrere Diebstähle ausgeführt haben. Ferner wurde ein 26jähriger Fabrikarbeiter festgenommen, der in Verdacht steht, in der Nacht zum 5. September das Schaufenster eines Schneidermeisters an der Breite Straße zertrümmert und für 10- bis 15.000 Mark Stoffe gestohlen zu haben. Ein Mittäter ist in Köln festgenommen worden.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)

   

Anzeige im General-Anzeiger vom 10. September 1918Im Vergnügungspalast Groß-Bonn tritt gegenwärtig der Entfesselungskünstler Rolando auf. Er läßt sich von Herren aus dem Publikum fesseln und wird dann mit einer Winde hochgezogen und in einen mit Wasser gefüllten Glasbehälter getaucht. Vom Zuschauerraum aus kann man die Anstrengungen Rolandos verfolgen, sich seiner Fesseln zu entledigen. In wenigen Minuten schon entsteigt der Künstler, von den Ketten befreit, seiner Wasserzelle. Großem Interesse begegnen auch die Marmorgruppen von Willy Capell, die prächtige Jagdbilder darstellen. Erstaunlich ist die Dressur des mitwirkenden Hühnerhundes, der in allen sieben Bildern so unbeweglich dasteht, als ob er aus Marmor gehauen wäre. Weitere hübsche Nummern bieten Ferry Zimmer als humoristischer Zeichner und Tierstimmen-Nachahmer, die Fangkünstlerin Käthe Pohl, die Wiener Stimmungs-Soubrette Rosl Loisl und Thea Schwarz als Phantasietänzerin. Der bayrische Komiker Heinz Ehnle ist von früher bestens bekannt.

Die Preise des Viktoriabades. In verschiedenen Zuschriften aus der Bürgerschaft werden die Benutzungsbedingungen der Männerschwimmhalle des Viktoriabades als sehr ungünstig bezeichnet. Man findet die Preise recht wenig volkstümlich. Es wird angeregt, die Stadtverordneten möchten die Preise einer Nachprüfung unterziehen.

Zigarettenschwindel. Wie uns versichert wird, gelangen hier neuerdings Zigaretten zu 15 Pfg. zum Verkauf, die völlig „nikotinfrei“ sind. Die Verbraucher seien auf dieses einheimische Wiesen- und Waldfabrikat besonders aufmerksam gemacht.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

  

Anzeige im General-Anzeiger vom 10. September 1918Für die kommende Heizperiode 1918/19 muß damit gerechnet werden, daß die für den Hausbrand zur Verfügung stehenden Kohlenmengen nur dann gerade genügen werden, wenn sie mit alleräußerster Sparsamkeit verwendet werden. Eines der wichtigsten Momente zur Erzielung von Kohleersparnissen im Hausbrand ist die sachgemäße Instandsetzung der Feuerungsanlagen vor der Inbetriebnahme. In den verflossenen vier Kriegswintern mußten naturgemäß vielfach Instandsetzungsarbeiten mit Rücksicht auf den Materialmangel und den Mangel an geschulten Fachkräften unterbleiben, so daß in vielen Fällen die Heizungsanlagen sich in einem Zustand befinden, der für den kommenden Winter zu Bedenken Anlaß geben kann. Es empfiehlt sich, mit den dieses Jahr mehr wie früher erforderlichen Instandsetzungsarbeiten an Heizungseinrichtungen möglichst schon jetzt zu beginnen, damit sich diese zu Anfang der Heizperiode wieder in gebrauchsfähigem und betriebssicherem Zustand befinden. In vielen Fällen werden diese Instandsetzungsarbeiten einen verhältnismäßig geringen Aufwand erfordern, solange die Heizungen noch nicht in Betrieb genommen worden sind. Es hat sich schon im letzten Jahr gezeigt, daß die Zahl der Reparaturaufträge an Heizanlagen nach Beginn der kalten Witterung bei den zuständigen Geschäften und Firmen so groß war, daß nur ein kleiner Teil der reparaturbedürftigen Heizungen fachgemäß hat instand gesetzt werden können, ein Zustand, der in diesem Jahr nach Möglichkeit vermieden werden muß.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)