Freitag, 19. Juli 1918

   

Anzeige im General-Anzeiger vom 19. Juli 1918Neues Operettentheater. Die „spanische Krankheit“ wirkt auch auf die Aufführung des Neuen Operettentheaters ein. Der Darsteller der Hauptrolle im „Filmzauber“, Herr Hietel, ist erkrankt, und für ihn mußte Direktor Steffter einspringen. Her Steffter ist zwar kein glänzender Sänger, er behilft sich daher mit dem Sprechgesang, er macht aber den „Musenfett“ zu einer solch komischen Figur, daß die Besucher mit dem Wechsel durchaus zufrieden sind und dankbaren Beifall spenden.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)

    

In Groß-Bonn setzt gegenwärtig ein geheimnisvoller Zeichner die Zuschauer in Erstaunen. Die Hand des unsichtbaren Zeichners fährt mit Blitzesschnelle mit dem Griffel über die dunkel gehaltene Leinwand und gräbt mit Lichtschrift die schönsten Bilder, Freund und Feind, meist trefflich ausgeführte Karikaturen ein. Medi, das Rätsel am Magnet, nennt sich eine Künstlerin, am fliegenden Reck, die u. a. hoch oben zwischen einem Riesenmagnet scheinbar ohne jede Befestigung sich im Wirbel dreht. In dasselbe Gebiet fallen die Vorführungen der „Drei Original-Janowskys“, die vorzügliches als Kopfakrobaten leisten. Aus dem übrigen bunten Teil sind noch die Darbietungen des Xylophonkünstlers Herrmann Klemmer und der Opern- und Liedersängerin Friedel Gast, sowie diejenigen des Humoristen und Reimkünstlers Otto Waldemar zu erwähnen, der aus dem Programm der ersten Monats-Hälfte“ bestens bekannt ist.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

    

Anzeige im General-Anzeiger vom 19. Juli 1918Die unsinnigsten Gerüchte über den Brand in der Gronau schwirren immer noch in der Stadt herum, als seien dort Lebensmittel verbrannt. Aufgrund eigener Wahrnehmung konnten wir damals feststellen, daß z. Zt. des Brandes auch nicht ein Pfund Lebensmittel in der Gronau lagerten. Gegenüber den Gerüchten sein dies erneut ausdrücklich hervorgehoben.

Marktüblich – Höchstpreisüberschreitung. Die Erläuterungen zu den Höchstpreisbestimmungen sehen vor, daß die Ware „marktüblich“ geliefert wird, d. h. in der Weise, „wie es vor dem Kriege üblich war.“ Tagtäglich aber kann man die Erfahrung machen, daß das Gemüse nur „kriegsüblich“ angeliefert wird. Bei einem Rotkohl, der sechs Pfund wiegt, hat man reichlich drei Pfund kriegsüblichen Abfall, den man „marktüblich“ bezahlen muß. In diesem Umfug kann man nur eine beinahe unerhörte Höchstpreisüberschreitung, wenn auch eine versteckte, erblicken, die unbedingt bekämpft werden muß. Wir sind der Ansicht, daß man, wenn Landwirte wirklich nicht mit den Höchstpreisen auskommen, - sie behaupten dies -, die Preise ändern soll, daß man andererseits aber auch den Verbraucher gegen dieses Ausbeutesystem nicht genug in Schutz nehmen kann. Den Schwachen Schutz! Wer ist hier der Schwache? Beiden Gerechtigkeit. Dem Erzeuger angemessene Preise und dem Verbraucher anständige Ware, einerlei ob „markt- oder kriegsüblich“. (Der Futtermangel scheint auf den Lande übrigens nicht so groß zu sein, als in der Stadt angenommen wird, da sonst der Abfall als Viehfutter verwendet würde.)

Die Schwindlerin, die, wie berichtet, vorige Woche in zahlreichen Bonner und auch Beueler Geschäften erhebliche Warenbestellungen für bekannte Einwohner gemacht und dann von den Geschäftsleute Geldbeträge bis zu 20 Mark „geliehen“ oder zu „leihen“ versucht hat, ist am Dienstag von der Kriminalpolizei festgenommen worden. Es ist ein 24jähriges Mädchen aus Osnabrück, das sich vor kurzem im Bonn niedergelassen hat.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)