Montag, 15. Juli 1918
Die Bäcker dürfen nach einer neuen, heute veröffentlichten Verordnung des Oberbürgermeisters keine Obsttorten mehr backen, sie auch nicht verkaufen.
Zwei Metzger aus einem eingemeindeten Vororte wurden von der Kriminalpolizei festgenommen, weil sie verdächtig sind, Geheimschlachtungen vorgenommen zu haben. Ein noch lebender Ochse wurde beschlagnahmt.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Die Freundin aus dem Kaffeekränzchen. Die nette Folge eines „Kaffeeklätschens“ erregte in einer Stadt am Rhein viel Heiterkeit. Saßen mehrere Hausfrauen beim Täßchen Mokka, d. h. Ersatzmokka, und unterhielten sich über verschiedene Dinge, dabei auch über die leidige Dienstbotenfrage. Einer der Frauen lobte ihr Mädchen, als besondere Tugend rühmend, daß die Brave nach jedesmaligem Heimaturlaub mindestens ein paar Pfund Butter oder hundert Eier mitbringe, von frischem Gemüse und verschiedenen Hülsenfrüchten gar nicht zu reden. Zwei Tage darauf kündigte die „Perle“ ohne Grund. Erst auf dringendes Befragen gab sie an, von der Frau … (einer Teilnehmerin am Kaffeekränzchen) mit doppeltem Lohn und beliebig freiem Ausgang an jedem zweiten Tag gemietet zu sein, außerdem hätten ihr zwei andere Frauen (auch vom Kaffeekränzchen) ein hohes Mietgeld, aber nicht so hoch wie das der neuen Dienstherrin, geboten.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Die gewerbsmäßige Verarbeitung von Weißkohl zu Sauerkraut ist verboten. Die Vorschrift gilt nicht: 1. soweit an den Frischmärkten verbleibende Ueberstände von Weißkohl durch Einsäuren vor dem Verderb geschützt werden müssen und 2. soweit Weißkohl auf Grund besonderen Auftrags der Reichsstelle für Gemüse und Obst, Geschäftsabteilung in Berlin zur Deckung des Bedarfs von Heer und Marine zu Sauerkraut verarbeitet wird.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)