Montag, 1. Juli 1918
Bei der eigenartigen grippeartigen Erkrankung, die, wie berichtet, in Bonn in letzter Zeit gehäuft aufgetreten ist und über deren Auftreten auch aus andern Städten Deutschlands berichtet wird, soll es sich nach einer vom Berliner Tageblatt wiedergegebenen Erklärung des Vorstehers des Berliner städtischen Medizinalamts, Dr. Seligmann, um eine Influenza-Seuche handeln, wie sie in den Jahren 1889 bis 1893 ganz Europa überzogen habe. Ein wirkliches Vorbeugungsmittel gegen die Erkrankung gebe es nicht. Ein Mitglied des Kochschen Instituts hat bereits Fälle der neuen Krankheit behandelt und in einem Falle den Influenzabazillus einwandfrei nachgewiesen. Nach seinen Beobachtungen werden ältere Personen weniger als junge Personen von der Krankheit befallen, die nach heftigem Fieber mit Schleimhäutereizung innerhalb zwei bis drei Tagen harmlos verläuft. Die Gefahr für die Zivilbevölkerung hält er für gering. Bisher sei bei den Erkrankungen noch kein Todesfall vorgekommen.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Von der Schleichhandelsbörse. Gegenwärtig wird für ein Pfund Ochsenfleisch 8 Mk., für Leberwurst 7 – 8 Mk., für Nierenfett 23 – 25 Mk., für gesalzenen fetten Speck 17 – 20 Mk., für Limburger Käse 8 Mk., für sog. Mainzer Käschen (Fabrikkäse) 55 Pfg., für Butter 18 – 20 Mk., für Margarine bis zu 13 Mk. bezahlt.
Die „spanische Grippe“, die nun auch in Deutschland ihren Einzug gehalten hat, wird von den Berliner Medizinalbehörden als ungefährlich bezeichnet. Wie das Berliner Tageblatt mitteilt, erklärte der Vorsteher der bakteriologischen Abteilung des städtischen Medizinalamtes, Dr. Seligmann, daß es sich, den bisherigen Beobachtungen zufolge, um eine Influenza-Epidemie handle, wie sie in den Jahren 1889 bis 1893 ganz Europa überzogen habe. Ein wirkliches Vorbeugemittel gegen die Erkrankung gebe es nicht. Ein Mitglied des Kochschen Instituts hat bereits Fälle der neuen Krankheit behandelt und in einem Falle den Influenzabazillus einwandfrei nachgewiesen. Seinen Beobachtungen zufolge werden ältere Personen weniger als junge Personen von der Krankheit befallen […].
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Die Vorentnahme und Abgabe von Brot an den Samstagen und Sonntagen ist im Stadtkreise Bonn von kommendem Samstag ab verboten. Das Brot für den Wochenbedarf kann also erst von Montags ab in den Bäckereien entnommen werden.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)