Sonntag, 19. Mai 1918
Fliegerangriff auf Köln. Gestern vormittag kurz nach 10 Uhr wurde die Stadt Köln von mehreren feindlichen Fliegern angegriffen. Die Flugabwehr trat in Tätigkeit. Die abgeworfenen Bomben richteten unerheblichen Gebäudeschaden an. Leider sind einige Opfer unter der Bevölkerung zu beklagen.
Ferner wird amtlich aus Köln gemeldet: Die feindlichen Flieger, die in einer Stärke von sechs Flugzeugen 23 Bomben auf Köln abwarfen, hatten es, wie schon aus der Oertlichkeit der Einschlagstellen der Bomben ersichtlich, die fast sämtlich auf die verkehrsreichsten Stellen der inneren Stadt fielen, lediglich auf die Bevölkerung abgesehen. […] Die beklagenswerte hohe Zahl der Menschenopfer von 25 Toten und 47 Verletzten ist darauf zurückzuführen, daß trotz rechtzeitiger Alarmierung der Stadt durch die verantwortlichen Dienststellen die so oft wiederholten Bestimmungen über das Verhalten bei Fliegerangriffen vielfach so gut wie unbeachtet blieben. Es sei nochmals nachdrücklich auf die Notwendigkeit strikter Befolgung dieser Bestimmungen hingewiesen.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Kriegspfingsten am Rhein. Die gesegneten Fluren unserer rheinischen Heimat atmen echten Pfingstgeist. Die Fruchtansätze in den reichen Obstkulturen des Vorgebirges und Bonn aufwärts zeigen sich ebenso verheißungsvoll wie das der Mutter Erde entsprießende Korn, das uns nach seinem herrlichen Stande eine frühe und gute Ernte verspricht. Dankbarer denn je müssen wir uns im Herzen fühlen, wenn wir jetzt um Pfingsten hinauswandern und das Auge die friedliche Entwicklung auf Aeckern, Wiesen und in den Gärten in sich aufnehmen kann. Dieses wunderbare farbenwarme Bild der rheinischen Landschaft würde das Auge nicht erquicken und die Sinne nicht mit frohen Hoffnungen auf die Zeit der Erfüllung eines erntegesegneten Herbstes beglücken können, wenn nicht der unerschütterliche starke Wille und der geniale Geist unserer siegessicheren Feldherren in Gemeinschaft mit unsern todesmutigen Heeren uns die Feinde jenseits der Grenzen unserer geliebten Heimat gehalten hätte. […]
Wenn wir unsern alten Hofgarten mit seinen in vollem Kerzenschmuck prangenden Kastanienbäumen und den riesigen Platanen durchwandern und uns dieser altehrwürdigen Naturdenkmäler freuen, die uns aus längst entschwundener kurfürstlicher Zeit überkommen sind, so sind es die ordengeschmückten Verwundeten aus dem Felde, die dort Erholung suchen, welche uns den Ernst des Schlachtenringens näher rücken, und wenn wir hinaufwandern zum Venusberg, zum Hohenzollernwald, der jetzt von manch wanderfroher Gruppe mit Singsang und Saitenzupfen auf der buntbebänderten Laute durchkreuzt wird, begegnen uns gar häufig militärische Kolonnen junger Vaterlandsverteidiger, die vom Uebungsplatz kommen und mit Gesang kecker, frischer Soldatenlieder oder mit klingendem Spiel von Trommeln und Pfeifen den Berg hinabmarschieren. Nähert man sich dem Plateau, so tönen militärische Signale ans Ohr, um auch so dem stillen Wanderer kund zu tun, daß auch da oben in den lenzesfrohen Waldungen Mars die Stunde regiert.
Und suchen wir in der wanderfrohen Pfingstzeit unsere alten schönen Rheinorte auf, so werden wir auch in der Verpflegungsfrage daran erinnert, daß wir ein Kriegspfingsten feiern. Zwar wird unsern Wirten von solchen, die es wissen wollen, nachgesagt, daß sie schon lange vor dem Feste ihre Fleischtöpfe heimlich reich gefüllt hätten, daß sie ihre „Beziehungen“ – auch Wirte sollen solche haben – benutzt hätten, um ihren Gästen eine möglichst gute Tafel bieten zu können. Sicher ist hierbei manchmal trotz unserer trefflichen Verordnungen der Höchstpreis überschritten worden und die Zahlen auf den Speisekarten werden es den Pfingstausflüglern zu wissen tun, daß man sich zu einer Kriegspfingstfahrt nicht nur Fleischmarken, sondern auch Reichsmarken in achtbarer Menge einstecken muß.
Die Vorsichtigen und Sparsamen werden jedenfalls gut tun, sich für ihre Wanderfahrten auf Rucksackverpflegung einzurichten, zumal sie auch dann hier und da die Möglichkeit haben – nicht mit ganz leerem Rucksack wieder heimzukehren. Da unsere Staatseisenbahn im Nahverkehr da, wo elektrische Bahnen verkehren, zum Pfingstfest keine Fahrkarten ausgibt, werden wir voraussichtlich auf unsern links- und rechtsrheinischen Straßenbahnen wie auch auf den Rheindampfern, an den Festtagen einen ungewöhnlich großen Personenverkehr zu erwarten haben.
Mögen alle die, die zum Feste unsere im Lenzesschmuck prangende Gartenstadt und ihre reizvollen Umgebung aufsuchen, Freude und Erholung finden, um erneute Spannkraft und innere Festigkeit für die Bürden zu gewinnen, die der Krieg in seinen vielfältigen Folgewirkungen uns allen bis zum siegreichen Ende noch auferlegen wird.
Die Kohlenversorgung der Bonner Bürgerschaft.
Die Ortskohlenstelle macht uns folgende Angaben:
Brikettbezug im Landabsatz.
Von der Möglichkeit Briketts im Landabsatz, d. i. durch Fuhren von den Brikettwerken zu beziehen, wird in letzter Zeit vermehrter Gebrauch gemacht. Es ist das dringend erwünscht und wiederholt sei die Bürgerschaft darauf hingewiesen, weitgehendst ihren Bedarf an Briketts für den Winter jetzt schon im Wege des Landabsatzes einzudecken. Außer hiesigen Fuhrwerksbesitzern haben sich auch zahlreiche auswärtige zur Heranschaffung von Briketts mittels Fuhren angeboten. Die Ortskohlenstelle ist auf Wunsch bereit, Fuhrwerkbesitzer nachzuweisen. […]
Holzversorgung.
Die Ortskohlenstelle beabsichtigt, um der für den nächsten Winter im Falle der Fortdauer des Krieges drohenden Brennstoffnot [entgegen] zu steuern, Brennholz zu beschaffen. Damit ein Bild gewonnen werden kann, in welchem Umfange Holz zu beschaffen ist, erläßt die Ortskohlenstelle in der heutigen Nummer die Aufforderung zur Bestellung.
Nur derjenige kann darauf rechnen, durch Vermittlung der Stadt Holz zu erhalten, der rechtzeitig die Bestellung abgegeben hat. Der Preis des durch Vermittlung der Stadt zu beziehenden Holzes wird dem ungefähren Selbstkostenpreis entsprechen. Die Lieferung wird möglichst im Laufe des Sommers erfolgen. […]
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Eine Vaterländische Vereinigung der deutschen Kriegsbeschädigten und Kriegsteilnehmer für Bonn und Umgegend wurde gestern abend in einer Versammlung im Preußischen Hofe gegründet. Zwei anwesende Kriegsbeschädigten sprachen über dne Zweck der neuen Gründung und hielten ihm denjenigen des Reichsbundes deutscher Kriegsbeschädigten entgegen. […] Die Vereinigung bezweckt, die Liebe und Treue zu Kaiser und Reich bei seinen Mitgliedern zu pflegen, zu betätigen und zu stärken, sowie die Anhänglichkeit an Kriegs- und Soldatenzeit im Sinne soldatischer Treue und nationaler Gesinnung aufrecht zu erhalten, ferner unter ständigem, praktischem Zusammenarbeiten mit staatlichen und kommunalen Behörden die materielle Sicherstellung des Kriegsbeschädigten im späteren Leben zu erreichen, den Kriegsbeschädigten zu helfen, durch materielle Unterstützung, Anträge an staatliche und Gemeindebehörden, Arbeitgeber, Anteilnahme an der öffentlichen Fürsorge für die Hinterbliebenen durch Ratschläge usw., die Feier vaterländischer Gedenktage, gestorbene Mitglieder mit militärischen Gebräuchen zur Gruft zu begleiten, die Gewährung von Beihilfen zu Beerdigungskosten […]
Spargelernte. Aus Alfter wird uns geschrieben: „Die letzten heißen Tage sind sehr von Vorteil für die Spargelernte gewesen. […] Mit dem Ergebnis der diesjährigen Spargelernte kann man wohl zufrieden sein.“ (Auf dem Bonner Wochenmarkte konnte man in diesem Jahre von der guten Alfterer Spargelernte bis jetzt nichts bemerken. Die Red.)
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)