Samstag, 4. Mai 1918
Stadtverordneten-Sitzung.
[...]
Ehrung des Rittmeisters Freiherrn von Richthofen. Stadtv. Kalt hat beantragt, zur Ehrung des gefallenen großen Fliegerhelden Freiherrn v. Richthofen eine Straße nach dessen Namen zu benennen. Er begründet seinen Antrag und schlägt vor, die Auswahl der Straße dem Bauausschuß zu überlassen.
Stadtv. Dr. Krantz hält es für richtiger, die Ehrung dieses wie auch anderer Helden des großen Krieges, z. B. Boelckes, Weddigens, vor allem auch Ludendorffs, bis nach dem Kriege zu verschieben, dann werde man eine geschichtliche Grundlage dafür haben.
Stadtv. Kalt: Es solle ein gefallener Held geehrt werden. Die Ueberlebenden könnten später trotzdem noch geehrt werden.
Oberbürgermeister Spiritus empfiehlt, dem Antrag Kalt grundsätzlich zuzustimmen. Die Versammlung gebe dadurch ihrer Ueberzeugung Ausdruck, daß der Tod des Freiherrn v. Richthofen ein unersetzlicher Verlust für unser Vaterland ist. Der Antrag möge dem Bauausschuß überwiesen werden.
Stadtv. Dr. Krantz ist damit einverstanden. Er habe nur daran erinnern wollen, daß auch andere um das Vaterland verdiente Männer geehrt werden müßten.
Der Antrag wird einstimmig dem Bauausschuß überwiesen. […]
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Der Bonner Wochenmarkt war gestern gut beschickt, hauptsächlich mit Spinat und Schneidgemüse. Hiesiger Spargel kommt gegenwärtig noch wenig auf den Markt. Mainzer dagegen reichlicher. Hiesiger und fremder Kopfsalat kostet immer noch 35 bis 45 Pfg. das Stück. Rhabarber war nur ganz vereinzelt zu haben, rote Radieschen aber in großen Mengen. In letzter Zeit kommen auch wieder Erdkohlrabien auf den Markt, finden aber nicht den gewünschten Absatz. Gestern waren auch die ersten frischen Gurken zu haben und wurden trotz des hohen Preises gern gekauft. Im allgemeinen war der Verkauf flott. Auch auf dem Großmarkt auf dem Stiftsplatz waren in fast allen Markterzeugnissen ziemlich große Zufuhren, besonders in Spinat und Schneidgemüse. Auch hier war der Verkauf durchweg flott. Der städtische Verkauf auf dem Wochenmarkt hatte wieder recht regen Zuspruch, besonders in Spargel und Spinat. Nur Schneidgemüse wurde nicht so viel verlangt. Unter anderem war auch Rhabarber zu haben. Die Zufuhren waren im allgemeinen nicht so groß wie sonst.
Vergiftung durch Rhabarber-Gemüse. Man schreibt uns aus Düsseldorf, 2. Mai: Nach dem Genusse von Rhabarber-Blättern, die wie Spinat zubereitet worden waren, erkrankte eine hiesige aus neun Köpfen bestehende Familie an Vergiftungserscheinungen; ein Kind ist bereits gestorben. Nach dem ärztlichen Gutachten liegt Vergiftung durch den Genuß der Rhabarber-Blätter, wie sie jetzt – auch eine bedauerliche Kriegserscheinung – mit dem Rhabarber verkauft werden, vor. Inzwischen hat die Bezirksstelle für Gemüse und Obst den Verkauf von Rhabarber mitsamt den Blättern auf das strengste untersagt.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)