Donnerstag, 25. April 1918

    

Unterbringung Schwerbeschädigter in militärischen Dienststellen. Die Zeitschrift „Die Kriegsbeschädigtenfürsorge in der Rheinprovinz“, herausgegeben vom Landeshauptmann der Rheinprovinz, schreibt: Das Kriegsministerium hat am 17.12.1917 folgendes verfügt: Bei der großen Zahl der schwerbeschädigten Kriegsverletzten (Einarmigen usw.), die in ihrem Berufe oder auf dem allgemeinen Arbeitsmarkte nur in sehr beschränktem Maße verwendungsfähig sind, ist es grundsätzlich erforderlich, ihnen bestimmte Posten ausschließlich offen zu halten. Allen militärischen Dienststellen wird es daher unter Hinweis auf Abschnitt 3 des Runderlasses der beteiligten preußischen Fachminister vom 29. August 1916 erneut zur Pflicht gemacht, solchen Kriegsbeschädigten leichtere, nicht den Militäranwärtern vorbehaltene Posten zu übertragen und vor der Besetzung dieser den Schwerbeschädigten vorzubehaltenden Stellen mit den Hauptfürsorgestellen wegen des Nachweises geeigneter Personen in Verbindung zu treten. Hierzu bemerkt das stellvertr. Generalkommando 8. Armeekorps in Koblen7: Als leichtere, nicht den Militäranwärtern vorbehaltenen Posten kommen in Frage: a) Dauerstellungen: Schreiber, Boten, Aufseher, Arbeiter bei Artilleriedepots, Garnisonsverwaltungen, Fortifikationen, Garnisons-Bäckereien, Bekleidungsamt, Kgl. Werke Siegburg. B) Während des Krieges: Schreiber, Boten, Koch, Verwalter von Kammerbeständen bei Truppenteilen und sonstigen militärischen Dienststellen.

Pfadfinderkorps Bonn. Die 1. Feldkompagnie (Freischar) tritt am Sonntag nachmittag 2½ Uhr am Aufgang zum Venusberg statt.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)

    

Eine Eingabe der Bonner Obst- und Gemüsehändler.
Man schreibt uns: Die hiesigen Obst- und Gemüsekleinhändler haben in einer gemeinsamen Zusammenkunft beschlossen, ein Gesuch an die Stadtverwaltung zu machen, in Zukunft die von der Stadt erfaßten Obst- und Gemüsemengen den Kleinhändlern zu festgesetzten Preisen zum Verkauf an die Verbraucher zu überlassen. Dadurch fiele das von unseren sowieso schon viel geplagten Hausfrauen bitter empfundene stundenlange lästige Reihestehen vor den städtischen Verkaufsstellen fort. Es könnte dann jede Frau ihren Bedarf an Obst und Gemüse im benachbarten Geschäft zu festgesetzten Preisen decken. Es würde dies sicher von allen unseren Hausfrauen freudigst begrüßt werden.
   (Wir möchten dem hinzufügen, daß dieser Vorschlag vieles für sich hat. In den Fällen, wo eine Knappheit in den Verkaufsmengen vorläge, wäre es jedoch vielleicht fraglich, ob alle Kleinhändler im Verkauf ebenso unparteiisch vorgingen, wie die städtischen Verkaufsstellen. An den städtischen Verkaufsstellen wird Reich und Arm gleich bedient, bei den Händlern kommt aber immer das verschiedenartige Interesse an den einzelnen Kunden in Frage. Die Schriftl.)

Universität. Wie verlautet, hielt der Rektor der Universität, Geheimrat Marx, bei der gestrigen ersten Einschreibung der Studierenden, eine Ansprache, in der er die Studentinnen ermahnte, auch in der Wissenschaft „ihren Mann“ zu stehen. Den durch den Dienst für das Vaterland verhinderten Studierenden wolle die Universität Gelegenheit schaffen, später ihr akademisches Studium zu erleichtern. Die Universität Dorpat werde uns wohl ein Hort deutscher Kultur und im Westen werde uns wohl bald der Friede beschert werden.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

Die Kohlenfrage in Bonn. Zu meinem Schrecken lese ich in Ihrem Blatte die Absichten, mit denen die Bonner Ortskohlenstelle sich für die Sommermonate trägt. Schon für den Monat April wurden nur drei Zentner Kohlen bewilligt, obwohl erfahrungsgemäß im April hier in Bonn noch geheizt werden muß und nicht jede Hausfrau in der Lage ist, ihre sämtlichen Angehörigen in der Küche unterzubringen. Wie kann eine Hausfrau, die z. B. für fünf Mägen zu kochen hat und nicht im Besitze eines Gaskochers ist – nebenbei bemerkt, ist das gar kein Unglück bei der schlechten Beschaffenheit unseres Gases – ihre Angehörigen alle anständig versorgen? Sie mag Kochkiste, Papierbeutel und andere Hilfsmittel treu benutzen, drei warme Mahlzeiten am Tage, die bei unserem Brotmangel nötig sind, kann sie nicht mit drei Zentnern im Monat zustande bringen. Und dann kommt erst die zweite wichtige Frage: Wie wird es mit der Wäsche? Die Waschmittel sind schlecht, die Wäschevorräte verringern sich in jedem Haushalt und machen deshalb öftere Veranstaltung eines „Waschfestes“ notwendig. Und gesundheitlich ist der Wechsel der Wäsche im Sommer erfahrungsgemäß noch viel wichtiger als im Winter. Das sind Feststellungen einer Hausfrau, wie sie in den meisten Familien gemacht werden können. Welche Antwort kann man darauf geben? Eine Bonner Hausfrau.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)

    

Ueberwachung und Schutz von Heeresgut! Bekanntlich befindet sich in Bonn, Vivatsgasse 6, eine polizeiliche Nach- und Abschubsüberwachungsstelle, der die Ueberwachung von Heeresgut untersteht. Hierbei werden vielfach auch andere strafbare Handlungen aufgedeckt. Es gelang einem Hilfsbeamten, einen schweren Jungen festzunehmen, der unberechtigterweise Militär-Kleider trug und mit einem vollbepackten Rucksack und einem schweren Koffer beladen war. Bei näherer Revision stellte sich heraus, daß sich in demselben eine frischgeschlachtete Ziege und drei Kaninchen befanden. Die Tat soll in der Umgebung von Bonn geschehen sein. Obwohl manches Vergehen aufgedeckt und die Heeresverwaltung hierdurch vor vielen Schäden bewahrt wird, so könnte doch dem Vaterland noch mehr gerettet und allen das Durchhalten erleichtert werden, wenn die Bevölkerung die ihnen bekannt gewordenen Beraubungen, bezw. Hehlereien von Heeresgut sofort der Nach- und Abschubsüberwachungsstelle, Vivatsgasse 6, telefonisch unter Nr. 427 oder schriftlich melden würde. Es ergeht daher an alle die Bitte, mitzuhelfen, dem Vaterlande das Durchhalten zu erleichtern.

Verwundetenfürsorge. Den Insassen des Res.-Laz. I, Abt. Nervenklinik, wurde am vergangenen Sonntag ein seltener Genuß zu Teil. Der Verein „Bonner Wandervögel“ hatte sich unter der bewährten Leitung der Herren Sonntag und Kirfel eingefunden und erfreute die zahlreich erschienenen Feldgrauen mit Musik und Gesangvorträgen. Ernste und heitere Szenen wechselten in bunter Reihe mit musikalischen Darbietungen auf Guitarre, Mandoline und Laute. Großer Beifall veranlaßte zahlreiche Zugaben und bekundete die Dankbarkeit der Zuhörer. Gewiß dürfen die „Wandervögel“ auf die Talente ihrer Mitglieder stolz sein und werden recht bald wieder die Kranken des Res.-Laz. I, Abt. Nervenklinik, mit ihren Darbietungen erfreuen.

50 Gramm K.-A.-Seife dürfen während der Monate April und Mai gegen Vorlage der Seifenkarte besonders abgegeben werden. Der Verkäufer ist verpflichtet, die Abgabe auf dem Stamme der Seifenkarte unter Angabe des Datums mit Tinte oder Farbstempel zu vermerken.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)