Montag, 22. April 1918

  

Anzeige im General-Anzeiger vom 22. April 1918Professor Fritz Ohmann. Am 20. d. M. erhielt der Rektor der Universität folgenden Brief, der auf dem Schlachtfeld mit Bleistift auf erbeutetem australischen Briefpapier geschrieben ist. Er hat folgenden Wortlaut: „Schlachtfeld an der Lys, 14.4.1918. An den Rector magnificus der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Euerer Magnifizenz mache ich die traurige Mitteilung, daß der Leutnant d. R. im Feldartillerie-Regiment … Ohmann, Privatdozent an der Friedrich-Wilhelms-Universität, gestern früh den Heldentod gestorben ist. Er war – als mein Ordonnanzoffizier – zur Feststellung der vorderen Linie während siegreichen Angriffsgefechts vorgeschickt. Sein Tatendrang trieb ihn zu Pferde bis in die Schützenlinie, wo ihn die feindliche Maschinengewehrkugel traf. Mit ihm hat die Division einen schweren Verlust erlitten. Er war ein Mann von reichen Gaben des Verstandes und des Herzens, ein prächtiger Soldat, tapfer, umsichtig, zäh, arbeitsfreudig und von rascher Entschlußkraft. […] Er war ein fröhlicher Kamerad, stets lustig und guter Dinge, stets Optimist, niemals Spielverderber. Wir hatten ihn alle sehr gern und werden sein Andenken treu im Herzen bewahren. […]“ Auch die Universität wird sein Andenken treu bewahren, diesen Brief hüten als wertvollen Schatz und als ein kostbares Denkmal der Zeitgeschichte. […]

Städtisches Lyzeum. Die Schülerinnen des städtischen Lyzeums und der mit ihm verbundenen Studienanstalt haben zur achten Kriegsanleihe durch eigene Zeichnungen und Werbunden 720.775 Mark aufgebracht. Als Anerkennung ihrer wertvollen vaterländischen Arbeit erhalten die Schülerinnen am morgigen Dienstag einen schulfreien Tag.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

Godesberg, 21. April. Die Schülerinnen und Schüler des Evangelischen Lyzeums zu Godesberg haben auf die achte Kriegsanleihe 210.000 M. gezeichnet (gegen rund 12.000 M. auf die dritte bis sechste und 24.500 M. auf die siebente Kriegsanleihe).

(Bonner Zeitung, Rubrik „Rheinland und Nachbargebiete“)

  

Die Höchstpreise für Wurst hatte eine Frau von hier überschritten, indem sie Wurst, die ihr Mann aus dem Felde geschickt hatte, verkaufte. Ein gegen sie erlassener Strafbefehl wurde zurückgezogen, dagegen setzte das Schöffengericht wegen Uebertretung in drei Fällen eine Geldstrafe von 45 Mark fest.

Milch, Gerste und andere Lebensmittel hatte eine verkrüppelte Frauensperson, die von der Armenverwaltung unterstützt wird, ihrem Hund verfüttert. Wegen dieser Uebertretung hatte sie einen Strafbefehl über 30 Mk. erhalten. Ihr Einspruch hiergegen wurde am Samstag vom Schöffengericht zurückgewiesen. Der Vorsitzende riet der Verurteilten, den Hund abzuschaffen und sagte ihr, eigentlich hätten Sie ins Gefängnis gemußt.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

   

Der Frost der letzten Nächte hat den Obstbäumen empfindlichen Schaden zugefügt. Strichweise wird ein großer Teil der Ernte dahin sein. Zumal die Kirsch- und Pflaumenbäume, die in diesem Jahre so üppig blühen, haben arg gelitten. Die Blüten sehen vielfach braun aus. Besonders schlimm war der Regen, der am Donnerstagabend wahrscheinlich im gesamten Westen niederging. Der nächtliche Frost setzte in vielen Blüten kleine Eiskristalle an. Es ist gut, daß die Spätbirnen- und Apfelbäume in der Blüte noch weiter zurück sind. In der Eifel und andern Gegenden ist vorgestern sogar Schnee gefallen.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)