Donnerstag, 11. April 1918
Lumpen und neue Stoffabfälle. Eine neue Bekanntmachung über Beschlagnahme, Bestandserhebung und Höchstpreise von Lumpen und neuen Stoffabfällen ist am 9. April in Kraft getreten. In dieser Bekanntmachung sind die verschiedenen Bestimmungen über die Beschlagnahme, Bestandserhebung und die Höchstpreise bei Lumpen und neuen Stoffabfällen einheitlich zusammengefaßt, so daß gleichzeitig die früheren Bekanntmachungen aufgehoben worden sind. Im allgemeinen verbleibt es bei der bisherigen Regelung des Verkehrs mit beschlagnahmten Lumpen und neuen Stoffabfällen. Im einzelnen enthält die neue Bekanntmachung allerdings verschiedene Abweichungen gegen die bisherigen Anordnungen. Es ist näher bestimmt worden, was unter Lumpen und neuen Stoffabfällen zu verstehen ist. Des weiteren ist die Meldepflicht auf alle beschlagnahmten Gegenstände ausgedehnt worden, deren Vorräte mindestens 100 Kilogramm betragen. Insbesondere sei darauf hingewiesen, daß auch alle aus dem Auslande stammenden unter die Verordnung fallenden Lumpen und neuen Stoffabfälle von der Beschlagnahme betroffen sind. Die Höchstpreise sind verändert worden. Der genaue Wortlaut der neuen Bekanntmachung ist bei den Landesämtern, Bürgermeisterämtern und Polizeibehörden einzusehen.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)
Der Vaterländische Frauenverein (Stadtkreis Bonn) hielt am 9. April d. Js. seine Jahresversammlung ab. Der Verein hatte die Ehre, hierbei Ihre Königliche Hoheit die Frau Prinzessin Victoria zu Schaumburg-Lippe, Prinzessin von Preußen, Ehrenvorsitzende des Vaterländischen Frauenvereins, Stadtkreis Bonn, begrüßen zu können.
Im vergangenen Jahr hatte der Verein sein 50jähriges Bestehen feiern können und aus diesem Anlaß erhielt der Verein von der Kaiserin eine eigenhändig unterschriebene Ehrenurkunde. Die freiwillige Krankenpflege ist noch immer Hauptaufgabe des Vereins, der nunmehr über 259 Krankenpflegerinnen verfügt, von denen 182 die staatliche Anerkennung als Krankenpflegerin besitzen. [...] Von den Bonner Lazaretten wurden wie in den Vorjahren die Reservelazarette Collegium Albertinum, Collegium Leoninum, Altes Friedrich-Wilhelm-Stift, Beethovenhalle, Ohrenklinik, Garnisonlazarett sowie das Vereinslazarett Prinzessin Victoria ausschließlich von den Hilfsschwestern des Vereins gepflegt. Ein Teil der Schwestern war außerdem in anderen Reservelazaretten tätig. In die Etappe wurden seit Kriegsbeginn 66 Schwestern entsandt. 136 Hilfsschwestern des Vereins wurden bisher mit der Roten-Kreuz-Medaille ausgezeichnet.[...] Die Beschaffung von Heimarbeit für bedürftige Frauen durch Heeresaufträge wurde fortgesetzt, im letzten Jahre durch Vermittlung des neugeschaffenen Ortsausschusses für Heeresnäharbeiten. Wertvolle Arbeit leisteten die Vereinigungen von Damen zum Flicken von Lazarettwäsche. Die Sammlung von Weihnachtspaketen für die Front hatte trotz der schweren Zeiten einen schönen Erfolg. Für die Speisung armer Kinder überwies der Verein dem Bonner Frauenverein 500 Mark sowie 300 Mark für arme Frauen. An der Zeichnung auf die 7. Kriegsanleihe beteiligte er sich wiederum mit seinem Vereinsvermögen, sodaß die Gesamtzeichnungen des Vereins 35.000 Mark betragen. Mit warmen Werbeworten für den Nationaltag deutscher Frauen zugunsten der 8. Kriegsanleihe schloß die Vorsitzende die Versammlung.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Der deutsche Kronprinz, der mit seiner Heeresgruppe gegen mächtigen feindlichen Ansturm die mittlere Front gehalten hat, spricht in seiner Kundgebung für die 8. Kriegsanleihe von der Ausdauer und dem Heldenmut der deutschen Truppen. Auch in der Aisne- und der Champagne-Schlacht haben sie voll heiliger Ueberzeugung durchgehalten, damit die Brüder im Osten und Süden große Erfolge erringen konnten. Die großen Erwartungen der Franzosen mit ihrer gewaltigen Frühjahrsoffensive scheiterten an dem Siegeswillen der deutschen Soldaten. Und wieder ist Frühling. Und im Westen entwickeln sich heiße, blutige Kämpfe, wie sie die Welt noch nicht gesehen hat. Auch hier geht es zur Entscheidung! Helft auch Ihr daheim, nun im Westen den Frieden vorzubereiten. Gebt dem deutschen Heer die Mittel zu neuen Waffen, mit denen es Euch den Frieden erkämpfen kann! Denkt an die Mahnung des deutschen Kronprinzen: Zeichnet Kriegsanleihe!
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)