Dienstag, 9. April 1918

  

Anzeige im General-Anzeiger vom 9. April 1918Opfertag der Frauen. In wohldurchdachter Weise hat der Bund deutscher Frauenvereine in einer großzügigen Werbearbeit gerüstet. Reiche Mittel sollen beschafft werden, um den Frauen für die tausendfachen Aufgaben der Kriegsfürsorge die Hände zu stärken. Auch die Bonner Frauenvereine haben sich diesem großen Unternehmen angeschlossen. Sie planen eine Hilfstätigkeit für die Uebergangszeit vom Krieg zum Frieden. Wenn einmal die Männer zurückkehren, sollen die Frauen, die dem Vaterland in den Jahren der Not haben arbeiten helfen, nicht alsbald ihre Beschäftigung verlieren und sich von weiterem Erwerb ausgeschlossen sehen. Die Bonner Frauenvereine möchten dann Mittel zur Hand haben, um den Arbeiterinnen, wo es not tut, Unterkunft zu verschaffen und ihnen zu weiterem Fortkommen die Wege zu ebnen. Der 13. April, also der kommende Samstag, soll ihr Sammeltag werden. Und zwar ist dies ihre leitender Gedanke: jede Frau gibt als Beitrag etwa die Summe, die sie sonst an diesem Tage für sich und ihren Haushalt ausgeben würde. Was über diesen Maßstab hinausgeht, ist natürlich doppelt willkommen. Die einkommenden Beiträge sollen in der 8. Kriegsanleihe angelegt werden, denn man will nur die Zinsen für den Anzeige im General-Anzeiger vom 9. April 1918angegebenen Zweck verwenden. Ist die Uebergangszeit zum Frieden vorüber und der Notstand behoben, dann verbleibt das Kapital für Bonner Frauen und Kinder. Nach allen Seiten ist also der Plan sorgfältig erwogen, und es bleibt nur zu hoffen, daß der Aufruf der Frauen allerwärts offene Ohren, willige Herzen und volle Hände findet. Keine Frau versäume, sich an der vaterländischen Tat zu beteiligen und auch unter ihren Bekannten für die schöne Sache zu werben.

Eine kluge Hausfrau. „Nein, Frau Müller, das verstehe ich wirklich nicht, weshalb Sie wieder Kriegsanleihe zeichnen! Der Krieg hat uns Hausfrauen doch wirklich genug Schwierigkeiten gebracht, da werde ich mich hüten , noch Geld für die Kriegsführung herzugeben.“ – „Ja, wahrhaftig, Frau Schulz, leicht hat man’s jetzt nicht als Hausfrau. Kein Gewürz, kein Reis, kein Kaffee, Kakao oder Tee, es gibt rein gar nichts mehr. Und sehen Sie, Frau Schulz, das Elend geht nach dem Krieg genau so weiter, wenn wir nicht siegen. Unsere Feinde haben sich doch schon vorgenommen, uns auch nach dem Kriege so knapp wie möglich zu halten, da könnten wir wohl schöne Preise zahlen für das bißchen, was sie uns gütigst abgeben würden. Das gäbe dann erst ein Wirtschaften! Nein, da zeichne ich lieber 8. Kriegsanleihe, damit Deutschland siegt und wir Hausfrauen unsere Kolonialwaren wieder zu erschwinglichen Preisen kaufen können!“

(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)

   

Anzeige in der Bonner Zeitung vom 9. April 1918Die Pfirsichblüte hat sich in den letzten Tagen vollständig erschlossen. Von den Nachtfrösten der letzten Woche hat sie nicht im mindesten gelitten und nimmt bei der günstigen Witterung einen ganz normalen Verlauf. Tausende von emsigen Bienen tragen aus den duftigen Baumkronen den köstlichen Honig heim und zahlreiche Naturfreunde aus Stadt und Land besuchen täglich im Blütenschmuck prangende Rheinorte, um sich an der wunderbaren Blütenpracht zu erfreuen. [...]

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

    

Der Reiz des Familienlebens ist das besten Gegengift gegen den Verfall der Sitten, sagt mit Recht der Franzose Jean Jaques Rousseau, der die Gefahr erkannte, die der ganzen Familie, dem Staat droht, wenn das Familienleben in Verfall gerät. Die Hauptstärke Deutschlands liegt in dem Familienleben, das man nirgends so wiederfindet, wie bei uns. Das deutsche Familienleben ist aufgebaut auf der gegenseitigen Achtung und Hilfsbereitschaft der einzelnen Familienmitglieder. Auch im Staate darf nicht jeder Staatsangehörige nur sein eigenes Wohl im Auge haben, im Staat ist das Ganze Zweck, und der Einzelnen nur Mittel. Ein Staatswesen, in dem nicht jeder das Staatswohl, das Wohl der Allgemeinheit über das eigene stellt, muß zu Grunde gehen, wenn solche Stürme über es hinwegbrausen, wie jetzt über Deutschland. Die Zugehörigkeit zu einem Staate gewährt nicht nur Rechte, sondern fordert auch Pflichten. Es ist eine der obersten Staatsbürgerpflichten, alles zum Schutze des Staates zu tun. Die Pflicht muß jeder dadurch erfüllen, daß er dem Staat die Mittel zu seiner Verteidigung leiht, durch Zeichnung der Kriegsanleihe.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)