Dienstag, 29. Januar 1918

  

Pfadfinderkorps Bonn. Am Sonntag beging auch das Pfadfinderkorps Bonn den Geburtstag des Kaisers. Einleitend fanden im Kottenforst bei herrlichem Wetter unter reger Teilnahme zwei größere, gut verlaufende Geländespiele statt. Es folgte im Waldheim eine kurze, aber eindrucksvolle Feier. Nach Einbruch der Dunkelheit wurden beim lodernden Schein eines großen Feuers dem Tage und der Zeit entsprechende Lieder gesungen und Gedichte vorgetragen. Nach einer zündenden Ansprache, in deren Hoch alle Anwesenden begeistert einstimmten folgten bei hellem Schein des Flammenzeichens noch einige patriotische Lieder.

2000 Paar Schuhe (Segeltuch-Schnürstiefel mit Lederbesatz und Holzsohle) hat das städtische Bekleidungsamt den hiesigen Schuhgeschäften zum Verkauf überwiesen. Schuhausbesserungen können der Werkstelle des städtischen Bekleidungsamtes übertragen werden.

Die neuen Backvorschriften, wonach Schwarzbrot und Feinbrot 10 v. H. Kartoffelzubereitungen enthalten muß, ferner das Verbot, Brot und Mehl vor Beginn der entsprechenden Versorgungswoche (also vor Montag) zu verkaufen, werden im Anzeigenteil dieser Zeitung bekannt gemacht.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)

   

Bonner Bürgerverein. Zu einer glänzenden vaterländischen Kundgebung gestaltete sich die Kaisersgeburtstagsfeier des Bonner Bürgervereins. Ein Prolog, den Herr Direktor Bourdin in vorzüglicher und stimmungsvoller Weise vortrug, leitete die Feier ein. In der Festrede bat der Vorsitzende, Justizrat Schumacher II, dem Kaiser als Geburtstagsgeschenk das Gelöbnis der Treue und opferwilligen Durchhaltens darzubringen, indem er darauf verwies, daß infolge der Tapferkeit unserer Heere uns die Schrecken des Krieges im eigenen Lande erspart worden seien. Zum Schluß zeigte Redner den Kaiser als Friedenskaiser, dem auch der Sieg zuteil werde.
    Einst sprach zu Friedenszeiten in der Kaiserstadt Aachen Kaiser Wilhelm das Wort: Ich stelle mich, mein Haus und mein Volk unter das Kreuz, so seinen Glauben offen bekennend und Volk und Reich dem Schutz des Allerhöchsten anbefehlend! Dieses Zeichen ist fürwahr in diesem Kriege ein Wahrzeichen geworden! Des braven Kriegers Brust schmückt das Eiserne Kreuz als Lohn für Tapferkeit und Pflichterfüllung. Unter des Roten Kreuzes warmherzigen Strahlen lindert christliche Liebe der Krieger Schmerzen und Not. Und überall, zumal in Feindeslande, kündet des Kreuzes Zeichen die Stätte, wo tapfere Helden ausruhen von Mühen und Leiden. „In diesem Zeichen, dem im Frieden Du vertraust, wirst, Kaiser Wilhelm, dDu auch siegen!“ –
     Vorzügliche Darbietungen des bekannten B.-Quartetts unter Leitung des Herrn Chordirektors J. J. Veith und des Herrn Bollig und ein Vortrag des Herrn Bohnen wechselten mit gemeinschaftlichen Liedern ab. Eine Sammlung zugunsten der Arndt-Eiche in Eisen ergab den Betrag von 200 M.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

   

Kriegsküche. Wann wird endlich die Kriegsküche an der Reuterstraße eröffnet? Mehrere Familien warten mit Sehnsucht darauf, denen die Poppelsdorfer Kriegsküche zu weit entfernt ist. Eine Hausfrau, die gerne sparen möchte.

Rübenkraut statt Südfruchtmarmelade. Sehr geehrte Redaktion! Eine Hausfrau, welche im allgemeinen sehr zufrieden und durchaus fürs „Durchhalten“ ist, bittet freundlich um Aufnahme dieser Zeilen in Ihrer Zeitung. Es handelt sich um den einzigen Brotaufstrich in dieser entbehrungsreichen Zeit. Warum stellt man nicht einfaches reines Rübenkraut her? Auch die allerzufriedensten Menschen werden die allgemeine Klage über die Marmelade berechtigt finden. Da Rübenkraut in der Herstellung so billig ist, müßte dies doch zu erreichen sein. Da Südfruchtmarmelade von unseren Kindern überhaupt nicht gegessen wird, was ja begreiflich ist, stehen die Mütter ratlos da. Ich hoffe sehr, daß diese Zeilen dazu beitragen, gerade für die ärmere Bevölkerung hier Wandel zu schaffen. Eine Hausfrau im Namen vieler.


(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)

    

Durchlaßkarten für hoffende Frauen werden vom 1. Februar 1918 ab in der Kartenausgabestelle des städt. Lebensmittelamtes ausgegeben. Frauen, die im Besitz der Durchlaßkarte sind, sind längerem Warten vor den Verkaufsstellen und in den Geschäftsstellen enthoben.

Sonderausgabe an Lebensmitteln für Neuvermählte. Neuvermählte, die in Bonn einen eigenen Haustand gründen, erhalten zur Beschaffung eines Grundstocks für die Wirtschaftsführung einmalig besondere Bezugsscheine für Lebensmittel. Die Bezugsscheine erhalten nur solche Neuvermählte, von denen mindestens der eine Ehegatte vor der Eheschließung länger als ein halbes Jahr Bonner Einwohner war. Wieviel und welche Lebensmittel abgegeben werden, bestimmt das Lebensmittelamt nach Maßgabe der jeweilig zu Verfügung stehenden Lebensmittel. Auf Anträge, die in der Woche vom 27. Januar bis 2. Februar gestellt werden, werden abgegeben: 30 Pfund Kartoffeln, 2 Pfund Weizenmehl, 2 Pfund Gries, 5 Pfund Zucker, 2 Pfund Malzkaffee, 2 Pfund Butter oder andere Fette, 10 Stück Eier. Anträge sind mündliche in Zimmer 7 des Lebensmittelamtes zu stellen.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)