Freitag, 11. Januar 1918
Auf dem Güterbahnhof wurde in der Nacht zum gestrigen Donnerstag ein Landsturmmann, der dort Posten stand, von einem rangierenden Zuge überfahren und getötet. […]
Die Kriminalpolizei nahm drei Burschen im Alter von 17 bis 19 Jahren fest, die in eine Wohnung der Heisterbacherhofstraße eingedrungen waren und dort die Brotkarten gestohlen hatten. Fener wurden zwei Jungen von zehn bezw. vierzehn Jahren festgenommen, die in der letzten Zeit eine Reihe Keller- und Ladendiebstähle ausgeführt und dabei Lebensmittel und alle möglichen Gebrauchsgegenstände erbeutet hatten.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Noch immer häufen sich die Anträge auf verloren gegangene Lebensmittelkarten und damit die Klagen, daß Familien, die durch ihre Nachlässigkeit in diese Lage kommen, Unannehmlichkeiten entstehen. Es ist aber nicht zu vermeiden und muß vielmehr im Interesse der Allgemeinheit durchgeführt werden, daß diese Nachlässigen, die die Rationierung der Bevölkerung aufs allerunangenehmste durchkreuzen, auch entsprechend bestraft werden. Nachdem so viele Warnungen erfolgt sind, erscheint es geradezu als eine unglaubliche Bummelei, wenn noch immer solche Verluste gemeldet werden, Verluste, über die man vor allen Dingen auch noch zweifelhaft sein kann, ob sie nicht nur vorgeschützt werden, um dem Eigennutz des Einzelnen zur Erlangung doppelter Rationierung zu dienen.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Nachrichten des städtischen Lebensmittelamtes.“)
Seine Erlebnisse an der Kampffront schilderte gestern abend vor einem gewählten Zuhörerkreise in der Lese der Felddivisionspfarrer Kolfhaus. „Ist die Heimat noch bereit, dem großen Kämpfen dort ihr ganzes Herz zu schenken! Zur Front zurückkehrende Soldaten erzählen oft von tauben Ohren und wenig Verständnis, die sie für ihr Ringen gefunden.“ Das Verständnis für das gewaltige Geschehen draußen zu fördern, war nach diesen einleitenden Sätzen des geistlichen Redners, der im Zivildienst Pfarrer in Godesberg ist, Bestreben. […] Man merkt hier überall die Nähe des Jenseits. Sehr wird der Pfarrer von den Beerdigungen in Anspruch genommen; der Soldat hält etwas auf recht feierliche Bestattungen und so geschieht alles, ihm darin entgegen zu kommen. Es werden viele dort der Mutter Erde wieder übergeben; zu viele; in wenigen Monaten füllen sich Friedhöfe, die einer Stadt von 3 – 4000 Bewohnern auf Jahrzehnte genügten. […] Auch lichte freundliche Bilder, leise lockender Humor wußte der Redner von draußen zu zeigen; aber sie sind selten: hart und grausam, ohne jede Romantik ist der moderne Krieg. Hart ist auch der Weg zum heiß ersehnten Frieden; er muß mit hartem Sinn gegangen werden, bis er erreicht wird. „Gott schicke ihn bald.“
Pfarrer Lorenz, der einleitend zu des Redners Vorstellung gesprochen, forderte zum Schluß in markigen Worten zu Vertrauen, zu Einhalten, Durchhalten und Anhalten auf.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Wünsche der Kriegsbeschädigten. 1. Bei der jetzt herrschenden Jahreszeit, verbunden mit Schneefall und Glatteisbildung wäre es erwünscht, wenn auch in Bonn morgens von 4.30 Uhr bis 6 Uhr einige Straßenlaternen brennen würden, um den zur elektrischen Bahn Siegburg-Bonn bzw. umgekehrt sich begebenden Kriegsinvaliden eine wesentliche Erleichterung im Begehen der Straßen zu verschaffen. Wenn auch nicht eine vollständige Beleuchtung gefordert wird, so wäre wenigstens die Beleuchtung der Straßenecklaternen dadurch gerechtfertigt, da doch auch Kriegsinvaliden Steuerzahler sind. 2. Die Arbeiter und Arbeiterinnen der Kgl. Werke zu Siegburg, welche die elektrische Bahn Bonn-Siegburg benutzen müssen, erheben Beschwerde wegen Nichtheizung der Züge und stellen die Frage, warum denn die Züge der Rheinuferbahn sämtlich geheizt werden und nicht auch die Wagen der nach und von Siegburg verkehrenden Züge. Bund der Kriegsbeschädigten und ehem. Kriegsteilnehmer. Ortsgruppe Bonn.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)