Samstag, 17. Oktober 1914

Mit der Schlacht an der Yser im äußersten Nordwesten Belgiens findet der „Wettlauf zu Meer“ seinen Abschluss.

 

Anzeige im General-Anzeiger vom 17. Oktober 1914Volkshochschulkurse: Im Hinblick auf die Kriegszeit hat der Ausschuß beschlossen, eine Ermäßigung der mit 3 Mk und 4 Mk festgelegten Preise für Hörerkarten insofern eintreten zu lassen, als die nächsten Familienangehörigen der Inhaber von Hauptkarten das Recht haben, eine billige Karte von 1 Mk bzw. 1,80 Mk zu benutzen. Wenn von einer Familie bereits mehrere Hauptkarten gelöst worden sind, kann ein Umtausch bei den Verkaufsstellen unter Vergütung des zuviel gezahlten Beitrages erfolgen.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

 

Anzeige im General-Anzeiger vom 17. Oktober 1914In Spionageverdacht kam am Donnerstag nachmittag ein auswärtiger Landschaftsmaler, der sich am Flodeling in Endenich  häuslich niedergelassen hatte, um eine interessante Partie auf die Leinwand zu bannen. Einem Ackerer, der dem Maler in einiger Entfernung zugesehen hatte, kam die Geschichte verdächtig vor und eiligst lief er zur Polizei und machte dort von seinem Verdacht Mitteilung. Um ein Entweichen zu verhindern, pürschten (sic!) sich zwei Polizeibeamte aus verschiedenen Richtungen an den Ahnungslosen heran, der natürlich große Augen machte, als er plötzlich die beiden Vertreter der öffentlichen Ordnung neben sich auftauchen sah. Gar bald hatten die Beamten die völlig ungefährliche Tätigkeit des Malers festgestellt, und da auch seine „Papiere“ in Ordnung waren, zogen sie in Begleitung des Ackerers, der ebenfalls mitgekommen war, um den Ausgang der Sache mitzuerleben, wieder von dannen.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

 

Warnung. Es wird davor gewarnt, Kindern, die angeblich im Auftrag der Schule Geld, Bücher, Spazierstöcke und andere Sachen für die Verwundeten sammeln, etwas zu verabreichen. Da Unehrlichkeiten vorgekommen sind, mögen die Leute die Spenden selbst an den bekannten Sammelstellen abgeben.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)

 

Anzeige in der Deutschen Reichs-Zeitung vom 17. Oktober 1914Allerseelen naht. Mehr denn je sind dieses Jahr unsere Gedanken bei den Toten. Der Krieg rückt Sterben und Verlieren in unsern täglichen Gedankenkreis, und die Erinnerung an liebe Verstorbene, die wir in Friedenszeiten oder durch den Krieg verloren, ist lebendiger denn je. – Unsern auf dem Schlachtfeld gefallenen und begrabenen Helden können wir keine Kränze aufs Grab niederlegen, keine Lichter anzünden. (...) Aber unseren in heimatlicher Erde ruhenden Angehörigen wollen wir, wie jedes Jahr, einen Kranz, ein paar Blumen aufs Grab legen. (...) Und indem wir der Toten gedenken – helfen wir den Lebenden, helfen all den durch den Krieg schwer geschädigten großen und kleinen Gärtnereien. (...) Zwar werden viele Menschen diesmal nicht in der Lage sein, Kränze und Blumen zu kaufen. (...) Allen andern aber möchte ich zurufen: Gedenkt der Gärtner! Bestellt bei ihnen Eure Kränze, die dem Ernst der Zeit entsprechend schlicht und einfach sein sollen. (...) Wir müssen einem Stand, der ganz besonders unter dem Krieg leidet, bei dieser Gelegenheit helfen und dürfen diese Gelegenheit nicht versäumen. So lasst uns den Lebenden helfen, indem wir der Toten gedenken zu Allerseelen. E.H.

Anzeige in der Deutschen Reichs-Zeitung vom 17. Oktober 1914Helfet dem notleidenden Winzer durch Weintrinken! In letzter Zeit habe ich mit Aufmerksamkeit die verschiedenen Artikel in Tageszeitungen gelesen, die vor übergroßer und berechtigter Sparsamkeit warnen und diese als vollständig unpatriotisch hinstellen. Die angeführten Gründe finden meinen vollen Beifall. Nirgends wird jedoch mehr Sparsamkeit geübt, als in Bezug auf das Weintrinken. Men bedenkt nicht, wie sehr durch diese Enthaltsamkeit der Winzer und der Weinhändler geschädigt wird. Die Winzer an Rhein und Mosel sehen einer wirklich traurigen Zukunft entgegen. Der Weinverbrauch hat beinahe ganz aufgehört. Festlichkeiten, bei welchen Wein getrunken wird, finden in diesen ernsten Zeiten nicht statt. Im Haushalt spart jeder am direkt entbehrlichsten zuerst. Den zur West- und Ostfront durchreisenden Soldaten, welchen ein Glas Wein zur Stärkung nicht schaden könnte, ist aus übrigens
begreiflichen Gründen der Weingenuß verboten, trotzdem man hört, daß Liebesgaben in Gestalt von Wein für Verwundete stets willkommene
Gaben sind. Was sollen die armen Winzer und Weinhändler mit ihren
Anzeige in der Deutschen Reichs-Zeitung vom 17. Oktober 1914Weinvorräten anfangen, wer kauft dem Winzer die jetzt reifende Ernte ab, wenn der Weingenuß immer mehr eingeschränkt wird? (...) Darum, Ihr gutbesoldeten Beamten, Ihr tüchtigen Geschäftsleute und wackeren Bürger, gönnt Euch in der jetzigen Zeit den Genuß eines guten Glases Wein in vermehrten Maße. Ihr leistet damit dem Vaterlande, dessen herrliche Siege auch zahlreiche Winzer und Winzersöhne mit erstreiten helfen, einen großen Dienst. Ein Winzer von der Mosel.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Stimmen aus dem Leserkreis“)