Dienstag, 6. Oktober 1914
Feldgrau – die Kriegsmode.
Feldgrau ist jetzt, wie man auf Plakaten an verschiedenen Schaufenstern liest, die neuste Mode. Kleiderstoffe für Damen namentlich in der recht praktischen grauen Farbe hergestellt, daneben sieht man Hutfedern, die das Grau in verschiedenen Schattierungen zeigen. Für die Jugend sind feldgraue Mützen hergestellt worden, die auch den roten militärischen Streifen haben.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Vermischtes")
Frau Prinzessin Adolf zu Schaumburg-Lippe beehrte gestern Nachmittag die Privatklinik von Geh.-Rat Prof. Dr. Rumpf und die Verwundetenstation im Studienhaus der Benediktiner mit ihrem Besuch, die beide als als Teile des Reservelazaretts IV dem Krankenhaus der barmherzigen Brüder angegliedert sind. Die hohe Frau unterhielt sich in liebenswürdigster Weise mit jedem Verwundeten und erkundigte sich nach Ort und Zeit der Verwundung, sowie der Heimat der Patienten. Mit dem Wunsche baldiger Genesung überreichte Ihre Kgl. Hoheit jedem Einzelnen ihr Bild und eine Zigarrenspende.
Stadttheater. Die heutige Theatervorstellung erhält dadurch erhöhten Reiz, daß der szenische Prolog von Kleist: „Germania an ihre Kinder“ einen musikalischen Abschluß durch die Bühnenmusik findet und das lebende Bild durch das Flötensolo begleitet wird, wobei Herr Kapellmeister Sauer die obligate Spinettpartie freundlichst übernommen hat.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Verwundete in der Frauenklinik. Es scheint wenig bekannt zu sein, daß in der Frauenklinik auch Verwundete untergebracht sind. Wenigstens erscheinen dort sehr wenig Besucher und die Liebesgaben, die einigen Lazaretten reichlich zugehen, fallen dort recht stiefmütterlich aus. Vielleicht ist es in anderen kleineren oder entlegeneren Lazaretten ebenso. Es wäre daher gut, wenn man auch diese besser mit Besuchen bedenken wollte. Th.
Die Wachmannschaften auf der Realschule. An alles wird in dieser schlimmen Zeit gedacht, sogar an die Wachmannschaften, die hoch oben auf dem Gebäude des Städt. Gymnasiums Posten stehen. Nachbarn versorgen sie sowohl wie auch die Brückenwache mit Kaffee, Essen usw. Leider scheint man bisher übersehen zu haben, daß auf dem Dache der benachbarten Realschule auch Wachmannschaften sind, denen auch ein warmer Trunk und was so drum und dran ist, gut tun würde. Bei diesen Mannschaften handelt es sich größtenteils um ältere Landwehrleute, die bereits im Felde gewesen sind und mehr oder weniger Verwundungen davongetragen haben. Also, liebe Bürgerschaft, auch dort sind Liebesgaben angebracht. Mehrere Bonner Bürger.
Unterkunft für Verwundeten-Besucher. Um minderbemittelten Leuten, die von auswärts kommen, um Verwundete aufzusuchen, und nicht am gleichen Tag zurückkönnen, zu helfen, werden Familien und Pensionen, die zu möglichst niedrigen Preisen Unterkunft für eine Nacht zur Verfügung zu stellen bereit sind, gebeten, ihre Adressen schriftlich an Thomastraße 10, 2. Etage, zu senden.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)
Der Bonner Spiel- und Sportverein veranstaltete am vergangenen Sonntag zu Gunsten des Roten Kreuzes in Hangelar gegen den Fußballklub „Adler“ ein Freundschaftsspiel und gewann dasselbe mit 5:3. Der Ertrag wurde dem Roten Kreuz überwiesen.
Freilassung von Gefangenen. Es sollen gemeinsame Schritte unternommen werden, um die Freilassung der vom neutralen Holland-Amerika-Dampfer „Potsdam“ am 25. August in Falmouth von den Engländern in Gefangenschaft weggeführten 375 Männer, deutscher und österreichisch-ungarischer Nationalität zu erwirken. Es werden alle Angehörigen, die sich dafür interessieren, ersucht, unter genauer Angabe ihrer Adressen, sowie Einzelheiten, namentlich der verwandtschaftlichen oder anderen Beziehungen zu den Gefangenen auch deren Alter, sich zu wenden an den freigebliebenen Mitpassagier E.F. Eccardt Senior, Weingutbesitzer, Kreuznach, Rheinland.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)