Mittwoch, 30. September 1914

 

Zentralstelle für Liebesgaben in Bonn. In den oberen Räumen der Lese ist vom Vaterländischen Frauenverein in segensreichem Zusammenwirken mit dem Roten Kreuz die Bonner Hauptsammelstelle für Liebesgaben eingerichtet worden. Der lange, schmale Raum, der in den friedlichen Zeiten geselliger Vergnügungen zur Aufbewahrung von Mänteln und Hüten diente und deshalb auf gut Deutsch „Garderobe“ genannt wird, ist nun zum Lager- und Vorratsraum geworden. Da sieht man auf dem langen Tisch ganze Berge von wollener Wäsche aufgestapelt. Vor allem warme Socken und Unterkleider. Aber auch sonst sieht man noch allerlei Dinge, die in irgendeiner Weise für den Krieger im Feld oder die Verwundeten in den Lazaretten brauchbar und dienlich sein können. Sogar Vorhänge und Teppiche werden geschenkt und finden gute Verwendung. Für die Liebesgaben-Transporte an die Front sieht man allerhand Eß- und Trinkbares und vor allem die ersehnten Zigarrenkisten in einer stattlichen Sammlung angehäuft. (...) Ein zweiter Saal ist in eine Art Fabrikraum umgewandelt. Hier werden die Stoffe für Wäsche von kundigen und fleißigen Händen zugeschnitten, um dann an bestimmten Tagen zur Verarbeitung an bezahlte Arbeitskräfte hinausgegeben zu werden. Viele, viele Dutzende von Kissen, Lazaretthemden u.a. Wäschstücken liegen hier bereit, um an die Lazarette verteilt zu werden.

Papier gegen Kälte. Ein Veteran von 1870/71 weist auf die bekannte wärmende Wirkung von Papierhüllen hin: „Ein altes, aber verhältnismäßig wenig angewandtes Mittel gegen Erkältung liefert uns das Papier. Selbst Veteran, der auf dem Feldzug 1870/71 mitmachte, habe ich durch auf Brust und Rücken getragenes Zeitungspapier jede Erkältung ferngehalten. (...) Gegen kalte Füße empfiehlt es sich, die Füße über den Strümpfen mit Papier einzuwickeln. Da Papier überall zu haben ist, so glaube ich, meinen Kameraden mit dieser Anregung einen guten Dienst zu erweisen.“

Der Vorstand der Kinderheilanstalt Bonn in Godesberg hat auf Antrag des Garnisonslazaretts beschlossen, die Kinder bis auf weiteres zu entlassen und die Anstalt als Lazarett für verwundete Krieger zur Verfügung zu stellen, wozu die großen Räume und der schattige Garten geeignet wären.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten")

 

Anzeige im General-Anzeiger vom 30. September 1914Für unsere geschädigten ostpreußischen Landsleute. Wie uns die Beamten der Königlichen Güterabfertigung mitteilen, soll in den nächsten Tagen eine Wagenladung Gebrauchsgegenstände für die schwer geschädigten Bewohner von Ostpreußen abgesandt werden.
Um die Sendung möglichst umfangreich zu gestalten und den Wagen ausnutzen zu können, wird höflichst gebeten, noch sofort entbehrliche Gebrauchsgegenstände zur Abholung anzumelden.
Gegenstände, die in manchen Familien überzählig vorhanden sind, würden unseren schwer geschädigten Brüdern in Ostpreußen gute Dienste leisten. Anmeldungen werden erbeten an Obergütervorsteher Honderich.

Für Ostpreußen. In der Zeit vom 20. bis 27. September sind bei Geh. Rat Cosack für die Kriegsnotleidenden Ostpreußens zusammen 1.747 oder mit den schon früher eingegangenen Beträgen 13.178,49 Mk. eingegangen. Weitere Gaben erbittet Geh. Rat Cosack auf sein Konto „Ostpreußen“ bei der Deutschen Bank Zweigstelle Bonn.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

 

Städtische Realschule. Oberlehrer Fürst, Offizier-Stellvertreter im Res.-Reg. 65, wurde wegen seiner in den Kämpfen an der Marne bekundeter Tapferkeit zum Leutnant befördert und mit dem eisernen Kreuze ausgezeichnet. Seit etwa zwei Wochen liegt er mit einer schweren Armverwundung in einem hiesigen Krankenhause, befindet sich aber auf dem Wege der Besserung.

Unbestellbare Feldpostsendungen. Da öfters Feldpostpaketchen mit Zigarren oder anderen Liebesgaben ihren Adressaten nicht mehr erreichen, werden sie an den Absender zurückgesandt. Damit unsere anderen lieben Brüder im Felde aber wenigstens etwas von den sehr begehrten Liebesgaben haben, empfiehlt es sich, auf die Paketchen einen Vermerk zu kleben, daß der Inhalt, falls der Adressat nicht zu erreichen war (sei es, daß er gefallen oder aus dem Lazarett entlassen ist) an die im Felde stehenden Kameraden verteilt werden soll. Der Deckel kann mit einem Vermerk an den Absender zurückgesandt werden. In unserer Geschäftsstelle sind zweckentsprechende Aufklebezettel kostenlos zu haben.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)

 

Im Interesse der kranken und verwundeten Soldaten, die sich auf dem Wege der Genesung befinden, wird darauf hingewiesen, daß ihre Wiederherstellung durch Verabreichung von Alkohol nur aufgehalten wird.

Es werden daher alle Zivilpersonen dringend ersucht, genesenden Soldaten alkoholische Getränke nicht zu verabfolgen. Den Besitzern von Schenkwirtschaften wird verboten, genesenden Militärpersonen Alkohol zu verabreichen.

Bonn, den 28. Sept. 1914. Das Garnisonskommando.

(Volksmund, Rubrik „Bekanntmachungen“)