Samstag, 29. August 1914

Ein Seegefecht mit einem britischen Geschwader bei Helgoland hatte am Freitag der deutschen Flotte starke Verluste beschert. Die deutsche Kolonie Togo war von Briten besetzt worden.

 

Ein Matrosenbrief: Von befreundeter Seite wird uns der Brief eines Obermatrosen d. R. zur Verfügung gestellt, dessen frischer, kampfesfroher und zuversichtlicher Ton bezeichnendfür die ausgezeichnete Stimmung unserer Marine ist:

Sehr geehrter Herr! (...) Ich denke augenblicklich an den Sonntag, der meiner Ankunft hier auf Helgoland vorausging, an dem ich in Ihrem Hause schöne Stunden verleben durfte, an dem ich mit Ihnen vom Ernst-Moritz-Arndt-Denkmal aus auf den Rhein schaute, das Herz voll von den Ereignissen, die diesem Völkerkriege vorausgegangen. „Der Gott, der Eisen wachsen ließ, der wollte keine Knechte“. Wir sprachen noch davon, jetzt ist dies stolze Wort in jedermanns Munde. Jetzt ist er da, der große Volkskrieg, Deutschland ist einig und jeder Deutsche willig, sein Blut für die gute Sache zu geben. (...)“

An unsere deutschen Frauen! Wir werden um die Aufnahme folgenden Aufrufs ersucht: „Durch den jäh über uns hereingebrochenen Krieg sind viele unserer Schwestern in große Not geraten. Es ist festgestellt, daß manche Frauen und Mädchen hungern. Das soll und darf nicht sein. Wir wollen uns in dieser schweren Zeit fest zusammenschließen und diese über uns hereingebrochene Not zusammen tragen, wie sich’s für echte deutsche Frauen geziemt. Es soll keine Almosen sein, die wir geben, wir wollen nur einen Weg suchen, zu helfen, bis die Wege geebnet sind, welche dauernd Hilfe schaffen. Wer in Not ist, wende sich vertrauensvoll an die Geschäftsstelle der Bonner Ztg. zur erfragenden Adresse.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten")

 

Anzeige im General-Anzeiger vom 29. August 1914Ein 16jähriger Kriegsfreiwilliger. Der Sohn eines bekannten Bonner Bürgers, H. Scharrenbroich, zog gestern mit der Infanterie an dessen Bestimmungsort. Er wurde am 12. Juni 1914 erst 16 Jahre alt.

Der B. M.-G.-V. Apollo gibt Samstag Nachmittag auf der Kasselsruhe ein Wohltätigkeitskonzert zum besten des Roten Kreuzes. In Anbetracht der guten Sache wäre ein zahlreicher Besuch zu wünschen.

Eine jugendliche Diebesbande hat seit längerer Zeit in Bonn und Umgebung ihr Unwesen getrieben. Gestern standen fünf jüngere Leute, die sich bei diesen Diebesstreifzügen in besonderem Maße beteiligt haben, vor der Strafkammer. Die Angeklagten hatten in mehreren Fällen der im Bau befindlichen Artillerie-Kaserne einen Besuch abgestattet und dort Rohmaterialien weggeschleppt und verkauft. Ebenso hatten sie aus einer hiesigen Badeanstalt Wäschestücke usw. entwendet und in anderen Fällen aus Geschäften und Privathäusern Gegenstände gestohlen Die Sachen wurden meistenteils verkauft. Den Erlös verteilten sie unter sich. Die Strafkammer erkannte gegen den Hauptbeteiligten eine Gefängnisstrafe von 3 Jahren und 3 Wochen sowie 5 Jahre Ehrverlust. Die anderen kamen mit Gefängnisstrafen von 6 und 2 Monaten davon. Ein Angeklagter wurde wegen Hehlerei zu einer Woche Gefängnis verurteilt.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

 

Anzeige im General-Anzeiger vom 29. August 1914Lesezimmer der Deutschen-Reichszeitung. Die Deutsche Reichs-Zeitung hat seit Anfang der verflossenen Woche im Hause Gangolfstraße 11 ein Lesezimmer zur freien Benutzung für jedermann eröffnet, in welchem die neuesten Zeitungen ausliegen. Das Lesezimmer ist dem Publikum täglich geöffnet von morgens 9 bis 1 Uhr und nachmittags von 3½ bis 7 Uhr, Sonntags von 11–1 Uhr. Diese Wohlfahrtseinrichtung findet allgemeinen Anklang, wofür der zahlreiche Besuch wohl der beste Beweis sein dürfte.

Militärisches. Beim hiesigen Husarenregiment sind die Prinzen Anton und Franz Robert, Herzöge zu Arenberg, als Leutnants, vorläufig ohne Patent angestellt worden.

Ein Zug mit verwundeten Soldaten ist gestern morgen hier eingetroffen. Es handelte sich meistenteils um leichter Verwundete, die auf Straßenbahnwagen zu den verschiedenen Lazaretten gebracht wurden. Zum größten Teile waren es französische Soldaten.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)

 

(...) Wir sind seit drei Tagen mit den Franzosen in Berührung. Ich habe zwei schauerliche Gefechte mitgemacht, eins nachts in einem brennenden Dorf. Die Franzosen haben furchtbare Verluste (1000 Mann). Wir viel weniger. (...)

(August Macke an seine Mutter, Feldpostkarte aus Chairière)