Freitag, 28. August 1914

 

Keine Überführung von Leichen Gefallener in die Heimat. Es laufen bei der Heeresverwaltung von Zeit zu Zeit Anträge zur Ueberführung von Leichen gefallener Krieger in die Heimat ein. Diese Erlaubnis kann, wie das Wolffsche Büro mitgeteilt hat, leider nicht erteilt werden. Es liegt in der Natur der Kriegsverhältnisse, daß die Bahnen in jetziger Zeit gerade im Operationsgebiet durch Verwundeten-, Gefangenen- und andere Transporte in Anspruch genommen sind. Die Angehörigen gefallener Krieger werden im patriotischen Empfinden die Maßnahmen verstehen, auch wenn ihr Wunsch unerfüllbar ist.

Hofrat Beck ist in seinem Münchener Volkstheater in Anzensgrubers Pfarrer vom Kirchfeld“ als „Wurzelsepp“ zum ersten Mal als Darsteller vor das Münchener Publikum getreten. Daß man auch in München die Darstellungskunst unseres langjährigen Theaterleiters zu würdigen versteht, bewies der starke Beifall, den dieser prächtige „Wurzelsepp“ hatte. (...)

(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten")

 

Sämtliche Reservisten ersten und zweiten Aufgebots aller Waffengattungen des Landwehrbezirks Bonn haben sich am Freitag Anzeige in der Deutschen Reichs-Zeitung vom 28. August 1914den 4. September, vormittags 8 Uhr, zur Kontrolle auf dem Reitplatz an der Loékaserne auf der Rheindorferstraße zu melden und ihre Militärpapiere mitzubringen. Nicht zu stellen haben sich Leute, die in ihrem Militärpaß als dauernd felddienstunfähig oder nur garnisonsdienstfähig bezeichnet sind, oder die vom Waffendienst zurückgestellten oder als unabkömmlich anerkannten Personen.

Ein großes Wohltätigkeits-Konzert für die Angehörigen der zur Fahne einberufenen Bonner Bürger veranstaltet, wie bereits bekanntgegeben, der Bonner Männer-Gesangs-Verein und die Bonner Liedertafel. Ursprünglich war von jedem der genannten Vereine ein Sonderkonzert vorgesehen. Im Interesse der guten Sache aber haben sich beide Vereine zu einem gemeinsamen Konzert zusammengeschlossen. Dadurch wird aller Voraussicht nach auch der finanzielle Ertrag stärker. Eine besondere Anziehungskraft erhält das Konzert durch die Mitwirkung von Frau Elly Ney-van Hoogstraten und des Städtischen Orchesters. Das Konzert findet im Bonner Stadttheater statt. Auch bei dieser Gelegenheit wird unsere Bürgerschaft sicher ihren Opfersinn dokumentieren.

Der jüngste Rekrut. Auswärtige Blätter verbreiteten in diesen Tagen Nachrichten von den jüngsten Rekruten, die ins Heer eingetreten sind. Dabei wurde erwähnt, daß der jüngste Rekrut am 7. Mai 1898 geboren sei und Heinrich Voß heiße. Demgegenüber dürfen wir zu unserer Freude feststellen, daß sich der jüngste Rekrut beim Rekruten-Depot des hiesigen Infanterie-Regiments Nr. 160 befindet und grade ganze 15 Jahre alt ist. Der jüngste Vaterlandsverteidiger – übrigens ein strammer und schmucker Kerl – ist am 29. Juni 1899 als der Sohn des Diplom-Ingenieurs Peter Ritzen in Düren geboren und ist als Kriegsfreiwilliger beim hiesigen Infanterie-Regiment eingetreten. Er wird jetzt sein Notexamen machen und damit zum „Einjährig-Freiwilligen“ avancieren. Der Bruder dieses jungen Soldaten steht übrigens als Kriegsfreiwilliger und Leiter des Autoparks in Aachen.

Mehrere hundert verwundete Franzosen sind in der vergangenen Nacht von der Westgrenze nach Bonn transportiert worden. Die Verwundeten (meistens Leichtverletzte) wurden vorläufig am Güterbahnhof in der Lazaretthalle untergebracht.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

 

Nochmals die Einquartierung! Dieser Tage war ein Angestellter der Stadt bei mir und einem meiner Verwandten und forschte nach der Anzahl und Einteilung der Zimmer, um Einquartierung unterzubringen. Ein solches Verfahren trifft natürlich die Zimmervermieter, die jetzt kein Verdienst haben, besonders hart. Gestern war an dieser Stelle zu lesen, daß man einem auf halbem Verdienst gesetzten Arbeiter, der mit seiner dreikindrigen Familie eine kleine Vierzimmerwohnung inne hat, auch noch zwei Mann Einquartierung aufgebürdet hat. Es drängt sich da einem unwillkürlich die Frage auf, ob in den Villen im südlichen Stadtteil die Einquartierung auch immer nach der Zahl der Zimmer berechnet wird. Die einzig richtige Verteilung der Einquartierung ist die nach dem Steuersatz, wie sie auch in anderen Städten gehandhabt wird. Nicht die Unbemittelten, sondern die Begüterten müssen die Last der Einquartierung tragen, denn sie allein sind in der Lage, einen Mann bei der für die Lebensmittelpreise der Stadt unzureichenden Vergütung ordentlich zu verpflegen. C.H.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)

 

Wir liegen hier auf dem Bauch, Walter und ich, und schreiben Ansichtskarten. Vor uns wird feste mit Kanonen geschossen. In den letzten Tagen hatten wir allerhand Ruhe. Ich erhielt von Dir einen Brief vom 16ten und war sehr froh darüber.          

(August Macke an seine Frau Elisabeth, Feldpostkarte)