Mittwoch, 26. August 1914
Am Vortag hatte in Belgien die Festung Namur kapituliert. Die Universitätsstadt Löwen samt der weltberühmten Bibliothek war durch deutsche Truppen zerstört worden.
Ungefähr 900 Kriegsfreiwillige und Ersatzreservisten haben gestern morgen gegen ½11 Uhr auf dem Kasernenhof der Infanteriekaserne den Fahneneid geleistet. Vorher hatten in den Kirchen Gottesdienste stattgefunden. In der Münsterkirche hielt Herr Oberpfarrer Dechant Böhmer an die Soldaten eine zu Herzen gehende Ansprache.
In der altkatholischen Kirche fand, gleichzeitig wie auch im Münster und in der Schlosskirche, am Dienstag morgen die kirchliche Vorbereitung der Kriegsfreiwilligen zur Vereidigung statt. Pfarrer Prof. Dr. Mühlhaupt hielt dabei eine eindrucksvolle Ansprache über das Apostelwort. „Fürchtet Gott, Ehret den König!“
Deutsche Staatsangehörige aus Belgien , die dort entweder ausgewiesen wurden und flüchteten und sich in Bonn aufhalten, werden vom Polizeiamt gebeten, sich möglichst bald dort – sofern es noch nicht geschehen ist – zu melden und ihre Schadenersatzansprüche oder dergl. anzugeben.
Belgische Grausamkeiten. Ein aktiver Hauptmann sandte folgende Feldpostkarte nach Bonn:
Julémont, 17 Aug. 1914. Lieber Vater! Seit gestern bin ich in Belgien. Stimmung und Begeisterung vorzüglich. Gegend herrlich, Bevölkerung aber hundsgemein. Unsere Leute sind an allen Enden angeschossen und gemein ermordet worden; dafür sind ganze Straßen von Städten und ganze Dörfer angezündet. Hier haben wir auch Teile von Menschen und Ausrüstungsgegenstände gefunden. Sechs Dorfbewohner sind schuldig befunden worden, unsere Leute ermordet zu haben. Wahrscheinlich werden sie morgen erschossen und das Dorf angezündet.
[Am 18. August wurden von deutschen Truppen in Julémont 12 Männer hingerichtet und 27 Gebäude, darunter die Kirche, niedergebrannt.]
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Türkische, deutschfreundliche Gesinnung zeigt sich überall. St. Vitos, der Geschäftsinhaber der Türkischen Zigarettenfabrik in Bonn, schenkte für die verwundeten Soldaten dem Roten Kreuz für einige Hundert Mark Tabak.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Wir sind kurz vor Mezieres, einer französischen Festung, deren Sturm wohl hauptsächlich von unserer ausgezeichneten Artillerie besorgt wird. Die Franzosen sind in wilder Flucht. Sie ziehen durch die Dörfer vor uns her und schreien »sauve qui peut«. Ich glaube, Lothar [Lothar Erdmann, Freund der Familie Macke, als Kriegsfreiwilliger seit dem 5. August beim Militär] hat nicht mehr viel zu tun.
(August Macke an seine Familie, Feldpostkarte)