Sonntag, 25. August 1918

   

Ludendorff-Spende. Der Ortsausschuß Bonn-Stadt der Ludendorff-Spende für Kriegsbeschädigte schreibt uns: Wenn die öffentlichen Sammlungen für die Ludendorff-Spende, besonders die Straßen- und Haussammlungen nunmehr auch in den meisten Teilen des Reiches durchgeführt sind, so ist diese große Sammlung noch keineswegs abgeschlossen. Ständig nimmt die Zahl der Kriegsbeschädigten bei den schweren Kämpfen, die unsere tapferen Truppen jetzt wieder an der Westfront zu bestehen haben, zu. Dabei sind die Aufgaben der Kriegsbeschädigtenfürsorge so groß und zahlreich, daß hierzu nie zu viel Mittel aufgebracht werden können, um unseren wund und krank zurückgekehrten Kriegern so weitherzig zu helfen, wie es des großen deutschen Vaterlandes würdig ist und unserem heißen Dankgefühl gegen die heldenhaften Vaterlandsverteidiger entspricht. Wer darum noch nicht zur Ludendorff-Spende für Kriegsbeschädigte gegeben hat oder nicht soviel, als er nach seinen Verhältnissen vermöchte, möge daher auch jetzt noch einen möglichst hohen Beitrag zu diesem gewaltigen vaterländischen Werke stiften. […]

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

   

Anzeige im General-Anzeiger vom 25. August 1918Ein Paar Schuhe hatte ein Arbeiter einer in der Stiftsgasse wohnenden Arbeiterin mittelst Einsteigens durch das Fenster gestohlen. Er wurde mit neun Monaten Gefängnis bestraft.

Die fremdsprachigen Bezeichnungen für Fleischgerichte. Die Allgemeine Fleischerzeitung legt den städtischen und anderen Behörden, welche Preise für Fleisch festzusetzen und zu veröffentlichen haben, nahe, mit den fremdsprachigen Bezeichnungen aufzuräumen, indem sie schreibt: „Die deutsche Bezeichnung für Roastbeef, Rumpsteak ist Rückenstück oder Rindsrücken. Für Filet ist das deutsche Wort Lende eine jeden Zweifel ausschließende Bezeichnung, für Frikandeau genügt es, Kugel zu setzen. Es sollten doch gerade die Behörden endlich mit dem Unfug des Gebrauchs der Fremdwörter ein Ende machen. Wo dies nicht von selbst geschieht, sollten die Innungen auf Beseitigung dieser fremdsprachigen Bezeichnungen dringen.“ Eine gute Verdeutschung für Rumpsteak ist „Rumpfstück“, die jetzt schon vielfach auf den Speisekarten der Gasthäuser angewandt wird.

Der Bonner Wochenmarkt war gestern ziemlich gut beschickt, vorwiegend aber wieder mit Gemüse, Kopf- und Endiviensalat, Kohlrabien und Kleinzeug. Spinat kommt seit einigen Tagen auch etwas reichlicher auf den Markt, ebenfalls große Mengen fremder Rotkohl. […] Obst war auf dem ganzen Markt kein einiges Pfund aufzutreiben, ebenfalls seitdem der Höchstpreis festgesetzt ist, keine Zwiebeln. Der Verkauf war im allgemeinen ziemlich flott. Unser Großmarkt auf dem Stiftsplatz hatte gestern überhaupt keine Zufuhren. Der städtische Verkauf auf dem Wochenmarkt erfreute sich eines recht regen Zuspruchs, besonders in Stangen- und Strauchbohnen. In Weißkohl hat die Stadtverwaltung sich sehr gut vorgesehen, sodaß hiervon sowie von Rotkohl und Strauchbohnen bis auf weiteres noch jede gewünschte Menge abgegeben werden kann. […]

Unser Durchhalten gewährleistet. Nach den Erntevorschätzungen ist, wie wir erfahren, das diesjährige Ernteergebnis um 10 bis 15 Prozent besser als das vorjährige. Damit ist unser Durchhalten gewährleistet. Auch können wir Reserven, die wir während der letzten Monate aufgebraucht haben, ergänzen und den Vorschuß an Frühdruschgetreide zurückerstatten, so daß wir mit unserer Getreidewirtschaft wieder im Reinen sind. Die Befürchtungen, daß infolge des erhöhten Anbaues von Sonderfrüchten unser Getreidebau wesentlich zurückgegangen sei, sind unbegründet. Die Anbaufläche hat sich Gegenteil um einige Prozent erhöht, besonders beim Winterroggen und nur beim Weizenanbau ist ein kleiner Rückgang zu verzeichnen. Die Kartoffelanbaufläche wurde bis zu einem Fünftel des Vorjahres vergrößert. Leider haben wir bei der Frühkartoffelernte hiervon infolge des Frostes wenig Nutzen gehabt, doch sehen wir der kommenden Spätkartoffelernte mit berechtigten Hoffnungen entgegen. Falls das Wetter weiter so günstig bleibt, dürfte mit einer der vorjährigen Ernte ähnlichen Ernte gerechnet werden können. Eine besondere Vermehrung hat die Anbaufläche für Oelfrüchte zu verzeichnen; eine weitere Erhöhung für das kommende Jahr ist vorgesehen.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

Die Kriegspreise im Friseurgewerbe. In dem Artikel Nr. 9220 werden die Kriegspreise der Königswinterer Eseltreiber geschildert. Da wir Arbeiter aber nicht mehr in der Lage sind, Sonntagsausflüge nach Königswinter zu machen, möchte ich auf die neusten Bonner Kriegspreise im Friseurgewerbe hinweisen. Bis vorletzten Freitag bekamen wir Arbeiter noch für 35 Pfg. die Haare geschnitten und für 15 Pfg. wurden wir rasiert. Jetzt will man auch in der anspruchslosesten „Schabstube“ 30 PFg. fürs Rasieren und Samstags 1 Mark fürs Haarschneiden haben. Wenn der Lehrjunge in einer Stunde 4 „Stifteköpp“ herunterarbeitet und vier abschabt, ist dieses nicht Wucher?
   Unser Friseur kam sicherlich mit dem bisherigen Kriegspreise bei dem großen anspruchslosen Arbeiterkundenkreis gut aus, aber Kollegen mit feiner Aufmachung und fast keinem Kundenkreis scheinen hier die Kriegstreiber zu sein. Ein anspruchsloser Arbeiter.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)

  

Die Goldankaufstelle wird in kurzer Zeit ihre Tätigkeit beschließen. Die eifrigen Bemühungen der Ankaufstelle sind durch schöne Erfolge belohnt worden. Wer noch im Besitze von Gold- und Edelmetallen, Schmuckgegenständen usw. ist, hat in den nächsten Tagen noch Gelegenheit, sie an der Goldankaufstelle abzugeben.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)