Mittwoch, 7. August 1918

 

Anzeige im General-Anzeiger vom 7. August 1918Dringende Warnung an die Bevölkerung!
Bei den letzten Alarmierungen anläßlich Fliegergefahr hat die Bevölkerung die gegebenen Vorschriften ganz ungenügend beachtet.
   Die Straßen waren während des Fliegeralarms nach wie vor von Personen und Fuhrwerken belebt. Das ist ein unverständlicher Leichtsinn. Wenn der Alarm auch längere Zeit dauert, so darf trotzdem auf keinen Fall die Deckung verlassen werden. Da die Flieger bei ihren Angriffen außerordentlich hoch fliegen, so kann niemand wissen, ob sie sich zu einem solchen Zeitpunkte nicht gerade über unserer Stadt befinden und gefahrbringende Bomben abwerfen.
   Besonders bedauerlich ist, daß Erwachsene den Kindern in der Nichtbeachtung der Vorschriften ein so schlechtes Beispiel geben.
   Sollen in unsere Stadt auch erst so trübe Ereignisse eintreten, wie es in den Nachbarstädten der Fall war?
   Ich warne die Bevölkerung noch einmal dringend. Jedermann hat bei Fliegeralarm sofort entsprechende Deckung aufzusuchen und diese während der ganzen Dauer des Alarms beizubehalten.
   Bonn, den 7. August 1918. Der Oberbürgermeister. I. V.: Piehl.

(Anzeige in sämtlichen Bonner Zeitungen)

     

Pferde-Ersatz. In jüngster Zeit sieht man durch die Straßen der Stadt eine eigentümliche Art von Ochsen langsam und bedächtig des Weges ziehen. Es sind mazedonische Büffelochsen, die im Gegensatz zu ihren heimischen Brüdern nicht mit der Stirn ziehen, sondern wie Pferde angeschirrt sind. Es sind kräftige Tiere, ausdauernd bei der Arbeit und harmlos.

Die Ernährung. Die Zufuhren an Frühkartoffeln sind jetzt etwas reichlicher, so daß in dieser Woche außer den auf Kartoffelkarte ausgegebenen sieben Pfund Frühkartoffeln weitere drei Pfund auf Warenkarte 38 abgegeben werden können. Damit wird gewissermaßen die Zuteilung in der Woche vom 21. bis 27. Juli, die nur drei Pfund betrug, ergänzt. Bei dieser Gelegenheit sei darauf hingewiesen, daß es durch die Maßnahmen des Lebensmittelamtes im letzten Kartoffelwirtschaftsjahr möglich war, der Bevölkerung durchweg mindestens sieben Pfund Kartoffeln wöchentlich auszugeben. In neun Wochen des verflossenen Wirtschaftsjahres wurden sogar größere Mengen, und zwar bis zu zehn Pfund, verabfolgt.
   Neben der Herabsetzung der Brotmenge von 3¾ auf 3½ Pfund, die dadurch etwas gemildert wird, daß voraussichtlich alle 2 bis 3 Wochen ¼ Pfund Mehl auf den Kopf der Bevölkerung nebenbei ausgegeben wird, hat eine recht unliebsame Steigerung der Brotpreise eintreten müssen. Diese Steigerung ist nicht etwa eine Folge von Maßnahmen des Lebensmittelamtes, sondern lediglich davon, daß die Brotgetreidepreise seitens der Reichsgetreidestelle ganz erheblich gesteigert worden sind. […]
   Vom 19. bis 25. August beginnt die erste fleischlose Woche. In dieser Woche wird also kein Fleisch verabfolgt. Das dürfte mit Rücksicht auf die geringen Zuteilungen, die in unserer Stadt in den letzten Wochen an sich schon erfolgten, nicht zu schwer empfunden werden. Als Ersatz werden drei Pfund Frühkartoffeln ausgegeben, die das Lebensmittelamt allerdings aus seinen laufenden Beständen verteilen muß, weil es für diesen Zweck keine Sonderzuweisungen seitens der Reichskartoffelstelle erhält.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

   

Meisterschaftsspiele des siegrhein. Turngaues. Reges Leben herrschte am vergangenen Sonntage auf dem städt. Spielplatze an der Kölnstraße. Es fanden die Vorkämpfe statt für die Meisterschaft im Schlagball und Faustball. Nicht weniger als 14 Spielgruppen traten zum edlen Wettstreite an. […]

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

    

Besuch ukrainischer Landwirte. Am Mittwoch den 7. und Donnerstag den 8. ds. Mts, werden 20 ukrainische Bauern und 20 Großgrundbesitzer in unserer Stadt weilen. Der Besuch gilt in erster Linie dem Studium der rheinischen Landwirtschaft und insbesondere des Gemüsebaues. Die Herren haben sich bereits in Ostfriesland in den dortigen hochentwickelten landwirtschaftlichen Betrieben umgesehen und werden von hier aus u. a. das Gestüt in Efferen und einige Gemüsebaubezirke besuchen. Neben diesem wissenschaftlichen Zweck wird auch Gelegenheit gegeben werden, daß die Herren mit den Schönheiten unseres Rheines vertraut werden. So ist u. a. ein Ausflug nach Königswinter und dem Siebengebirge sowie eine Rheinfahrt nach Bingen in Aussicht genommen. Die Herren steigen hier im Königshof ab.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)

Die Deutsche Wohlfahrtsvereinigung, die bekanntlich unter dem Protektorat des Kaisers steht, wird am Donnerstag, den 8. August 1918 in der Aula des Evang. Pädagogiums ein Wohltätigkeitskonzert zu Ehren Hindenburgs und Ludendorffs und zum Besten für die Hinterbliebenen gefallener Krieger (Godesberg) veranstalten. […] Wer in den Besitz der Bildnisse Hindenburgs und Ludendorffs mit Originalunterschrift gelangen will, kann solche auf dem hiesigen Bürgermeisteramt, Zimmer 11, gegen Zahlung von 1000 Mark pro Stück käuflich erwerben. Der Erlös fließt ebenfalls obigem Zweck zu. Da diese Veranstaltung zweifellos auch von vielen auswärtigen Gästen besucht sein wird, mögen sich die Godesberger Bürger und Bürgerinnen rechtzeitig Plätze sichern.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Godesberg:“)