Freitag, 2. August 1918

   

Anzeige in der Deutschen Reichs-Zeitung vom 2.August 1918Die gestrige Gedenkfeier des Liberalen Bürgervereins zum Jahrestag des Kriegsbeginns war sehr zahlreich besucht und nahm einen sehr erhebenden Verlauf. Generalsuperintendent D. Klingemann betonte am Schluß seiner packenden Ausführungen als deutsche Ziele und Notwendigkeiten: Wir brauchen ein großes, starkes deutsches Volk unter fester Leitung in einem wohlgeordneten Staat. Wir brauchen eine Weltstellung, die allen Deutschen auf der ganzen Erde sicheren Schutz gewährt, als Grundlage dafür einen weiten, gesicherten Boden, auf dem ein großes, starkes, freies und gesundes Volk sich entwickeln und seines Daseins froh werden kann. Wir vertrauen darauf, daß das deutsche Schwert uns den Weg bahnt zu einer stolzen und gesicherten Zukunft unseres deutschen Volkes. Wir glauben an unser deutsches Volk, an seinen Sieg und an seine Zukunft, und in diesem frohen und stolzen Glauben wollen wir auch im neuen Kriegsjahre unsere Pflicht tun. Die Versammlung zollte dem Redner begeistert Beifall und stimmte dann das Deutschland über alles an, - wir werden morgen ausführlicher über die Veranstaltung berichten.

Die Ortskohlenstelle teilt mit: Wiederholt muß die Bürgerschaft darauf hingewiesen werden, daß es mit Rücksicht auf die zu erwartende Brennstoffknappheit dringend erwünscht ist, von der Möglichkeit Briketts im Landabsatz durch Fuhrwerk zu beziehen, weitgehendst Gebrauch zu machen.
  
Auch die Beschaffung von Holz wird sehr empfohlen.
   Bei Einführung von Briketts im Landabsatz hat eine Anmeldung über die eingeführte Menge binnen 24 Stunden unter Vorlage des Wiegescheines, der Kohlenkarte und des Lebensmittelkarten-Umschlags zu erfolgen.
   Der voraussichtliche Brennstoffmangel macht es notwendig, daß die auf dem Wege des Landabsatzes bezogenen Briketts auf die zustehende Jahresmenge in Anrechnung gebracht werden. Sparsamer Verbrauch der Briketts auch in den Sommermonaten liegt daher im dringendsten Interesse der Bezieher.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)

   

Auf dem Alten Zoll gabs gestern mittag großes Hallo. Unter Führung „ihres Fräuleins“ erscheinen etwa 50 Schüler und Schülerinnen der Bonner Hindenburgschule auf dem Alten Zoll, um von dort aus den im prächtigen Sonnenschein glitzernden Rheinstrom und das Siebengebirge zu besichtigen. Kaum erblickten aber die Kinder die beiden alterwürdigen französischen Beutegeschütze, da gabs kein Halten mehr. Im Sturmschritt eilten sie zu den Kanonen und im nächste Augenblick waren die Geschütze derart von lautaufjauchzenden Kindern bedeckt, daß von den Geschützen nichts mehr zu sehen war. Kommandorufe ertönten und Hurras erschollen fast ununterbrochen. Die Lehrerin hatte schließlich die größte Mühe, die begeisterte Jugend zum Verlassen der Geschütze zu bewegen. Dann wurde die weit und breit als „Telephon“ bekannte große steinerne Rundbank mit Beschlag belegt und lustige Zwiegespräche flogen von einem Ende der Bank zum anderen. Zum Schluß nahmen die Kinder vor dem Arndtdenkmal Aufstellung. „Sie sollen ihn nicht haben, den freien deutschen Rhein!“ – „Der Rhein, Deutschlands Strom, nicht Deutschlands Grenze“ gings von Mund zu Mund, und dann zogen die Kinder wieder in geordnetem Marsch zurück in den Hofgarten. Von weitem noch hörte man die Jungens den Kehrreim des bekannten Soldatenliedes pfeifen: „... in unsere Stellung kommt er nicht herein.“

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

   

Schwindlerinnen versuchten in Bonner Privathäusern Postkarten zu verkaufen und Geld auf Listen zu sammeln; dabei berufen sie sich auf die Bonner Volksspende und die Kolonialkrieger-Spende. Im eigenen Interesse und in dem der Bonner Kriegswohlfahrtspflege werden die Mitbürger gebeten, von Leuten, die sich nicht ausweisen können, nichts zu kaufen und ohne ordentliche Quittung keine Zahlung zu leisten. Die Einnehmer der Bonner Volksspende haben alle polizeilichen Ausweis.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)