Samstag, 22. Juni 1918

    

Anzeige im General-Anzeiger vom 22. Juni 1918Die Straßensammlungen für die Ludendorff-Spende am letzten Samstag und Sonntag haben in Bonn den Gesamtertrag von 15.000 Mark ergeben.

Deutsche Vaterlandspartei. In der Ortsgruppe Bonn und Umgebung der Deutschen Vaterlandspartei wird Generaldirektor Dr. Otto Weinlig (Dillingen) einen Lichtbildervortrag über die für unsere Zukunft so überaus wichtige Frage der künftigen Erzversorgung Deutschlands halten. Der Vortrag, der sowohl um der maßgeblichen Stellung des Redners, wie um der Sache willen das größte Interesse beansprucht, findet am Dienstag, 25. Juni, abends 8½ Uhr, im großen Hörsaal der Universität statt. Auch Freunde der Vaterlandspartei sind als Gäste willkommen.

Im Rheinhotel Dreesen in Godesberg ist heute nachmittag ein Wohltätigkeitskonzert zum Besten der Ludendorff-Spende, ausgeführt von der Regiments-Kapelle des Reserve-Infanterie-Regiments Nr. 28.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)

    

Anzeige im General-Anzeiger vom 22. Juni 1918Der Bonner Wochenmarkt stand gestern im Zeichen des Gemüses und des Kopfsalats. Hauptsächlich war Wirsing, Schneidgemüse, Knollengemüse und Kohlrabien sowie Kleinzeug vorhanden. Hiesiger und Mainzer Spargel sowie Obst und grüne Erbsen waren auf dem ganzen Markt wieder nicht zu finden. Neue Möhrchen kommen ebenfalls nur verschwindend wenig auf den Markt. Neue junge Zwiebeln mit Laub waren schon ziemlich reichlich zu haben, aber zu außergewöhnlich hohem Preise. Für ein kleines Gebündchen mit etwa zehn ganz kleinen Zwiebeln wurden 25 Pfennig verlangt und bezahlt. Kopfsalat wurde durchweg zu 25 Pfennig das Stück verkauft. Blumen waren auch reichlich und in großer Auswahl, aber zu hohen Preisen zu haben, fanden deshalb auch nicht den gewünschten flotten Absatz. Im übrigen war der Verkauf recht flott. Der Großmarkt auf dem Stiftsplatz hatte fast keine Zufuhren. Nur etwas Gemüse und Kopfsalat. Der städtische Verkauf auf dem Wochenmarkt hatte außer etwa 12 Zentner Ingelheimer Spargel hauptsächlich nur Schneidgemüse, Knollengemüse und Wirsing abzugeben. In Spargel war der Verkauf recht flott, in Gemüse dagegen schleppend, sodaß hierin nach Schluß des Marktes größere Ueberstände zu verzeichnen waren.

Ein Deserteur, der sich seit längerer Zeit von seinem Truppenteil entfernt hatte, wurde gestern abend auf dem Kaiserplatz von einem Polizisten festgenommen. Auf dem Weg zum Untersuchungsgefängnis riß sich der Deserteur los und warf dem Beamten ein Stück Eisen vor die Füße, worauf dieser zu Fall kam. Als der Beamte dem Ausreißer nachlief, zog dieser einen Dolch aus der Tasche und drang auf seinen Verfolger ein. Der Polizeibeamte macht nunmehr von seiner Schußwaffe Gebrauch und traf den Deserteur in die Brust. Nach Anlegen eines Notverbandes wurde der Verletzte zur Klinik gebracht. Bereits am Vormittag sollte der Deserteur, der von hier stammt, auf der Coblenzer Straße von einem Polizisten festgenommen werden. Auch bei dieser Gelegenheit hatte er mit dem Dolch gedroht und war dann entkommen.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

    

Rezeptzwang für baumwollene Verbandswatte. Durch Bekanntmachung der Reichsbekleidungsstelle vom 20. Mai § 3 im Reichsanz. 133, ist mit Wirkung vom 9. Juni auch für baumwollene Verbandswatte der Rezeptzwang eingeführt worden. Die Verkäufer werden deshalb gewarnt, baumwollene Verbandswatte ohne ärztliche Verordnung abzugeben, da sie sich sonst strafbar machen.

Festgenommen wurde eine Zigeunerin, die im Hausierhandel Spitzen verkaufte und bei der Gelegenheit einer „Kriegerfrau“ weissagte.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)