Sonntag, 16. Juni 1918

 

Anzeige im General-Anzeiger vom 16. Juni 1918Für die Ludendorff-Spende wurde gestern fleißig gesammelt. Fast in allen Straßen begegnete man Schülern und Schülerinnen mit Sammelbüchsen, überall wurde von den Vorübergehenden mehr oder weniger eindringlich ein Beitrag zur Hilfe für unsere Kriegsbeschädigten gefordert. Heute wird die öffentliche Sammlung fortgesetzt.
   Ueber die Verteilung und Verwaltung der durch die Ludendorff-Spende einkommenden Gelder herrscht in weiten Kreisen Unkenntnis und vielfach falsche Auffassung. In bezug auf die Verteilung des Sammelertrages ist zunächst zu bedenken, daß jede Provinz und jede Stadt nicht allein von den Truppen verteidigt werden, die aus der betreffenden Stadt oder Provinz stammen, sondern daß alle Soldaten für alle Gebiete und alle Städte des Vaterlandes gleichmäßig kämpfen. Dieser Umstand spricht für eine gleichmäßige Verteilung des Geldes über das ganze Reich. Anderseits ist aber auch zu berücksichtigen, daß die Gebefreudigkeit größer ist, wenn der Geber das Gefühl hat, daß seine Gabe in seiner Provinz und seiner Stadt bleibt. Die Folge dieser Erwägungen war, daß das Geld in der Hauptsache der Provinz und Stadt zur Verfügung bleibt, die es gesammelt, und daß nur ein kleiner Teil in einen Reichs-Ausgleichsfonds nach Berlin abfließt für solche arme Gegenden, die nicht in der Lage sind, ihre Kriegsbeschädigten hinreichend zu unterstützen. Und das ist nicht mehr als billig und recht. Denn wenn jede Stadt den vollen Betrag ihrer eigenen Sammlung ganz für sich zur Verwendung halten würde, so würden die Kriegsbeschädigten der verschiedenen Orte allzu verschieden unterstützt werden. […]
   Aus vorstehendem ergibt sich, daß schließlich der allergrößte Teil der am Orte gesammelten Gelder dem Orte zur freien Verfügung für seine eigenen Kriegsbeschädigten verbleibt und daß nur ein geringer Teil in den Ausgleichsfonds für weniger wohlhabende Landesteile berechtigterweise abgeliefert wird.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

  

Anzeige im General-Anzeiger vom 16. Juni 1918Höchstpreise für Bier und bierähnliche Getränke. Im Stadtbezirk Bonn ist mit sofortiger Wirkung der Höchstpreis für untergärige und obergärige Biere und bierähnliche Getränke auf 8 Pfg. und für Ersatzbier auf 5 Pfg. für je 1/10 Liter festgesetzt. Bei Konzerten und dergleichen Veranstaltungen darf ein Zuschlag von 5 Pfg. für je ein Glas erhoben werden.

Gedenket den Kriegsblinden!
Blindsein – ein langes Leben in Nacht wandeln – ein hartes Los! Doppelt hart für jene, die einst ihr Auge weiden konnten an den Schönheiten der Natur. Im Kampfe für unsere höchsten Güter haben sie, unsere Kriegsblinden, ihr Augenlicht verloren. Unauslöschlichen Dank sind wir den Tapferen schuldig, und ihnen ihr Los in jeder möglichen Weise zu erleichtern, muß uns eine liebe Pflicht sein. Wir alle kennen den Lesehunger unserer Soldaten im Felde, er ist nicht minder stark vorhanden bei den Erblindeten, mag der Stoff der Unterhaltung oder der Belehrung dienen. Der Borromäus-Verein hat es trotz seiner im Kriege vermehrten Tätigkeit gerne übernommen, durch Schaffung einer Blindenbücherei dem Bedürfnis Rechnung zu tragen. In dankenswerter Weise sind seit längerer Zeit mehrere Damen an dem edlen Werke eifrig tätig, mit dem Erfolge, daß die Bücherei heute auf einen Bestand von 130 Bänden angewachsen ist. Sie setzen sich aus Werken aller Literaturgebiete zusammen. Noch aber ist die Bücherei bei weitem nicht ausreichend im Hinblick auf die große Zahl der Kriegsblinden, und es bedarf der Mithilfe weiterer Kräfte, wenn sie einigermaßen dem bestehenden Bedürfnisse entsprechen soll. Hier bietet sich für jene Damen, die nicht in der öffentlichen Fürsorge wirken, eine Tätigkeit, die sich im stillen Heim ausüben läßt, die aber deshalb nicht minder verdienstvoll ist. Wer Lust, Liebe und Ausdauer besitzt, der möge sich Dienstag, 18. und Mittwoch, 19. ds. zwischen 10 und 12 Uhr im Borromäushaus, Wittelsbacher Ring 9 melden. Kosten sind mit der Erlernung der Blindenschrift und der Uebertragung der Bücher nicht verbunden; Tafeln, Maschinen und Papier werden gestellt.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

 

Unsinniges Gerücht. Infolge einer Sensationsmeldung wird in der Stadt erzählt, bei dem Brand in der Stadthalle seien große Vorräte an Lebensmitteln vernichtet worden. Wir können auf Grund eigener Wahrnehmung feststellen, daß in der Stadthalle auch nicht ein Pfund Lebensmittel zur Zeit des Brandes lagerte.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)