Mittwoch, 5. Juni 1918

    

Anzeige im General-Anzeiger vom 5. Juni 1918Der Vortrag des Deutschen Luftflottenvereins über „Der Krieg in der Luft“ am heutigen Mittwoch im großen Hörsaal der Universität (Eingang gegenüber dem A. Schaaffhausenschen Bankverein) wird bei der Begeisterung und Dankbarkeit, die das deutsche Volk gegenüber den unvergleichlichen Heldentaten unserer Kriegsflieger erfüllt, sicherlich allgemeines Interesse und lebhaften Besuch finden. Der Redner ist Fliegerleutnant Schergens aus Altenburg. Die Lichtbilder aus dem Felde werden jedem Neues und noch nicht Gesehenes bieten. Der Ertrag wird den Unternehmungen des Deutschen Luftflottenvereins zufließen. Es ist ein dringender Wunsch des Kaisers, daß sich jeder im Volke heute für das Wesen und die Bedeutung der Luftflotte interessiert. Dieser Aufgabe hat sich der Luftflottenverein schon lange Jahre vor dem Kriege gewidmet. Seine Mitgliederzahl ist während des Krieges von 9000 auf über 60.000 angewachsen. Es ist zu hoffen, daß durch die heutige Veranstaltung auch die hiesige Mitgliederzahl eine starke Zunahme erfahren wird.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)

    

Kompanie – nicht mehr Kompagnie! Gemäß einer jüngst ergangenen Verfügung hat im handschriftlichen Verkehr der militärischen Dienststellen das „g“ aus dem Wort Kompagnie in Wegfall zu kommen. Da es sich hierbei im eine durchaus angebrachte Verdeutschung handelt, empfiehlt es sich, von der neuen Schreibweise auch in der Allgemeinheit Gebrauch zu machen.

60 Gramm Margarine werden in dieser Woche auf den Kopf der Bevölkerung abgegeben.

Eine Million Kilogramm Tabak für Deutschland hat soeben die türkische Regierung zur Ausfuhr freigegeben. Der türkische Tabak wird in der Hauptsache zur Zigarettenfabrikation verwendet.

Auf die Reisebrotmarken darf vom 16. Juni ab nicht mehr als 200 Gramm Gebäck auf den Kopf und Tag abgegeben werden. Da die Wochenbrotmenge im Stadtkreise Bonn auf 2000 Gramm festgesetzt ist, erhält derjenige, der Reisebrotmarken wünscht, wöchentlich 600 Gramm Brot weniger.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

    

Männer und Frauen von Bonn! Der furchtbare Krieg, der draußen wütet, hat unsere teure Vaterstadt verschont. Wir nehmen das fast als etwas Selbstverständliches hin. Aber denken wir nur nach, wie es gekommen wäre, wenn unsere wackeren Kämpfer ihre Körper dem gegnerischen Ansturm nicht entgegengeworfen hätten, wenn der Feind unser schönes Vaterland betreten hätte. Was wäre dann aus unserer Stadt geworden? Schutt und Trümmer würden wir sehen statt blühendes Leben. Daß wir vor solchem Elend bewahrt geblieben sind, verdanken wir einzig und allein unseren feldgrauen Brüdern und Söhnen, die für uns gelitten, gedarbt und solche Siege errungen haben. Tiefe Dankbarkeit legt uns schwere Pflichten auf. Darum gebt reichlich der Ludendorff-Spende für die Kriegsbeschädigten! [...]

Die Rückkehr der Ausgetauschten. Zur Aufklärung der Angehörigen. Nach den Berner Vereinbarungen werden alle kriegsgefangenen Unteroffiziere und Mannschaften, die mehr als 18 Monate in Gefangenschaft sind, in die Heimat entlassen, und alle kriegsgefangenen Offiziere mit gleicher Dauer der Gefangenschaft in der Schweiz interniert. Der Abtransport erfolgt grundsätzlich in der Reihenfolge des Tages der Gefangennahme. Ferner werden alle Zivilpersonen, welche während des Krieges einmal interniert waren, in die Heimat entlassen. Die Entlassung der jetzt noch internierten Zivilpersonen muß bis zum 15. August 1918, die während des Krieges einmal interniert gewesenen, jetzt aber freilebenden Zivilpersonen bis zum 15 November 1918 durchgeführt sein. [...] Wie lange der Austausch dauern und in welchem Tempo er sich vollziehen wird, ist noch nicht vorauszusehen. Ein Zeitpunkt für die Rückkehr einzelner Kriegsgefangener kann auch nicht annähernd angegeben werden. Eine Bevorzugung Einzelner durch früheren Austausch oder Internierung ist unter keinen Umständen zu erreichen. Dahingehende Gesuche bedeuten eine Benachteiligung früher gefangener Kameraden der Kriegsgefangenen und können schon aus diesem Grunde nicht berücksichtigt werden.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)