Donnerstag, 16. Mai 1918

   

Anzeige im General-Anzeiger vom 16. Mai 1918Bonner Lazarettzug. Fürst Adolf zu Schaumburg-Lippe hat dem Dr. med. Emil Tremmel, leitendem Arzt auf dem Vereinslazarettzug K. 1, aus Heidelberg, dem Kaufmann Arthur Miebach, Rechnungsführer auf dem Vereinslazarettzug K. 1, aus Honnef, dem Gerichtsreferendar Wilhelm Warler, Zugführer auf dem Vereinslazarettzug K. 1, aus Bonn, den Hauptlehrer Eduard Stumpf, Zugführer-Stellvertreter auf dem Vereinslazarettzug K. 1, aus Dieringhausen, seine Militär-Verdienstmedaille mit dem roten Kreuz verliehen.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

   

Erdbeerpreise. In einer heutigen Bekanntmachung über die Richtpreise für Obst bei Abgabe durch die Erzeuger sind die Preise für Erdbeeren 1. Wahl auf 70 Pfg., für Walderdbeeren und Monatserdbeeren auf M. 1.20 das Pfund festgesetzt. Zu diesen Preisen sind die Erdbeeren erfahrungsgemäß nicht zu haben. Daß aber heute für Erdbeeren im Kleinhandel 20 bis 25 Mark das Pfund verlangt und auch bezahlt werden, ist jedenfalls starker Tobak.

Im Weinrausch. Ein 22jähriger Kaufmann von hier, der im Feldzug den linken Arm verloren und 8 Monate in russischer Gefangenschaft geschmachtet hat, hatte am Abend des Ostermontags nach einer Weinkneiperei auf dem Heimweg gelärmt und sich dem Polizeibeamten gegenüber nicht ausweisen können, da er keine Militärpapiere bei sich hatte. Seiner Abführung setzte der Kaufmann Widerstand entgegen und gab einen Revolverschuß ab. Das Kriegsgericht in Köln verurteilte ihn wegen Widerstandsleistung und verbotenen Waffentragens zu 3 Monaten Gefängnis, wobei die für das Vaterland getragenen Leiden strafmildernd berücksichtigt wurden.

Anzeige im General-Anzeiger vom 16. Mai 1918Anzeige im General-Anzeiger vom 16. Mai 1918Rückführung Gefallener. Wider Erwarten wird es sich erfreulicherweise ermöglichen lassen, den Wünschen der Angehörigen unsrer gefallenen Helden zu entsprechen und die Rückführung Gefallener vom westlichen Kriegsschauplatz, soweit es die Betriebslage und die Kampfverhältnisse zulassen, widerruflich bis 31. Mai 1918 zu gestatten. Etwaige Rückführungsanträge mit den erforderlichen Angaben sind deshalb schnellstens bei dem stellvertretenden Generalkommando einzureichen. Im allgemeinen werden allerdings Rückführungen aus den vordern Kampfgebieten leider nicht möglich sein. Ueberführungen aus dem Osten, Oesterreich-Ungarn und dem Balkan können nach wie vor nicht gestattet werden.

Städtischer Verkauf. Zu Freud und Dank vieler Bonner Hausfrauen ließ die Stadtverwaltung gestern in großen Mengen frischen Rhabarber das Pfund zu 22 Pfg. zum Verkauf bringen. Da von den Produzenten und Händlern Rhabarber im freien Verkehr nicht zum Höchstpreis abgegeben wird, war der Andrang zum städtischen Verkauf natürlich sehr stark und der Verkauf des städtischen Rhabarbers wickelte sich sehr flott ab. Eine öftere Wiederholung dieses Rezepts im Falle des Versagens des „freien Handels“ wäre erwünscht.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

   

Anzeige im General-Anzeiger vom 16. Mai 1918Die Obstblüte ist beendet. War der Verlauf derselben anfänglich nicht gerade ein günstiges zu nennen, da Regen und Nachtfröste in dieser Zeit als recht ungebetene Gäste sich einstellten, so war der Schluß der Blütenperiode ein solcher, wie man sich ihn nicht besser wünschen konnte, wo hellster Sonnenschein mit sommerlicher Wärme, die auch des Nachts nicht viel sank, bis zuletzt anhielt. Mit einiger Sorge ging daher der Obstzüchter an die frühen und mittleren Obstsorten heran, wo jetzt die Fruchtansätze unverkennbar wahrzunehmen sind. Man hat aber zu schwarz gesehen. Die Befruchtung ist in größerem Maße vor sich gegangen, wie man erwartet hatte. Die Aprikosen haben gut angesetzt, Pfirsiche dagegen scheinen mehr vom Froste gelitten zu haben. Hier ist der Fruchtansatz gering. Kirschen scheinen durchweg eine mittlere Ernte zu liefern, an einigen Standorten ist der Ansatz allerdings geringer. Birnen sind im Verhältnis zu den wenigen Blüten auch ziemlich vorhanden. Am günstigsten scheint aber die Beerenernte zu werden. Stachelbeeren und Johannisbeeren hängen mit wenigen Ausnahmen sehr voll. Pflaumen werden je nach Sorte und Standorte eine geringe bis gute Mittelernte ergeben. Nordkirschen sind sehr gut behangen. Bei den Aepfeln ist der Fruchtansatz noch nicht mit Gewißheit erkennbar, es ist aber bei dem günstigen Verlaufe der Blütezeit und dem kolossalen Blütenreichtum ein recht günstiges Resultat zu erhoffen. Die Erdbeeren blühen augenblicklich reichlich und lassen auf ein reiches Erdbeerjahr schließen.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)