Montag, 29. April 1918

   

Anzeige im General-Anzeiger vom 29. April 1918Die 100. Fahrt des Bonner Lazarettzuges. In den nächsten Tagen führt unser Vereinslazarettzug K 1 seine hundertste Fahrt aus. Dis wird ein passender Anlaß sein, um der Besatzung des Zuges und allen Helfern den Dank für ihre Leistungen öffentlich zum Ausdruck zu bringen. Der Zug wird voraussichtlich Ende dieser oder Anfang nächster Woche etwa zwischen dem 3. und 6. Mai hier eintreffen, und dann wird am Tage seiner Ankunft nachmittags 5 Uhr eine einfache, würdige Feier die Besatzung des Zuges und die leitenden Personen in der Aula der Universität vereinigen. Den Angehörigen der Besatzung ist die Galerie (gegen Einlasskarte) eingeräumt. Leider gestattet der Platzmangel nicht, die zahlreichen Spender von Beiträgen, deren Zahl 500 übersteigt, zu der Feier zu laden. Als Andenken an diese Feier wird der Rektor der Universität der Anzeige im General-Anzeiger vom 29. April 1918Besatzung ein künstlerisch ausgestattetes Gedenkblatt überreichen, das Herr Bildhauer Menser in dankenswerter Weise entworfen und ausgeführt hat. Es sei ausdrücklich bemerkt, daß die Kosten der Veranstaltung durch besondere freiwillige Beiträge gedeckt, also gestiftete Gelder dafür nicht verwendet werden. Die Einladungen zu der Feier können voraussichtlich erst kurz vor der Ankunft des Zuges ausgegeben werden, da er ununterbrochen tätig ist und sein Eintreffen in Bonn nicht vorher mit Sicherheit vorausgesagt werden kann.
   
Schon seit längerer Zeit ist es nicht mehr möglich gewesen, den Verwundeten auf der Fahrt außer der einfachen Verpflegung die früher gewährten Erfrischungen und Anregungen in Form von Gebäck, Kognak, Wein, Zigarren, Zigaretten oder Tabak zu geben. Vielleicht veranlaßt die 100. Fahrt den ein oder anderen Freund des Zuges, solche Liebesgaben, wenn auch nur in geringen Mengen, zu spenden; diese können Bahnhofstraße 40 gegen Quittung abgegeben werden.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)

    

Anzeige im General-Anzeiger vom 29. April 1918Schülerdienst für Kohlenzuführung.
Es wird uns im Anschluß an unsere Mitteilung über den Schülerdienst für Kohlenzuführung in Berlin geschrieben: Unter den Jungmannen der hiesigen höheren Schulen gibt es gewiß eine große Anzahl, die gern ihre Hilfe alten, kranken und schwachen Leuten bei der Kohlenzuführung zuwenden möchte, wenn ihnen die Beförderungsmittel zur Verfügung gestellt werden. Die betreffenden Personen brauchen sich nur an einen der Vertrauensmänner der Imo (Jungmannorganisation) Prof. Füchtjohann oder Prof. Dr. Sadée zu wenden. (Vielleicht läßt sich diese Einrichtung unter Hinzuziehung der obersten Klassen der Volksschulen so ausbauen, daß in allen Stadtbezirken im Bedarfsfalle ältere Schüler für diesen Dienst zur Verfügung sind. Die Schriftl.)

„Deutsche“ Frauen. Vo einem Distriktarzt wird uns berichtet: Wie schamlos sich noch immer einzelne unserer „deutschen“ Frauen benehmen, zeigt folgender Anlaß. Im Zuge 4.10 Bonn-Coblenz saß ein Transport von fünf gefangenen englischen Offizieren. Aus Platzmangel gesellten sich einige Damen aus Bonn hinzu. Bis Rolandseck war das Benehmen derselben im Verkehr mit den Herren derart würdelos, daß sie vom Zugführer ausgesetzt werden mußten, wobei die Damen sehr lebhaft protestierten und eine erklärte, ihr Vater sei auch Offizier. Jammerschade, daß man die Namen dieser Damen nicht feststellen kann, um sie an den Pranger zu stellen.

Anzeige im General-Anzeiger vom 29. April 1918Die Spargelernte hat seit acht Tagen allenthalben ihren Anfang genommen. In geschützten und warmen Lagen kann jetzt täglich gestochen werden, wenn auch vorläufig nur in bescheidener Zahl. Nach dem in den letzten Tagen niedergegangenen milden Regen werden die vielbegehrten Stangen schon bald zahlreicher zum Vorschein kommen. Auf dem Markte findet der Spargel rasch seine willigen Abnehmer. Leute aus der Stadt, die es sich leisten können, wandern an heiteren Nachmittagen heraus ins Vorgebirge und kaufen dort den frischgestochenen Spargel für ihren Bedarf oder lassen sich im Gasthaus eine Portion Spargel mit der „Originaltunke“ servieren. Gibt es auch nicht mehr den leckeren Schinken dazu wie früher, so hat man doch mehr davon als von der stark verregneten Baumblüte.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

  

Der Verein Beethovenhaus veranstaltet nach fünfjähriger, durch den Krieg verursachter Unterbrechung in diesem Jahre in der Himmelfahrtswoche wieder ein Musikfest. Es sind drei Kammermusikkonzerte vorgesehen, Dienstag ein Brahms-Abend, Mittwoch ein Beethoven-Abend und eine Morgen-Aufführung am Himmelfahrtstage mit Werken von Mozart und Haydn. Als ausführende Künstler sind das Rosé-Quartett aus Wien, Frau Ilona Durigo aus Budapest und Herr R. Friede aus Köln (Gesang) sowie Professor Grüters aus Bonn (Klavier) gewonnen worden.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)