Freitag, 8. März 1918

  

Im Verein Alt-Bonn sprach Mittwoch abend der Vorsitzende, Professor Dr. Knickenberg, über die „Neutralität“ des Kurfürsten Klemens August im siebenjährigen Kriege. Aehnlich wie heute Deutschland, stand damals das kleine Preußen Friedrichs des Großen einer Welt von Feinden gegenüber, und auch die Parallele zur „Neutralität“ eines Wilson läßt sich aus jener Zeit nachweisen. Kurfürst Klemens August, der außer dem Erzstift Köln die Stifte Paderborn, Münster, Osnabrück und Hildesheim, also ein umfangreiches Gebiet bis nahe an Preußen heran besaß, erklärte sich zwar neutral, warf aber seinen politischen Einfluß für den in die Waagschale, der ihm den größten finanziellen Nutzen bot. Das war Frankreich. […] Eigennutz und Müßiggang der Kurfürsten brachten den Staat an den Abgrund und trugen viel dazu bei, daß die französische Revolution am Rhein so kräftigen Widerhall fand. Prof. Knickenberg schloß mit dem Wunsche, daß auch Amerika wie damals Kurköln der Lohn für sein übles Verhalten nicht erspart werden möge. […]

Verloren gegangene Lebensmittelkarten werden, wie der Oberbürgermeister bekannt macht, von jetzt ab grundsätzlich nicht mehr ersetzt.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

  

Die Sommerzeit beginnt in diesem Jahre am 15. April, vormittags 2 Uhr, und endet am 16. September, vormittags 3 Uhr. Die öffentlichen Uhren sind am 15. April, vormittags 2 Uhr, auf 3 Uhr vorzustellen und am 16. September, vormittags 3 Uhr, auf 2 Uhr zurückzustellen. Die Sommerzeit wird wieder eingeführt, weil sie sich 1916 und 1917 vollauf bewährt hat.

Die Kriegsprimaner. Im Unterrichtsausschuß des Abgeordnetenhauses erklärte ein Regierungsvertreter zu einer Bittschrift um gleichartige Behandlung der Kriegsprimaner, daß hinter der Front Reifeprüfungen in wohlwollendster Weise vorgenommen werden, auch für diejenigen, die vor ihrem Eintritt ins Heer die Reife für Unterprima nicht erreicht hatten. Auch kann die Reifeprüfung noch vor den ersten Berufsprüfungen abgelegt werden. In diesem Fall werden die vorher zurückgelegten Semester angerechnet. Es sind schon über 10.000 Reifeprüfungen an der Front abgehalten worden.

Die Möven sind augenblicklich auf dem Rhein so zahlreich wie nie zuvor. Namentlich in der Nähe des Schänzchens, wo der Kanal des Schlachthofes in den Rhein mündet, tummeln sich die hübschen Tierchen zu Hunderten auf dem Wasser und halten Jagd auf die kleinen Weißfische.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

  

Festgenommen wurde ein Soldat, der aus der Heilanstalt Grafenberg entsprungen war und sich in der hiesigen Gegend in der Kleidung eines Klosterbruders umhergetrieben hatte. Er lebt vom Betteln und Stehlen. – Ferner wurde ein Sergeant festgenommen, der in einem Gasthofe versucht hatte, einem Militärarzt das Gepäck zu entwenden. Da er sich seit 1. Februar von seinem Truppenteil unerlaubter Weise entfernt hat, wurde er der Militärbehörde übergeben.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)