Samstag, 2. März 1918

    

Im Auslandsbund deutscher Frauen sprach Professor Kuno Meyer aus Berlin über Amerika. Der Vortragende, unser bester Kenner Irlands, hat sich bekanntlich zu Beginn des Krieges nach Amerika begeben, um dort für unsere Sache unter den Iren zu werben. Nach der Kriegserklärung der Vereinigten Staaten ist er zurückgekehrt. Seine Ausführungen über die Person Wilsons und über die Gründe, die Wilson veranlaßt haben, das widerstrebende amerikanische Volk in diesen Krieg zu hetzen, waren umso interessanter, als dem Redner infolge seiner Bekanntschaft mit zahlreichen führenden Persönlichkeiten der angelsächsischen Welt viele intime Einzelheiten zu Gebote standen. Wilsons Hauptgrund, nämlich ungehindert gegen Japan, nicht minder aber auch gegen England rüsten zu können, wird ja von allen Sachkennern zugegeben. Weniger bekannt dürfte sein, daß sich in dem amerikanischen Volke, insbesondere als Folge der unwürdigen Behandlung der Deutschamerikaner, schwere Zersetzungserscheinungen bemerkbar machten. Ale echter Autokrat (und das ist bekanntlich ein amerikanischer Präsident in höherem Maße als ein fürstliches Haupt Europas) griff Wilson unbedenklich zu dem Mittel, inneren Zwiespalt durch auswärtigen Krieg zu heilen. Der vollendete Vortrag erweckte in zahlreichen Zuhörern den Wunsch, der berühmte Redner möge sich auch einmal in einem öffentlichen Vortrage über die brennende und für uns so wichtige irische Frage äußern. Wie wir hören, besteht begründete Hoffnung, diesen Wunsch erfüllt zu sehen.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)

         

Der Bonner Wochenmarkt war gestern etwas besser beschickt als anfangs dieser Woche. An Gemüse war vorwiegend Krauskohl, Sprutengemüse und Rosenkohl vorhanden, vereinzelt auch Weißkohl, Wirsing und Spinat, Zwiebeln und Aepfel aber keine. Karotten, weiße Rüben, weiße und schwarze Rettiche, Möhren, Schwarzwurzeln, Kohlrabien, Knoblauch, Breitlauch, Petersilie, Chikoree zu 80 und 85 Pfg. das Pfund waren reichlich zu haben, ebenfalls Feldsalat. Der Verkauf war im allgemeinen recht flott, besonders in Gemüse.
  
Auch auf dem Großmarkt auf dem Stiftsplatz waren die Zufuhren in fast allen Marktprodukten etwa größer als an dem letzten Hauptmarkttage. An Gemüse war trotzdem verhältnismäßig wenig vorhanden, Aepfel und Zwiebeln überhaupt nicht. Im Kleinzeug waren die Zufuhren dagegen ziemlich reichlich. Der Verkauf war auch hier durchweg sehr flott und der Markt schon früh wieder geräumt.
   Der städtische Verkauf auf dem Wochenmarkte hatte wieder recht regen Zuspruch, besonders in Aepfeln, die leider wieder sehr früh ausverkauft waren. Der große Vorrat hierin, den die Stadtverwaltung sich gesichert hatte, ist bald erschöpft, weshalb die Aepfel nicht mehr in so großen Mengen auf den Markt kommen als bisher. In Gemüse und den übrigen Sachen waren die Zufuhren im allgemeinen wieder befriedigend, nur Fische waren gestern nicht zu haben. Verkauft wurden rote und gelbe Möhren, Erdkohlrabien, Karotten, weiße Rüben, Kohlrabien, Krauskohl, Weißkohl, Sellerie zu 75 Pfg., Aepfel zu 82 Pfg. und fremde Zwiebeln zu 50 Pfg. das Pfund.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

    

Bestrafte Räuber. In der Nacht zum 12. Januar waren zwei Burschen in eine alleinstehende Villa in Königswinter eingebrochen, hatte die dort wohnende hochbetagte Inhaberin im Bett überfallen, geknebelt und gefesselt, dann Geld, Wertgegenstände und Wäsche geraubt. Einer von ihnen, der vorbestraft ist, wurde deshalb zu 12 Jahren Zuchthaus verurteilt, der zweite zu acht Jahren Gefängnis.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)