Freitag, 22. Februar 1918

   

Anzeige im General-Anzeiger vom 22. Februar 1918Handels- und Gewerbeverein. In der Hauptversammlung Mittwoch abend im Stern gab der Vorsitzende, Direktor Roßberg, einen kurzen Ueberblick über die geschäftliche Entwicklung in Bonn im Kriege. Man könne sie als recht befriedigend hinstellen. Bis Ende 1916 seien in Bonn rund 22 Millionen Mark Kriegsgewinnsteuer bezahlt worden. […] Die Tätigkeit des Vereins war trotz der Kriegszeit recht erfreulich. In sehr vielen Angelegenheiten hat er im Interesse seiner Mitglieder gewirkt. […] Herr Kalt bemerkte, es sei angeregt worden, die Geschäftszeit im Sommer von 8 bis 1 und von 3 bis 7 Uhr (Samstags bis 8 Uhr) festzusetzen. Der Verein möge gegebenenfalls die Anregung unterstützen. […] Im weiteren Verlauf der Versammlung wurde darüber geklagt, daß man am Fernsprecher zu lange warten müsse, ehe das Amt sich melde. In einem Schreiben des Telegraphenamts werden die Mißstände u. a. auf die Belastung durch militärische Gespräche zurückgeführt. Demgegenüber wurde gesagt, die Damen ließen beim Anruf meist zu lange auf sich warten, sie achteten nicht auf Doppelverbindungen und auf den Schluß der Gespräche. Nach einer kurzen Aussprache über einige weitere Angelegenheiten schloß der Vorsitzende die Versammlung.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

  

Soldatenheim. Nach längerer Pause hat der Ausschuß des Soldatenheims am vergangenen Sonntag wieder ein Preiskegeln für die Feldgrauen veranstaltet. Bei der anschließenden gemeinsamen Unterhaltung trug das Orchester des Jugendvereins Stiftspfarre, das Herr Musiklehrer Nolden vorzüglich leitete, einige hübsche Musikstücke vor. […] Schüler der Karlschule führten einen kleinen militärischen Einakter mit gutem Erfolg auf. Von der Theaterabteilung des kath. Gesellenvereins wurde auch diesmal ein Lustspiel mit bestem Erfolg aufgeführt.

Treibriemendiebstahl. In der Nacht zum Donnerstag wurden aus dem Waschküchenbetrieb der klinischen Anstalten an der Theaterstraße durch Einbruch 13 Treibriemen gestohlen. Die Spitzbuben waren von der Wachsbleiche aus in die Klinik eingedrungen.
   Das Außerordentliche Kriegsgericht für den Bereich der Festung Köln hat durch Urteil entschieden, daß die Entwendung von Treibriemen aus Fabriken, die für Heeresinteressen arbeiten, als Landesverrat zu bestrafen ist, da der Fabrikbetrieb dadurch gefährdet und der feindlichen Macht somit Vorschub geleistet wird. Ein 38jähriger Lagerarbeiter Ernst Siegel aus Wiesdorf, der nachts in das Lagerhaus der Farbenfabriken Leverkusen eindrang und Treibriemen im Wert von 5000 Mark gestohlen hatte, wurde wegen vollendetem Landesverrats in Tateinheit mit schwerem Einbruchsdiebstahl und Versuch dazu zu neun Jahren Zuchthaus, zehnjährigem Ehrverlust und Polizeiaufsicht verurteilt.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

 

Von der Polizei. In einem Geschäft in der Münsterstraße wurden bei einem nächtlichen Einbruche für mehrere tausend Mark Kleiderstoffe entwendet. Die Diebe hatten das Schaufenster zertrümmert, um einen Eingang in den Laden zu bekommen. Die sich häufenden Einbruchdiebstähle könnten auf den Schluß führen, daß unsere Polizei nicht eifrig tätig sei. Daß dem aber nicht so ist, beweise der Umstand, daß seit Ende Dezember von der hiesigen Kriminalpolizei 68 Einbrecher und 10 Straßenräuber festgenommen worden sind.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)

Das Bedürfnis nach Einfamilienhäusern und nach Etagenwohnungen wächst hier von Tag zu Tag. Namentlich hat sich während der Kriegszeit ein beabsichtigter Zuzug nach Godesberg in ganz außerordentlich starkem Maße geltend gemacht, sodaß man seit längerer Zeit von einer wahren Wohnungskalamität hier sprechen kann. Bei dem Verkehrsamt Koblenzerstraße 42 hierselbst ist die Nachfrage nach verkäuflichen Gebäuden oder noch zu vermietenden Einfamilienhäusern und Wohnungen ebenfalls andauernd sehr lebhaft. Die Eigentümer bezw. Vermieter werden dieserseits um Anmeldungen ersucht. Die Eintragung in die Listen und Vorlegung der letzteren an die Interessenten erfolgt kostenfrei.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Godesberg“)