Sonntag, 17. Februar 1918
Im Liberalen Bürgerverein wird am Donnerstag, 21. d. Mts., abends 8¼ Uhr, im Vortragssaal der städtischen Fortbildungsschule, Bornheimer Straße 9, Herr Oberstabsarzt Prof. Dr. F. A. Schmidt einen Vortrag halten über „Die Ertüchtigung der männlichen Jugend im Übergangsalter von 14 bis 19 Jahren“. Der Vortrag wird durch Lichtbilder veranschaulicht werden. Es hat kaum je eine Zeit gegeben, die uns so eindringlich das Wort „Wer die Jugend hat, hat das Vaterland“ wie die heutige in die Ohren rief, es hat andererseits seit Menschengedenken keine Zeit gegeben, die so voller Gefahren für die Jugend war, wie die unsere. Die Frage der Ertüchtigung der anwachsenden deutschen Männer ist deshalb eine deutsche Lebensfrage allererster Ordnung, die jedem Vaterlandsfreunde sehr am Herzen liegt. Aus sachverständigem Munde hierüber Belehrung, Aufklärung und Anregung zu erhalten, ist deshalb ein vielseitiger Wunsch.
Universität. Die Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität kann bekanntlich in diesem Jahre auf ein hundertjähriges Bestehen zurückblicken. Eine Jubiläumsfeier wird jedoch, wie wir erfahren, in diesem Jahre bestimmt nicht stattfinden, sie ist vielmehr vorläufig für den Herbst 1919 in Aussicht genommen.
Die städtischen Milchkühe. Das Lebensmittelamt hat umfangreiche Maßnahmen getroffen, um die Milch für Kinder und Kranke zu sichern. Die bedeutsamste dieser Einrichtungen sind die Abmelkställe im städtischen Fuhrpark und der Gravenschen Reitbahn, wo zurzeit 100 Kühe untergebracht sind. Die hohen Kosten haben die Stadt nicht abgeschreckt, an diese Einrichtung heranzutreten. Die Anschaffung jeder Kuh erfordert 1800 bis 2000 Mark. Es sind durchweg gute Kühe, einzelne mit einer Leistungsfähigkeit bis zu 23 Liter den Tag. Der tägliche Milchertrag einer Kuh stellt sich heute durchschnittlich auf 12 Liter; es sind auch schon 13 bis 13½ Liter erzielt worden. Eine Steigerung ließe sich bei der Beschaffenheit der Kühe noch erzielen, wenn ausreichendes und gutes Futter zur Verfügung stände. [...] Das Lebensmittelamt erwarb seit Herbst 1916 bis heute 401 Milchkühe. Der größte Teil hiervon wurde an Landwirte auf Abmelkvertrag abgegeben. Die Landwirte sind verpflichtet, die Milch dieser Kühe an die von der Stadt bezeichneten Versorgungsberechtigten gegen Bezahlung abzugeben. Eine weitere Einrichtung zur Sicherung des Milchbedarfs besteht darin, daß Landwirten beim Einkauf von frischmelkenden oder hochtragenden Kühen Zuschüsse geleistet werden, die für jede Kuh 300 M. betragen. Auch in diesen Fällen wird der Landwirt verpflichtet, die Milch nur im Stadtkreise Bonn abzusetzen.
Auch unsere Feldgrauen, Verwundete und Urlauber, sollten Träger und Trägerinnen von Gold und Edelsteinen an ihre Pflicht mahnen, die Goldrüstung der Reichsbank zu stärken. Eine Mahnung aus dem Munde derer, die für uns gekämpft, gedarbt und geblutet haben, könnte sich wohl niemand entziehen.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)
Kaninchenzählung. Bei der am 1. März d. Js. auszuführenden amtlichen Viehzählung sollen auch zu erstenmal die in den Ställen gehaltenen zahmen Kaninchen mitgezählt werden.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Die 23jährige Friseuse Josephine Kron von hier, wegen Eigentumsvergehen viermal vorbestraft, war geständig, in zwei Fällen Frauen die Handtasche gewaltsam entrissen zu haben. Das Kriegsgericht Köln verurteilte das Mädchen wegen vollendeten Straßenraubes in zwei Fällen zu vier Jahren Gefängnis, wobei nochmals mildernde Umstände angenommen wurden, sonst hätte die Angeklagte ins Zuchthaus kommen müssen.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)