Freitag, 15. Februar 1918

    

Anzeige im General-Anzeiger vom 15. Februar 1918Die Heiraten der Kriegsbeschädigten. Der Ausschuß Groß-Berlin für die Kriegsbeschädigten-Ansiedlung der Kriegsbeschädigten hat die nicht uninteressante Beobachtung gemacht, daß etwa 49 v. H. der Kriegsbeschädigten, die sich ansiedeln wollen, ältere Frauen geheiratet haben. Die Befürchtung, daß viele ältere Mädchen durch den Krieg an der Erzielung des ersehnten Eheglücks gehindert werden, scheint sich nach dem Vorliegen statistischen Material kaum zu bewahrheiten. Bei den 20- bis 30jährigen überragt die Frau ihren Mann oft um 15 Jahre im Alter. Auch die älteren, schon länger verheirateten Kriegsbeschädigten haben nach der Statistik zum großen Teil das reifere Weib bevorzugt. Im übrigen wird die Eheschließung durch die Ansiedlungstätigkeit stark gefördert.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)

[...] Kartoffeln.
Die Kartoffel hat bisher bei der Ernährung unserer Bevölkerung die Hauptrolle gespielt. Das ist auch weiter ihre Aufgabe. Vorräte an Trockenkartoffeln und an Stärke müssen uns unabhängig machen von den gefährlichen Ernteschwankungen. Darum ergeht an alle die Mahnung: Baut mehr Kartoffeln an! Erhöht die Erträge durch Anpflanzen bester Saatkartoffeln, durch Saatwechsel, gute Düngung und gut Pflege. Auskunft erteilt das Lebensmittelamt der Stadt Bonn, Am Hof Nr. 1, Abteilung III.
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Petroleum.
Wegen der allzu geringen Zufuhr von Leuchtpetroleum kann über den Monat Februar hinaus kein Petroleum mehr zu Leuchtzwecken abgeben werden. Notlampen, das Stück zu 10 Pfg., sind noch in den städtischen Verkaufsstellen, Ecke Franziskanerstraße-Belderberg, käuflich zu erwerben.
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Lebensmittelkarten.
Die Anträge auf Ersatz angeblich verloren gegangener bezw. abhanden gekommener Lebensmittelkarten nehmen in letzter Zeit wieder überhand. Aus den meisten Anträgen geht hervor, daß die Karten noch immer kleinen Kindern anvertraut werden, denen dann die Karten aus Unachtsamkeit verloren gehen oder gestohlen werden, andererseits aber, daß vielfach auch Erwachsene mit den Lebensmittelkarten in leichtsinniger Weise umgehen. Die Bürgerschaft sollte sich doch endlich klar machen, daß hierdurch die Lebensmittelversorgung in der bedenklichsten Form gefährdet wird, da die unehrlichen Finder von Lebensmittelkarten darauf mehr Lebensmittel beziehen als ihnen rechtmäßig zustehen. Es sei nochmals darauf hingewiesen, daß die Lebensmittelkarten als Wertpapiere zu behandeln sind und daher sorgfältig aufbewahrt werden müssen. Kleinen Kindern sollte man aus den oben angeführten Gründen Lebensmittelkarten überhaupt nicht in die Hand geben.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Nachrichten des Lebensmittelamtes der Stadt Bonn.“)

    

Lederdiebstahl. Von der Kriminalpolizei wurde ein Soldat festgenommen, der aus einer hiesigen Lederfabrik an drei verschiedenen Tagen je eine Rolle Leder entwendet hatte. Der Festgenommene trug unberechtigterweise das Eiserne Kreuz 1. Klasse.

Zwei junge Burschen, die auf dem hiesigen Staatsbahnhof in einem Personenwagen genächtigt hatten, wurden festgenommen und der Polizei übergeben.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

     

Verkauf von Gartensämereien. Das städtische Lebensmittelamt hat noch Gemüsesämereien allen Arten und Sorten abzugeben. Da die vorhandenen Bestände bei der großen Knappheit des Samens und der großen Nachfrage schnell vergriffen sein werden, empfiehlt es sich, den Bedarf schleunigst zu decken. Nähere Auskunft wird in der Abteilung für Anbau, Saat und Dünger, Franziskanerstraße 1, 2. Geschoß, Zimmer 7 erteilt.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)