Montag, 11. Februar 1918

   

Der achte städtische Volksunterhaltungsabend fand Sonntag im großen Saale des Bonner Bürger-Vereins statt. Alles war bis auf den letzten Platz besetzt, ein Beweis, welchen Anklang diese Veranstaltungen gefunden haben. Im Kalender stand allerdings Fastnacht. Aber während in Friedenszeiten Terpsichore und Thalia, Tanz und heiterer Mummenschanz in diesen Stunden ihr Wesen trieben, hatten sie dieses Mal ihrer ernsteren Schwester Kalliope das Feld räumen müssen. Der Abend galt durchweg dem deutschen Volkslied, das in seiner Ursprünglichkeit und Kindlichkeit immer wieder gefällt und dessen Born unerschöpflich ist. […] Die Beifallskundgebungen, die allen Darbietungen in reichstem Maße gezollt wurden, bewiesen, welchen Anklang der Abend gefunden hatte. – Das wiederholte, störende Hinausgehen der jüngeren Zuhörer und Zuhörerinnen scheint wohl ein Zeichen der Zeit zu sein.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

   

Der Strafkammer hatte man vorgestern ein sechsköpfiges Komplott von hier aus der Haft vorgeführt, nämlich den Rich., Hoff, Ko., Au., Gar. und Lin., die alle bis auf den zweiten noch erst 15 bis 17 Jahre alt sind; der siebente im Bunde, ein Kü., ist inzwischen Soldat geworden und erfährt also eine militärische Verurteilung. Die vielversprechenden Früchtchen hatten im September und Oktober ein reguläres Einbrecher- und Räuberleben hier in Bonn geführt, dabei eine sehr ausgiebige Beute gemacht und sich gute Tage gegönnt. Sie brandschatzten die Bootshäuser des städtischen Gymnasiums und der Burschenschaft Alemannia, das Sportshaus an der Kölnstraße und ein Privathaus in der Marienstraße. Was Bootshäuser und Sportbude bargen an Gerätschaften und Kleidern, war reichlich und für den Verkauf gut verwendbar. Die Beute im Hause Marienstraße erbrachte allein schon 2000 Mark. Das Gericht gewann die Ueberzeugung, daß sämtliche Beteiligte die volle Erkenntnis ihrer Handlungsweise besessen hatten und verurteilte den schon zweimal vorbestraften Rich. zu zwei Jahren, den Hoff. wegen drei schwerer Diebstähle zu 1 Jahr, den Ko. wegen einfachen Diebstahls zu 1 Monat, den Au. zu 3 Monaten, den Gar. zu 6 Monaten und den Lin. wegen Hehlerei zu 3 Wochen Gefängnis. […]

Arndt-Eiche in Eisen. Zu einer eindrucksvollen Feier gestaltete sich am Sonntag die Nagelung, welche die Jungmannen des hiesigen Kgl. Gymnasiums an der Arndt-Eiche vornahmen. Ein Streichquartett unter Führung des Primaners v. Nell leitete mit einer Variation über die Weise „Deutschland über Alles“ die Feier ein. Rudolf Herzogs wuchtiges Lied „Zu Bonn am Rhein“, das der Dichter der Bonner Arndt-Eiche gewidmet, trug der Sekundaner Bins in markiger Weise vor. Der Leiter der Jungmannen, Herr Professor Füchtjohann, dem für seine arbeitsreiche und verdienstvolle Tätigkeit vor einigen Tagen das Verdienstkreuz der Kriegshilfe verliehen wurde, wies in herzlichen und patriotischen Worten auf die Bedeutung der Nagelung und der Adlerfeder hin, die den Spruch trägt: „Halte aus im Sturmgebraus! Zur Erinnerung an die Kriegshilfe im Dienste der Stadt Bonn im Jahre 1917, die Jungmannen des Kgl. Gymnasiums“. Redner führte aus, daß die Feder gestiftet worden sei mit dem Gefühl der Dankbarkeit für das, was die gefallenen Helden dem Vaterlande und unserer Heimat geleistet, die sie vor den Schrecken der Verwüstung und Zerstörung bewahrt hätten. Die Adlerfeder solle aber auch ein Erinnerungszeichen sein an die Arbeit, welche die Jungmannen im Dienst des Vaterlandes geleistet. 7000 Arbeitstage haben die Jungmannen im Jahre 1917 geschafft und wertvolle Arbeit in gärtnerischen und landwirtschaftlichen Betrieben, sowie bei der Kartoffelversorgung der Stadt Bonn geleistet. – Nach erfolgreicher Nagelung beschloß der gemeinsame Gesang des Liedes „Deutschland über Alles“ die Feier, welcher auch Herr Direktor Genniges und ein Vertreter des geschäftsführenden Ausschusses der Arndt-Eiche beiwohnten. – Die prächtigen Räumlichkeiten des städtischen Bekleidungsamtes sind wie geschaffen für eine eindrucksvolle Nagelungsfeier; sie werden nach vorheriger Anfrage Gesellschaften und Vereinen zum Zwecke der Nagelung gerne zur Verfügung gestellt.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)