Sonntag, 3. Februar 1918

     

Anzeige in der Deutschen Reichs-Zeitung vom 3. Februar 1918Nachmittagsheim für Verwundete. Es dürfte den zahlreichen Freunden und Gönnern des Nachmittagsheims für Verwundete nicht unwillkommen sein, einmal wieder ein Wort über den Fortgang dieser so schönen und freundlichen Einrichtung zu hören. Es befindet sich, wie bekannt, seit vorigem Sommer, im Haus des Friesenhausvereins. Lennéstraße 65, und bietet mit seinen gemütlichen, sonnigen und wohlerwärmten Räumen, welche täglich von 1 bis 5 Uhr geöffnet sind, ein wirkliches Heim für unsere Kämpfer, die sich hier von ihren Schmerzen und schweren Kriegsgedanken in der Pflege der Heimat erholen sollen. Nach wie vor liegt die Leitung in treuester, fürsorgender Hand und wird mit Liebe und Verständnis für die Pflegebefohlenen ausgeübt. Der freundliche Blumenschmuck, die hübsche Bibliothek, die warme Tasse Kaffee mit Gebäck und zahlreiche Unterhaltungsspiele sorgen für die behagliche Stimmung und mancher Brief an die Lieben nimmt hier seine Beförderung. Nicht müde werden die Leiterinnen, stets aufs neue freundliche Ueberrraschung und Anregung durch Konzerte, Aufführung und Vorträge zu sinnen, so daß nicht genug auf diese schöne Stätte vaterländischen Sinnes hingewiesen werden kann. Möchten nach wie vor zahlreiche Besucher es sich dort wohl sein lassen und Freunde sich dort zwanglos treffen.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)

      

Der Sanitätshund im Film-Schauspiel. Zum Besten der Ausbildung von Kriegsblindenhunden findet am 10. Februar in den Bonner Lichtspielen (Stern) eine Vorführung des neuen Sanitätshundfilms „Dem Lichte entgegen“, Schauspiel in drei Akten statt. Der Film enthält u. a. wunderbare Bilder aus dem Felde, es zeigt den Sanitätshund in seiner Dressur und seiner Arbeit an der Front. Die Frontbilder sind von dem Königlichen Bild- und Filmamt in Berlin aufgenommen und sind von packender und ergreifender Wirkung. Hierdurch wird jedem Bürger die Gelegenheit geboten, nicht nur ein den künstlerischen Anforderungen gerecht werdendes und in der Darstellung vollendetes, überaus wirkungsvolles Schauspiel kennen zu lernen, sondern auch durch den Besuch dieser Vorführung ein Scherflein zu dem guten Zweck, für die Kriegsblinden Führerhunde zu beschaffen, beizusteuern. Freiwillige Spenden nimmt die Bonner Sanitätshund-Meldestelle entgegen.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

     

Nach Kaisersgeburtstag. Die Wünsche, die wir unserem erhabenen Herrscher entgegenbrachten, waren zugleich Vorsätze für das neue Jahr, an dessen Schwelle sein Geburtstag steht. Sie werden am besten mit denen des hohen Geburtstagskindes übereinstimmen, wenn, wie unser Kaiser auf der einsamen Höhe seines Postens der Riesenpflichten und Verantwortungen, ein jeder von uns an seiner bescheidenen Stelle mit neu entfachtem Augustgeist unbeirrt durch ihm feindliches Gerede der Miesmacher, das zu leisten sucht, was immer in seinen Kräften steht.
    Was tun? – Dem Reiche nützen! Wie? „Wer dem Reiche und sich selbst nützen will, bringt sein Gold zur Goldankaufsstelle.“ Wie lange noch sollen Arme und Finger für schimmerndes Gold und blinkenden Edelstein Platz haben, während andere Arme sich schmucklos fortgesetzt in letzter Todesabwehr für uns zum Himmel strecken? Wo die Perle, ihr Frauen, durch das „Trapez“ eures Halsschmucks anpocht, da saß bei jenen das Herz, das für euch gebrochen ist. Habt ihr nicht das Gefühl, als sei die Perle ihre Träne, die versteinerte, als sie den alten Schlag eures Herzens spürte? Wer jetzt noch Gold und Edelstein zur Schau trägt oder heimlich versteckt, von dem wollen wir weit, weit abrücken. Er hat mit uns nichts gemein. In der eisernen Kette dagegen erblicken wir den Ausweis auch für den, der selbst nicht des Königs Rock tragen kann, daß er zu einer vaterländischen Ehrengarde gehört, die Schönheit und Tugend, die Bürgertugend, nicht aber das jedem Kriegsgewinnler zugängige Abzeichen hohler Eitelkeit als Schmuck ansieht. Und dabei wißt ihr’s doch längst: „Für Gold der volle Goldwert, für Juwelen der hohe Auslandspreis!“ [...] Es wird hier jetzt eine Silberankaufsstelle eingerichtet, über die nähere Mitteilung ergeht. Mögen die bisherigen Förderer der Goldankaufsstelle solche auch der Silberankaufsstelle werden! Möge, was jener noch vorenthalten wurde, baldigst gebracht, dieser auch von denen zum Nutzen des Vaterlandes geholfen werden, die in Tat für jene nichts hatten. Das sind echte Kaisersgeburtstagsvorsätze. Und wenn der Ruf zur achten Kriegsanleihe erschallt, nicht wahr, dann seid ihr, die solche Vorsätze faßten, schon jetzt entschlossen, so deutsch und klug zu sein, nicht zu fehlen!
Felix Joseph Klein (Bonn)

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)