Samstag, 2. Februar 1918

     

Nachrichten des Lebensmittelamtes der Stadt Bonn.
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Kartoffeln.

Die Außentemperatur ist in den letzten Tagen wieder gesunken. Dem Lagern und Befördern der Kartoffeln bei mehr als 1 Grad Kälte ist ganz besondere Aufmerksamkeit zuzuwenden. Kartoffeln, die längere Zeit Temperaturen unter null Grad ausgesetzt sind, werden süß. Bei tieferen Temperaturen als –2Grad Celsius erfrieren die Kartoffeln. Bei solcher Kälte dürfen Kartoffeln auch nicht frei über die Straße getragen werden.
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Milchversorgung.
Das städtische Lebensmittelamt hat eine größere Menge kondensierter Milch für Kinder von 6 bis 14 Jahren bereit gestellt. Diejenigen Haushaltungen, deren vorzugsberechtigte Kinder durch ihren Milchhändler nicht mehr beliefert werden können, erhalten gegen Rückgabe der Milchkarten bei der Milchversorgungsstelle des städtischen Lebensmittelamtes Bezugsscheine für kondensierte Milch. Die kondensierte Milch wird ausgegeben in der städtischen Verkaufsstelle, Franziskanerstraße 1. Die ½-Liter-Dose kostet 1,75 M. und reicht zur Herstellung von 2 bis 3 Liter Milch.
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Noch weniger Petroleum.
Die Befürchtung, daß die Menge Petroleum, die auf die einzelnen Marken abgegeben werden kann, sich im Laufe der nächsten Monate noch niedriger stellen wird, hat sich bestätigt. Die Petroleumzuweisungen für den Monat Februar sind so gering, daß auf die Petroleummarken Nr. 8 und Nr. 9 für die Geschäfte über ¼ und ½ Liter Petroleum darauf nur die Hälfte der darauf bezeichneten Menge abgegeben werden kann. Die vom Lebensmittelamt wiederholt unternommenen Schritte auf Sonderzuweisungen sind bisher leider ohne Erfolg geblieben. Es kann daher nicht mehr als ¼ Liter Petroleum wöchentlich abgegeben werden. Näheres wird hierüber in den nächsten Tagen durch Bekanntmachung veröffentlicht.
Bekleidungsamt.
Eine größere Anzahl von der Reichsbekleidungsstelle überwiesenen Strümpfe sind an die einschlägigen Geschäfte zum Verkauf abgegeben worden. An die Verbraucher werden sie nur gegen Bezugsscheine zu von der Reichsbekleidungsstelle vorgeschriebenen Preisen abgegeben. [...]

(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)

    

Neues Operettentheater. „Die Rose von Stambul“, Operette in drei Akten, von dem bekannten Komponisten Leo Fall, Text von Julius Brammer und Alfred Grünwald, hat bei ihrer gestrigen ersten Aufführung im Neuen Operettentheater günstigen Erfolg gehabt. Zu der einfachen, doch hübschen, unterhaltenden Handlung hat Fall eine trefflich passende Musik geschrieben, die den erfahrenen Techniker beweist, der alle Kniffe und Geheimnisse seiner Kunst beherrscht. Der Komponist verstand es außerdem, uns oft zu interessieren, und wenn er auch mal trivial im Ausdruck wird, die Situation lebhaft vors Ohr und Auge zu stellen. Wir hörten manch’ hübsche, anmutige Melodie, und in der Orchestrierung viele überraschende Tonklänge. Die Einzelgesänge und Duette sind ansprechend und gefällig und zeigen ein gesundes und starkes Empfinden. Ihren Höhepunkt hat die Musik in den Ensembles und in dem großen Duett am Schluß des zweiten Aktes. Das Hauptinteresse in der gestrigen Aufführung verdienten Fräulein Suzi Pauly und Herr Paul Denker. Ihre Darstellung der Paschas Tochter Kondia Gül und des Achmed Bey waren recht gut. Eine erfreuliche gesangliche und mimische Darstellung bot Fräulein Paula Franke in der Partie der Midilli Hamun; wie immer pikant und chic in der Darstellung war Herr Willy Spanier als Fridolin, dem heiratsbedürftigen Sohn vom alten Müller aus Hamburg. Letzteren gab Herr Benno Nora mit vielem Erfolg . Herr Direktor A. Steffter, der auf die Ausstattung großen Wert gelegt hat, bewährte sich wieder als geschmackvoller Spielleiter, der Leben und Bewegung in die Aufführung zu bringen weiß. Die musikalische Leitung des Herrn Kapellmeisters Kurt Itzel zeichnete sich durch rhythmische Präzision aus. Das Publikum gab seiner Zufriedenheit mit der Aufführung durch wiederholte lebhafte Hervorrufe, Kranz- und reiche Blumenspenden Ausdruck.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

   

Die Hauswirtschaftliche Kriegshilfe macht die Hausfrauen von Bonn aufmerksam auf einen am 5. Februar 6 Uhr abends in der Lese stattfindenden Vortrag über „Das Reinigen der Wäsche“, der gewiß bei der jetzigen Seifen- und Waschmittelnot allseitigem Interesse begegnen wird.

Vom Vorgebirge schreibt man uns: An geeigneten Stellen im Garten hat man hier schon verschiedentlich in den letzten offenen Tagen Schneidsalat ausgesät. Derselbe kann die Kälte ziemlich vertragen, erfriert nicht leicht, so daß die Samen auch schon auf dem Schnee ausgesät wird. Die jetzige Aussaat ist schon im allerersten Frühjahre zeitig und wenn andere Leute noch kaum an die Aussaat denken, kann man an warmen Stellen schon Salat ernten. Da derselbe nach jedem Abschneiden wieder neu auswächst, hat man viel Freude an solch einem kleinen Beetchen Schneidsalat. Wird er später hart, so gebraucht man ihn noch immer zum Kochen von Grüngemüse, welches unserem Spinat sehr ähnlich ist.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)