Dienstag, 15. Januar 1918

   

Deutsche Vaterlandspartei. Sonntag, den 20. Jan., veranstaltet die Ortsgruppe Bonn und Umgebung zwei feierliche Kundgebungsversammlungen deutschen Siegeswillen in Bonn (11½ Uhr Bürgerverein) und Godesberg (6 Uhr Kurpark), in der eine Botschaft der Hauptleitung verlesen und der Vorsitzende der Ortsgruppe eine Ansprache halten und eine zu fassende gemeinsame Entschließung begründen wird.

Sammlung von Abfallstoffen jeder Art.
Fast die ganze Welt steht gegen uns und verschließt uns die auswärtigen Quellen jeder Art.
Wenn wir die Abfallstoffe, die sonst achtlos umkommen, nutzbringender Verwertung zuführen, so schaffen wir neue Werte und heben dadurch unser Nationalvermögen.
   Für die Rohstoffverwertung unserer Kriegswirtschaft und für die Volksernährung ist es eine zwingende Notwendigkeit, daß eine möglichst restlose Ausnutzung und Wiederverwertung gewerblicher und Haushaltsabfälle stattfindet.
Nichts ist heutzutage wertlos.
Die kleinsten Mengen, die aus dem einzelnen Haushalt kommen, vergrößern sich in der Gesamtheit einer Stadt zu ansehnlichen Massen.
Der Kriegsausschuß für Sammel- und Helferdienste, dem sich für die Sammeltätigkeit die hauswirtschaftliche Kriegshilfe (Nationaler Frauendienst) angeschlossen hat, richtet daher an alle Mitbürger die dringende Bitte, aus vaterländischen Grundsätzen die Sammeltätigkeit nach jeder Richtung zu unterstützen.
    Die Sammelstelle befindet sich in der Stockenstraße 3 und ist werktags täglich vormittags von 9 bis 12 Uhr und nachmittags von 3½ bis 6 Uhr geöffnet. [...]
Mitbürger! Laßt diese Mahnung zur Besserung unserer Kriegswirtschaft nicht an Euch vorübergehen, denkt daran, daß Ihr damit dem Vaterlande helft.
Bonn, den 7. Januar 1918
Oertlicher Kriegsausschuß für Sammel- und Helferdienst
D. Krantz

(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)

    

Die Bekleidung bedürftiger Erstkommunikanten.
Wir erhalten folgende Zuschrift: In diesem Jahre wird es ganz besonders schwer fallen, den bedürftigen Erstkommunikanten die notwendigen Kleidungsstücke zu beschaffen. Wohlhabende Katholiken haben gewiß in Schränken und Kommoden noch manche Herren- oder Damenkleider oder Unterzeuge, welche für sie selbst entbehrlich, die aber für die armen Kinder noch passend gemacht werden könnten. In der großen Stiftspfarre, die besonders auch von den ärmeren Klassen bewohnt wird, gibt es viele arme Kinder, deren Väter und Brüder draußen für uns kämpfen, denen aus solchen abgelegten Kleidern für ihre erste Kommunion geeignete Anzüge bereitet werden könnten. Ich bitte daher dringend, solche noch brauchbaren Sachen entweder an die Franziskanerinnen des Klosters in der Maargasse zu senden, oder mir Nachricht zu geben, damit ich sie abholen lassen kann.
Berndorff, Pfr.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

      

Die Kleiderstreckung ist jetzt eine ebensolche Notwendigkeit geworden, wie die Streckung der Nahrung. Fräulein Luise Duben aus Köln wird am Montag, den 21. Januar, 6 Uhr, auf Veranlassung der „Hauswirtschaftlichen Kriegshilfe“ in der Lese einen Vortrag halten und zeigen, wie man aus Decken, Vorhängen, alten Wäschegegenständen und auch aus Herrenkleidung vortreffliche Bekleidungsstücke herstellen kann. Außerdem wird sie an Beispielen zeigen, wie man schadhaft gewordene Strümpfe ausbessern kann, indem man aus alten Beinlängen geschnittene neue Sohlen, Fersen und Spitzen einsetzt. Die „Hauswirtschaftliche Kriegshilfe“ wird in dieser Woche an Montags und Donnerstags Strümpfe zum Flicken in der neuen Sammelstelle Stockenstraße 3 annehmen.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)